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Heiße Nächte in Mexiko - Roberts, N: Heiße Nächte in Mexiko

Heiße Nächte in Mexiko - Roberts, N: Heiße Nächte in Mexiko

Titel: Heiße Nächte in Mexiko - Roberts, N: Heiße Nächte in Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Holzböden? Waren die Fenster rund? Etwa noch aus Bleiglas? Gab es auch einen Garten, in dem sich die Rosenstöcke an Pergolen emporwanden? Entschieden unterdrückte sie den Impuls und spülte stattdessen nur ihre Tasse ab. „Ihr kleiner Vortrag ändert nichts an der Tatsache, dass wir Fremde füreinander sind.“
    „Aber ob wir einander kennen oder nicht, ändert auch nichts daran, dass wir zusammen in derselben Sache stecken.“
    Die Tasse rutschte ihr aus den Fingern und fiel klappernd ins Spülbecken. Wortlos nahm Liz sie wieder auf und hielt sie unter den Wasserstrahl, stellte sie dann in das Abtropfgestell. Am Rand war ein Stückchen von dem Porzellan abgesplittert, aber das war im Moment wohl ihr geringstes Problem. „Ihnen bleiben zehn Minuten“, sagte sie. Doch als sie an ihm vorbeigehen wollte, hielt er sie am Arm fest.
    „Wir stecken in derselben Sache, Elizabeth“, wiederholte er eindringlich. Seine Stimme blieb absolut ruhig. Allein dafür hasste sie ihn.
    „Nein, tun wir nicht. Sie wollen Vergeltung für den Tod Ihres Bruders. Ich versuche nur, mein normales Leben weiterzuführen.“
    „Glauben Sie wirklich, die Normalität würde sich wieder einstellen, wenn ich nach Philadelphia zurückkehrte?“
    Ohne Erfolg versuchte sie ihren Arm loszureißen. „Ja!“ Und weil sie wusste, dass sie log, sagte sie es viel zu laut. Ihre Augen funkelten vor unterdrückter Wut.
    „Der allererste Eindruck, den ich von Ihnen hatte, war, dass Sie intelligent sind. Ich weiß nicht, warum Sie sich hier auf dieser netten kleinen Insel verstecken, Liz, aber Sie besitzen einen scharfen und gesunden Verstand. Wir wissen beide, dass das, was gestern Abend passiert ist, auch passiert wäre, wenn ich mich nicht auf der Insel aufhielte.“
    „Na schön.“ Sie gab ihre Befreiungsversuche auf. „Was gestern passiert ist, hat also nichts mit Ihnen zu tun. Aber mit Jerry. Von meiner Seite aus betrachtet, macht das keinen großen Unterschied.“
    Er erhob sich, ohne sie loszulassen. „Solange jemand glaubt, Sie wüssten, was Jerry vorhatte, sind Sie in Gefahr. Und solange die Bedrohung anhält, bleibe ich an Ihrer Seite. Denn Sie werden mich zu Jerrys Mörder führen, entweder direkt oder indirekt.“
    Liz wartete einen Moment, bis sie sicher sein konnte, dass sie nicht die Fassung verlor und ruhig sprechen konnte. „Ist das alles, was andere Menschen Ihnen bedeuten, Jonas? Werkzeuge? Mittel zum Zweck?“ Eindringlich schaute sie ihn an, seine Miene war hart und undurchdringlich. „Für Männer wie Sie stehen die eigenen Interessen immer an erster Stelle.“
    Wütend, ohne zu wissen, warum, umfasste er mit seiner Hand ihr Kinn. „Sie haben noch nie einen Mann wie mich gekannt.“
    „Doch, ich denke schon“, erwiderte sie leise. „Sie sind keineswegs einzigartig. Sie wuchsen mit viel Geld und mit noch mehr an Sie gestellten Erwartungen auf. Sie haben die bestmögliche Ausbildung erhalten und verkehren in den höchsten Kreisen. Ihr Ziel steht fest, und wenn Sie auf Ihrem Weg nach oben über Leichen gehen müssen, dann tun Sie das auch. Schließlich ist es nichts Persönliches.“ Sie holte tief Luft. „Das ist überhaupt das Schlimmste daran – es ist nie etwas Persönliches.“ Sie schob seine Hand fort und befreite ihr Kinn. „Was erwarten Sie von mir?“
    Nie zuvor in seinem Leben hatte ihn jemand sich derart niederträchtig fühlen lassen. Mit wenigen Worten hatte Liz ihn gerichtet und verurteilt. Er dachte an seinen Traum zurück, an die leeren Augen der Jury. Er fluchte und drehte sich auf dem Absatz um, um zum Fenster zu marschieren. Er konnte jetzt keinen Rückzieher machen, ganz gleich, wie mies sie ihn sich auch fühlen ließ. Er wusste, dass er recht hatte: Ob er hierblieb oder nach Philadelphia zurückkehrte … es änderte nichts daran, dass sie der Schlüssel im Rätsel um den Mord an Jerry war.
    Draußen war eine Hängematte zwischen zwei Palmen gespannt, gelb und blau gestreift. Er fragte sich, ob sie sich je die Zeit nahm, die Hängematte auch zu benutzen. Ihm schoss der Gedanke in den Kopf, dass er Liz jetzt gerne bei der Hand nehmen, sie in den Garten hinausführen und sich mit ihr zusammen in die Hängematte legen würde. Es wäre schön, keine größeren Sorgen zu haben, als die Fliegen zu verscheuchen.
    „Ich muss mit Luis reden“, sagte er. „Er muss mir sagen, durch welche Kneipen und Bars er mit Jerry gezogen ist. Muss mir die Namen von den Leuten geben, mit denen Jerry zu tun

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