Heißer als Feuer: Roman (German Edition)
eine Illusion gehalten. Er öffnete den obersten Blusenknopf. Den zweiten. Shay stockte der Atem. Sie würde ihn nicht daran hindern, ganz egal, was er machte, und trotzdem konnte sie es kaum fassen.
Er öffnete den dritten Knopf und hielt inne. Betörend langsam schob er das hauchzarte Material auseinander. Seine Hand glitt zu ihrem Schulterblatt. Sein Daumen presste sich auf ihren Halspuls, der zu einem wilden Rhythmus beschleunigt hatte. »Ich musste dich einfach anfassen, dich fühlen.« Er seufzte. Sie schloss die Augen, spürte, wie ihrer beider Lippen erneut miteinander verschmolzen.
Ihr heißer Kuss war feucht und leidenschaftlich wie ein Liebesakt. Sein Daumen massierte weiterhin erotisierend ihr Schlüsselbein. Es war ein kleiner Vorgeschmack auf all das, was sein glutvoller Blick sonst noch versprach. Sie schmiegte ihre harten Knospen an seinen Solarplexus, eine stumme Aufforderung an Ian, diese lockenden Inseln zu liebkosen. Und als er Shay stöhnend an sich presste, wusste sie, dass er ihre heimlichen Sehnsüchte teilte.
Gleichzeitig spürte sie, dass Ian eine gewisse Schwelle nicht übertreten würde. Es gab Tabugrenzen in seinem Beruf. Nicht zuletzt, weil er eine Vorbildfunktion zu erfüllen hatte. Aber ebendieser verbotene Reiz an ihren Wünschen und Obsessionen befeuerte die Glut ihres Kusses.Von einer aufpeitschenden Woge der Lust durchflutet, prickelte ihr Schoß, kribbelten ihre Brüste, und ihr Herz tanzte einen wilden Takt. War das der Beginn einer neuen Liebe? Die Vorstellung war elektrisierend und zugleich gefahrvoll, signalisierte ihre Ratio, aber das Begehren, das durch ihre Venen pulste, verwischte Shays sämtliche Bedenken.
Seine attraktiven Züge von Schuldgefühlen und Resignation verschattet, nahm Ian schweigend die Hand von ihrer nackten Schulter. Er zog leise die Tür hinter sich ins Schloss.
Sie lauschte dem Geräusch seiner Schritte, die dumpf im Treppenhaus verhallten, und grübelte niedergeschlagen. Herrje, wie sollte sie bloß ohne Ian die Woche überstehen? Die Zeit bis zu ihrem Date am Freitag erschien ihr unsäglich lang.
Kapitel 6
I rgendwie schaffte sie es, obwohl es ihr entsetzlich schwerfiel, sich in den nächsten Tagen auf ihren Job zu konzentrieren. In der Galerie war sie mit ihren Gedanken woanders und bediente die Kunden mit gleichgültiger Höflichkeit. Sobald die Türglocke bimmelte, flog ihr Blick jedoch zum Eingang in der Hoffnung, dass Ian auf einen kurzen Abstecher bei ihr hereinschaute.Wenn er auch so unter der Trennung litt wie sie, war die Möglichkeit doch gar nicht so abwegig, oder?
Vandiveer blieb natürlich nicht verborgen, wie apathisch und lustlos Shay wirkte. »Die Kundin eben hätte die Vase bestimmt gekauft. Sie hätten sich bloß mehr Mühe zu geben brauchen und sie ein bisschen beschwatzen müssen«, kritisierte er, nachdem eine Kundin unverrichteter Dinge sein Geschäft verlassen hatte. »Reißen Sie sich zusammen, Shay, oder gehen Sie nach Hause und nehmen Sie sich eine Auszeit, bis sie wieder fit sind. In unserem Metier sind Einsatz und Beratung unverzichtbar. Sie schleichen hier herum wie ein Zombie und vergraulen mir die ganze Kundschaft.«
»Es tut mir leid.« Shay seufzte. »Ich... ich fühle mich schon die ganzen letzten Tage nicht gut.«
Vandiveer hüstelte hinter vorgehaltener Hand. »Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber ich würde glatt darauf tippen, dass sie verliebt sind.« Ihr Kopf schnellte zu ihm herum. »Aber, aber, mein Mädchen.« Er lachte. »Hab ich da einen empfindlichen Nerv getroffen? Ein neuer Beau in Ihrem Leben, Shay?« Seine Stimme klang weich und fast ein wenig spöttisch. Er hatte ihr die Frage schon etliche Male gestellt, seit sie bei ihm arbeitete. Irgendwie hatte ihr Boss die frivole Neugier einer unbefriedigten alten Jungfer an sich, fand Shay. Und ihre Antwort war stets ein gedehntes Neiiin gewesen.
»Schon möglich«, meinte sie ausweichend. Sie nahm eine frisch gerahmte Lithografie, hielt sie prüfend vor eine der Ausstellungswände und legte den Kopf schief. »Er ist Pfarrer.« Die vorübergehende Trennung von Ian war hart genug, da wollte sie sich auf Vandiveers Kosten wenigstens ein bisschen Spaß gönnen.
Wie von ihr erwartet, reagierte der entsprechend verblüfft. »Schau mal einer an, das Supermodel hat sich einen Pfarrer geangelt!«
»Ja, so in etwa. Mit Gemeinde und allem Drum und Dran. Waren Sie schon jemals in der Kirche, Mr.Vandiveer?«
»Einmal, als Baby, bei meiner Taufe.Von
Weitere Kostenlose Bücher