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Heißer als Feuer: Roman (German Edition)

Heißer als Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Heißer als Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Fenster. Sie starrte in eine ungewisse Ferne. Am Horizont malte sich ein Sonnenuntergang in zarten Rosatönen ab. Irgendwo bellte ein Hund. »Ich versuche, schonungslos ehrlich mit dir zu sein«, schob er nach. »Ich bin nur ein Mensch, Shay. Ein Mensch aus Fleisch und Blut. Aber ich bin auch Seelsorger. Und nehme dieses Amt kraft meiner Berufung vor Gott sehr ernst. Alles, was ich tue, sämtliche Entscheidungen, die ich treffe, haben damit in Einklang zu stehen.«
    Darauf wusste sie nichts zu erwidern, und ihr empörtes Gesicht verschwand. Sie ließ die Schultern hängen, griff abwesend nach dem Messingsprüher und befeuchtete einen Farn. »Und weswegen bist du dann hergekommen? Die Situation ist hoffnungslos. Um es mal auf den Punkt zu bringen: Ich bin, wie ich bin, eine lebenshungrige, unbequeme Individualistin mit einem lockeren Mundwerk, und du hast in deiner Gemeinde eine Vorbildfunktion zu erfüllen, so einfach ist das.Wie soll das zwischen uns klappen?«
    Mit zwei Schritten war er bei ihr, nahm ihr den Pflanzenbefeuchter aus der Hand. Er stellte den Sprüher auf ein Pflanztischchen aus geschwärztem Metall und schnellte abermals zu ihr herum: »Wenn ich unsere Lage für hoffnungslos halten würde, wäre ich nicht hier. Seit dem betreffenden Wochenende quäle ich mich ständig mit irgendwelchen Fantasien und Illusionen. Ich möchte endlich Klarheit, Shay. Deshalb musste ich herkommen und die Karten offen auf den Tisch legen. Ich weiß, vermutlich stärker noch als du, dass es nicht einfach werden wird.Vielleicht wird auch nichts aus uns. Möglich, dass wir im Groll oder als weltallerbeste Freunde oder als unglückliche Geliebte auseinandergehen, aber genau das will ich herausfinden, Shay. Ich finde, das sind wir einander schuldig, oder bist du da anderer Ansicht?«
    »Ich weiß es nicht«, seufzte sie. »Ian, du bist Pfarrer. Ein Geistlicher . Also … dass ich irgendwann mal mit einem Pfarrer zusammen sein könnte, daran hätte ich nicht im Traum gedacht.«
    Er grinste und zeigte zwei Reihen gepflegter weißer Zähne. »Du kannst es mir glauben, ich fand die Vorstellung genauso abwegig, dass ich mich in ein Aktmodell vergucken könnte.« Sein Grinsen verlor sich, und er wurde wieder ernst. »Mal was anderes.Wie stehst du eigentlich zu Religion und Kirche, Shay?«
    Es schien Ian sehr am Herzen zu liegen, wie ihre Antwort lautete. Das schloss Shay aus der drängenden Intensität, die in seiner Frage schwang. »Ich bin Protestantin. Meine Eltern besuchten regelmäßig den Sonntagsgottesdienst mit mir, als ich aufwuchs, allerdings war Mom dieses Ritual bei Weitem wichtiger als Dad. Ich denke, er empfand ähnlich wie ich, nämlich dass nicht die Institution Kirche das Wesentliche ist, sondern die persönliche Beziehung des Einzelnen zu Gott. Anson schleppte mich förmlich mit in die Kirche. Ich bin zwar mitgegangen, aber immer erst nach hitzigen Debatten. ›Sehen und gesehen werden‹, das war sein Motto. Bloß deswegen ging er hin, und nicht etwa, weil er besonders gläubig war. So etwas finde ich widerlich.«
    »Ich auch.Vermutlich haben wir mehr Gemeinsamkeiten, als du denkst.«
    Er versuchte, ihr Dilemma auf die leichte Schulter zu nehmen, aber Shay blieb weiterhin skeptisch. Sie hatte schon einmal vor den Trümmern einer Beziehung gestanden – und das tat weh. Sie hatte einen Mann geheiratet, der sie nach seinen Vorstellungen hatte formen wollen. Und ihn unglücklich gemacht, weil sie nicht dem Ideal entsprach, das ihm vorgeschwebt hatte. Die seelischen Wunden, die er ihr zugefügt hatte, waren lange nicht geheilt.Anson hatte sie klein gemacht, ihr Minderwertigkeitskomplexe eingeimpft, ihr dauernd vorgehalten, dass sie seiner nicht würdig war. Damit hatte er sie tief gedemütigt. Und wenn sie bei einem gesellschaftlichen Aufsteiger und Blender wie Anson schon so empfand, wie konnte dann eine Beziehung mit Reverend Ian Douglas klappen, einem wirklich ernsthaften und empathischen Menschen? Unwahrscheinlich.
    »Ich kann mich nicht mehr ändern, Ian. Und selbst wenn ich könnte, würde ich es nicht wollen. Ich bin nun einmal sehr geradlinig, ich bilde mir meine eigene Meinung, mit der ich auch nicht hinterm Berg halte. Ich würde dich bestimmt nie vorsätzlich in eine peinliche oder kompromittierende Situation bringen, aber bei meiner frechen Klappe ist es durchaus drin, dass mir das eine oder andere unbewusst herausrutscht.«
    »Darüber war ich mir im Klaren, als ich heute herkam. Ich mag dich, wie du bist,

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