Heiße Nächte in Mexiko - Roberts, N: Heiße Nächte in Mexiko
Ruhe haben, bis ich weiß, wer ihn umgebracht hat.“
„Wir werden sie finden.“ Impulsiv legte sie ihre Wange an seine. Manchmal half allein der Kontakt zu einem anderen Menschen, um Schmerzen zu lindern. „Und dann ist es vorbei.“
Er war nicht sicher, ob er wollte, dass es vorbei war. Nicht alles. Er strich mit der Hand ihren Arm herab, musste einfach ihre Haut berühren und fühlen. Sie war eiskalt. „Die Sonne ist schon untergegangen.“ Er wickelte das Handtuch um sie. Bei einer anderen Frau wäre es eine Geste reiner Höflichkeit gewesen. Bei Liz tat er es, weil er sie beschützen wollte. „Du solltest besser aus diesem nassen Badeanzug heraus. Lass uns zusammen zum Dinner gehen.“
„Hier?“
„Sicher. Das Restaurant im Hotel soll eines der besten in der Stadt sein.“
Liz sah die Eleganz des Hotels vor sich und dachte daran, was sie in ihre Reisetasche gepackt hatte. „Ich hab nichts anzuziehen.“
Er lachte auf und legte einen Arm um sie. Das war der erste typisch weibliche Satz, den er sie je hatte aussprechen hören. „Such dir was in der Boutique aus und lass es wieder auf die Zimmerrechnung setzen.“
„Aber …“
„Keine Sorge. Ich habe den kreativsten Buchhalter in ganz Philadelphia.“
7. KAPITEL
S ie war absolut überzeugt gewesen, dass sie niemals in einem fremden Bett würde schlafen können, erst recht nicht in einem Hotelbett. Deshalb war Liz umso überraschter, als die Sonne sie am nächsten Morgen aufweckte. Nicht nur hatte sie geschlafen, sie hatte sogar wie ein Stein geschlafen. Und nach acht vollen Stunden war sie wach und ausgeruht und bereit für den neuen Tag. Dumm nur, dass es erst kurz nach sechs war und sie nichts zu tun hatte. Aber ihre innere Uhr war nun mal darauf eingestellt, frühmorgens aufzuwachen. Ein Trip nach Acapulco änderte daran nichts.
Andere Dinge hat diese Reise allerdings schon geändert, erinnerte sie sich in Gedanken und streckte sich in dem großen Bett aus. Sie steckte mittendrin in einem Drama aus Mord, Drogen und Schmuggel. Allein daran zu denken, jagte ihr einen Schauder über den Rücken. Sie schüttelte schwach den Kopf. Wäre es ein Film, sie hätte am Fernsehschirm geklebt und die Story voller Spannung mitverfolgt. Bei einem Buch hätte sie die Seiten verschlungen und gar nicht schnell genug umblättern können. Doch für ihr eigenes Leben … da wäre ihr ein wenig Langeweile lieber gewesen. Aber Liz war zu realistisch, um sich noch länger einzureden, sie könnte sich von all dem distanzieren und sich einfach heraushalten. Ob es ihr passte oder nicht, sie war in dieses Drama verwickelt. In ein Drama, in dem auch Jonas Sharpe vorkam. Die Frage blieb jetzt nur: Welchen Schritt sollte sie nun unternehmen?
Weglaufen konnte sie nicht. Das war nie eine Option gewesen. Sie war ja bereits zu dem Schluss gekommen, dass sie sich nicht auf ewig hinter Moralas und seinen Männern verstecken konnte. Früher oder später würde der Mann mit dem Messer zurückkommen. Oder ein anderer, der vielleicht noch entschlossener oder noch kaltblütiger war. Ein zweites Mal würde sie sicherlich nicht lebend davonkommen. In dem Moment, in dem sie in die Geldkassette gesehen hatte, war sie zu einem vollwertigen Teilnehmer in diesem gefährlichen Spiel geworden. Womit der Kreis sich schloss, weil sie das wieder zu Jonas zurückbrachte. Sie hatte keine andere Wahl mehr, sie musste ihm vertrauen. Sollte er jetzt sein Vorhaben, den Mörder seines Bruders ausfindig zu machen, aufgeben und nach Philadelphia zurückkehren, würde sie allein dastehen. Sie konnte sich wünschen, dass es anders wäre, so viel sie wollte – sie brauchte ihn jetzt genauso sehr wie er sie.
Und noch etwas hatte sich geändert. Ihre Gefühle für ihn waren noch verwirrender als vorher. Ihn gestern Abend so zerschlagen und verletzlich zu sehen, hatte bei ihr mehr als nur unpersönliches Mitgefühl und physische Anziehung hervorgerufen. Eine Art Bindung war entstanden, die sie drängte, ihm zu helfen. Nicht nur um ihrer selbst willen, sondern um seinetwillen. Er litt, weil er seinen Bruder verloren hatte, und er litt wegen der Dinge, die sein Bruder getan hatte. Sie hatte auch einmal geliebt und doppelt gelitten, unter dem Verlust und zusätzlich unter der Enttäuschung.
War das wirklich in einem anderen Leben gewesen? fragte sie sich. War es überhaupt möglich, schlicht von einem Leben in ein anderes zu wechseln? Schien es nicht viel eher, dass Jahre ins Land gehen konnten, dass die
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