Heiße Nächte in Mexiko - Roberts, N: Heiße Nächte in Mexiko
zurückkehren konnte.“
Der Cracker zerbrach zwischen seinen Fingern. „Das muss schwierig für dich gewesen sein.“
„Das einzig Schwierige war, jeden Morgen mein Baby bei Señora Alderez abzugeben. Aber die señora war einfach wunderbar zu Faith und mir. So habe ich dann auch das Haus hier gefunden. Wie auch immer … ich eröffnete also den Taucherladen.“
Ihr war gar nicht klar, dass es umso trostloser klang, je knapper sie es beschrieb. „Du sagtest, der Laden sei ein Wagnis gewesen.“
„Alles ist ein Wagnis. Und heißt es nicht, wer nicht wagt, der nicht gewinnt? Hätte ich weiter die Stelle im Hotel behalten, dann wäre es mir nie möglich gewesen, Faith das zu geben, was ich ihr geben will. Ich glaube, dass ich auch selbst das Gefühl gehabt hätte, zu kurz gekommen zu sein. Möchtest du noch etwas?“
„Nein, danke.“ Er stand auf und begann, das Geschirr abzuräumen, während er sich überlegte, wie er näher an sie herankommen konnte. Nur ein falsches Wort von ihm, und sie würde sich wieder verschließen. Aber je mehr er von ihr erfuhr, desto mehr wollte er über sie wissen. „Wo hast du tauchen gelernt?“
„Hier auf Cozumel. Damals war ich nicht viel älter, als Faith jetzt ist.“ Aus reiner Gewohnheit begann sie, das übrig gebliebene Essen in Plastikschalen umzufüllen und in den Kühlschrank zu stellen, während Jonas mit dem Geschirrspülen begann. „Ich kam mit meinen Eltern her. Das Tauchen hat mich sofort gefangen genommen. Es war wie … ich weiß nicht … als würde man plötzlich fliegen können. Das ist wohl der passendste Vergleich.“
„Bist du deshalb hierhergekommen?“
„Ich kam her, weil ich gute Erinnerungen an die Insel hatte. Hier habe ich mich immer wohlgefühlt. Ruhig und friedvoll. Ich hatte das Gefühl dringend nötig.“
„Aber zu der Zeit musst du in den Staaten doch noch zur Schule gegangen sein.“
„Ich hatte gerade mit dem College angefangen.“ Liz musste einige Dinge im Kühlschrank umsortieren, um Platz zu schaffen. „Ich studierte im ersten Semester Meereswissenschaften. Ich wollte Meeresbiologin werden, wollte lehren und allen anderen die Wunder der Unterwasserwelt nahebringen. Eine Wissenschaftlerin, die alle Antworten finden würde. Es war ein so großer Traum, dass er alles andere zurückdrängte. Meine Nase steckte ständig in den Büchern, ich ging nur ganz selten aus. Und dann …“ Sie brach abrupt ab, riss sich zusammen. Langsam richtete sie sich auf und schloss die Kühlschranktür. „Zum Spülen wirst du Licht brauchen.“
„Und dann … was?“ Eine Hand an ihrer Schulter, drehte er sie zu sich herum, nachdem sie das Licht eingeschaltet hatte.
Sie starrte in sein Gesicht. Helles Licht fiel auf sie beide, löschte die flackernden Schatten der Kerzenflammen. „Dann traf ich Faiths Vater. Das war das Ende meiner großen Träume.“
Das Bedürfnis, alles zu erfahren, trübte sein Urteilsvermögen. Er vergaß sämtliche Vorsicht. „Hast du ihn geliebt?“
„Ja. Hätte ich das nicht getan, gäbe es Faith heute nicht.“
Das war nicht die Antwort, die er hatte hören wollen. „Warum ziehst du sie dann heute alleine auf?“
„Das ist doch wohl klar, oder etwa nicht?“ Wut brodelte in ihr. Sie schob seine Hand von ihrer Schulter. „Er wollte mich nicht.“
„Ob er dich wollte oder nicht, er hatte eine Verantwortung dir und dem Kind gegenüber.“
„Erzähl mir nichts von Verantwortung. Faith ist meine Verantwortung.“
„Das Gesetz sieht das in einem solchen Fall aber anders.“
„Dein Gesetz kannst du behalten“, fauchte sie. „Er konnte jeden Paragrafen Wort für Wort zitieren, nur bedeutete das nichts für ihn. Er wollte weder mich noch das Kind.“
„Also hast du wegen deines Stolzes deine Rechte aufgegeben?“ Jähe Ungeduld erfasste ihn, er steckte die Hände in die Hosentaschen und ging zum Spülbecken zurück. „Warum hast du nicht für das gekämpft, was dir zustand?“
„Du willst also wirklich die Details hören, Jonas?“ Mit der Erinnerung kamen auch der Schmerz und die Scham zurück. Liz konzentrierte sich auf den Zorn. Sie setzte sich wieder an den Tisch, nahm ihr Glas in die Hand und trank einen großen Schluck. „Ich war noch nicht ganz achtzehn. Ich ging aufs College, um genau das zu studieren, was ich studieren wollte. Damit ich genau das tun konnte, was ich tun wollte. Ich hielt mich für sehr viel reifer als die meisten meiner Kommilitonen, die nur von Seminarraum zu Seminarraum
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