Heiße Nächte in Mexiko - Roberts, N: Heiße Nächte in Mexiko
ovalen gebräunten Gesicht noch mehr kindlichen Charme. Wären da nicht diese Augen, hätte Jonas nie eine Verbindung zwischen dem Mädchen und Liz hergestellt. Es waren die gleichen Augen, von einem warmen Dunkelbraun, leicht schräg gestellt. Und doch schaute das Mädchen auf dem Foto den Betrachter aus lachenden Augen an. Es war ein offener und vertrauensvoller Blick. In ihren Augen lag kein Geheimnis wie in denen ihrer Mutter.
„Das ist Ihre Tochter.“
„Ja.“ Liz schlüpfte in den zweiten Schuh, bevor sie Jonas den Bilderrahmen aus der Hand nahm und wieder an seinen Platz zurückstellte.
„Wie alt ist sie?“
„Zehn. Können wir dann losgehen? Ich möchte nicht zu lange ausbleiben.“
„Zehn?“ Leicht verwirrt schaute Jonas zu Liz herüber, sein Blick ließ sie auf ihrem Weg zur Tür innehalten. Er hatte geglaubt, Faith wäre höchstens halb so alt. Das Resultat einer Beziehung hier auf der Insel, die dann in die Brüche gegangen war. „Sie können unmöglich ein zehn Jahre altes Kind haben.“
Liz betrachtete das Foto ihrer Tochter. „Doch, ich habe ein zehn Jahre altes Kind.“
„Dann müssen Sie selbst noch ein Kind gewesen sein.“
„Nein. Nein, das war ich nicht.“
Wieder wandte sie sich zum Gehen, wieder hielt er sie auf. „Wurde sie geboren, bevor Sie herkamen?“
Lange musterte Liz ihn mit ausdruckslosen Augen. „Sie kam sechs Monate nach meiner Ankunft auf Cozumel zur Welt. Wenn Sie meine Hilfe wollen, Jonas, sollten wir jetzt gehen. Fragen über Faith zu beantworten gehörte nie zu unserer Abmachung.“
Trotzdem ließ er ihre Hand nicht los. Seine Stimme war unerwartet sanft, als er sprach. „Er war ein Mistkerl, oder?“
Sie hielt seinem Blick unerschüttert stand. Ihre Lippen verzogen sich abfällig. „Ja. Ja, das war er.“
Ohne zu wissen, woher der Impuls kam, beugte Jonas sich leicht vor und strich flüchtig mit seinem Mund über ihre Lippen. „Ihre Tochter ist hübsch, Elizabeth. Sie hat Ihre Augen.“
Sie spürte, dass die Mauer um ihr Herz anfing zu bröckeln. Viel zu stark, viel zu schnell. Verständnis lag in seiner Stimme, aber kein Mitleid. Und nichts hätte sie schwächer machen können. Es war reiner Selbstschutz, dass sie zurückwich. „Danke. Aber jetzt müssen wir wirklich gehen. Ich muss morgen früh aufstehen.“
Der erste Club, in den sie gingen, war laut und überfüllt mit amerikanischen Touristen. Auf einem Podest stand ein DJ in einem knappen weißen T-Shirt und legte Platten auf, kündete jeden neuen Song mit einem bunten Feuerwerk der Lichtorgel an. Jonas und Liz bestellten Drinks und einen Imbiss. Jonas schaute sich aufmerksam um, hoffte, auf einem der Gesichter eine Reaktion auf sein Erscheinen zu entdecken.
„Luis meinte, sie seien oft hergekommen, weil Jerry die Musik hier mochte.“ Liz knabberte warme Nachos und ließ den Blick durch den vollen Raum wandern. Es war nicht die Art Lokal, die sie sich aussuchen würde, um abends auszugehen. Die Tische standen viel zu eng zusammen, sodass man aufpassen musste, um nicht an den Ellbogen des Nachbarn zu stoßen, und die Musik war so laut, dass man schreien musste, um sich überhaupt verständigen zu können. Aber die Menge schien sich zu amüsieren, die Leute sangen mit oder riefen sich über die Lautstärke hinweg kurze Sätze zu. Am Nebentisch experimentierte eine Gruppe junger Leute mit einer Flasche Tequila und einer Schüssel voll mit Zitronenvierteln. Liz war ziemlich sicher, dass die jungen Gringos morgen mit einem fürchterlichen Kater aufwachen würden.
Dieser Club entspricht definitiv Jerrys Vorlieben, entschied Jonas in Gedanken. Laut, exzessiv und zum Bersten voll. „Hat Luis vielleicht etwas davon erwähnt, dass Jerry sich mit irgendjemandem besonders lange unterhalten hätte?“
„Mit Frauen.“ Liz biss lächelnd in eine Tortilla. „Luis war sehr beeindruckt von Jerrys Geschick, Frauen … nun, Frauen für sich zu interessieren.“
„Gab es eine besondere Lady?“
„Luis meinte, es habe da eine gegeben. Aber Jerry hat sie wohl nur ‘Baby’ genannt.“
„Der alte Trick“, murmelte Jonas abwesend.
„Trick?“
„Sicher. Wenn man sie immer alle nur ‘Baby’ nennt, verwechselt man die Namen nicht und erspart sich damit reichlich Schwierigkeiten.“
„Ich verstehe.“ Liz nippte an ihrem Wein und fand ihn köstlich.
„Könnte Luis die Lady beschreiben?“
„Nur, dass sie jeden umgehauen hat – ‘eine heiße Braut’, so hat er sie beschrieben. Eine
Weitere Kostenlose Bücher