Heiße Schatten
Liebe?«
»Die Nacht war …« Ich stocke und seufze in wehmütiger Erinnerung. Bevor ich den tragischen Ausgang schildern kann, spricht Sam schon weiter:
»Eine tolle Jacht, Sterne, das Meer, eine heiße Affäre mit dem Chef … nicht schlecht, oder?«, lacht Sam.
Trotzdem, das Wort »Affäre« gefällt mir nicht. »Ich bin keine Affäre!«, protestiere ich. »Zumindest will ich keine sein«, relativiere ich in Erinnerung an schöne unbekannte Frauen und den Mann meiner Träume, der mich gestern auf dem Teppich zurückgelassen hat.
Sam merkt, dass etwas nicht stimmt. »Was ist los? Das klingt aber nicht so toll.«
»Ich weiß es auch nicht. Die Nacht war eigentlich großartig. Er war liebevoll und zuvorkommend, und ehrlich gesagt hatte ich noch nie im Leben so guten Sex. Er kann alles! Alle Männer, die ich vor ihm hatte, stehen seit gestern als Anfänger oder Dilettanten dar. Er hat eine Menge Erfahrung.«
»Wo ist dann das Problem?«
»Ich hoffe, ich werde nicht ebenfalls zu einer seiner vielen Erfahrungen!«, platzt es aus mir heraus.
»Hoppla«, meint meine beste Freundin betroffen. »Da bist du dir aber nicht sicher, richtig? Und du willst nicht nur den Moment genießen, sondern eine richtige Beziehung mit ihm, ist das so?«
»Weißt du, im Grunde weiß ich gar nichts über ihn. Er ist charmant und selbstsicher. Gleichzeitig ist da ganz viel Fassade. Er ist Geschäftsmann, aber seine Geschäfte macht er mit Bootsbau für die Bundeswehr und wohl auch für andere Militäreinheiten. Er spendet ein Vermögen für wohltätige Zwecke und kennt gleichzeitig die übelsten Typen aus dem Bereich ‚Import und Export‘ – ich meine, verdächtiger geht es gar nicht mehr! Gestern hat mich einer gefragt, ob ich für Konstantin ‚chemische Küche‘ koche. Was meint der damit? Und das war ein ziemlich windiger Typ, das kann ich dir sagen. In den Lagerräumen gibt es lauter nutzlosen Raum, der durchweg zu schmal, zu flach oder zu hoch ist, um irgendwie für eine Bordküche nützlich zu sein. Und weißt du, was das Schlimmste ist? Der seltsame Typ von gestern kam in Begleitung einer wunderschönen Frau, die offenbar die Schwester einer Frau ist, mit der Konstantin gut bekannt ist. So! Und wo stehe ich jetzt?«
Wie ein Wasserschwall habe ich Sam mit allem überschüttet, was mir den Schlaf raubt. Ich habe mich so richtig in Rage geredet. »Das ist aber alles vertraulich!«, schiebe ich schnell hinterher – immerhin ist Sam Klatschreporterin und ich will auf keinen Fall meine Beziehung, oder was auch immer das mit Konstantin war, noch weiter gefährden.
»Ich habe recherchiert. Viel war übrigens nicht zu finden. Dein Freund« – sie überbetonte das Wort – »hat keine Vergangenheit. Das ist aber ausgeschlossen. Also muss es etwas Verborgenes geben – schließlich ist er alt genug, um ein Leben gehabt zu haben. Er verbirgt einiges, so viel ist sicher.
Was ich herausgefunden habe, ist, dass er in den 80er-Jahren in Nordafrika militärisch im Einsatz war. Damals gab es Kooperationen mit den Franzosen, vor allem in Tunesien, Libyen und Algerien. Er ist Major und stand damals einer Sondereinheit vor. Das weiß ich aufgrund eines verirrten Fotos im Internet, das seinen Namen dank Googles Gesichtserkennung im Netz verewigt hat. Was die Einheit gemacht hat, konnte ich allerdings nicht herausfinden. Keine Information. Diese Seiten sind nicht mehr erreichbar. Ich schicke dir mal das Foto. Check mal deine Mails.«
Ist das alles? »Und sonst? Du weißt doch sonst immer, wer mit wem was laufen hat! Raus mit der Sprache!«, fordere ich sie auf.
»Aaalso, in Sachen Frauen totale Finsternis. Er ist aber nicht schwul!«, versichert mir Samantha.
»Das weiß ich selber!«, schimpfe ich, dann muss ich lachen. »Es geht um die Frauen in seinem Leben. Hat er Kinder, Exfrauen, einen Harem im Ausland?«
»Kann ich leider nicht sagen. Es ist schon merkwürdig. Nichts zu finden. Es gibt ein paar Fotos, auf denen er mit Fotomodellen und Künstlerinnen zu sehen ist. Ich habe einige dieser Damen kontaktiert. Sie alle hatten keine Beziehung mit ihm, zumindest nichts, das über eine kurze und unverbindliche Sache hinausging. Übrigens hat er bei all diesen Frauen einen sauberen Abgang hingelegt – sie würden jederzeit wieder mit ihm ausgehen.«
»Jetzt fühle ich mich besser«, gebe ich zynisch zurück. »Genau das, was ich immer wollte – einen professionellen Abgang im Zusammenhang mit dem einzigen Mann, der mich Tag und Nacht
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