Heißer als Feuer: Roman (German Edition)
Mandelsplitter kämpfte. Nach einer Weile lehnte sie sich stöhnend zurück. »Puh, ich kann nicht mehr. Morgen bringe ich bestimmt ein Kilo mehr auf die Waage.«
Bei ihrem Aufbruch aus dem belebten Nachtcafé hielt Ian ihr höflich die Tür auf. Im selben Augenblick rauschte ein Mann herein, schnellte herum und rief: »Shay! Was für eine Überraschung! Bist du es wirklich, Süße? Nicht zu fassen! Sie ist es! Wie geht es dir, Schätzchen?«
Der Fremde neigte sich zu ihr vor und küsste sie affektiert auf beide Wangen.
»Hallo, Armand«, sagte sie tonlos.
»Wir haben uns schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen«, girrte er.
»Ja, stimmt«, bekräftigte sie.Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie auch auf diese Begegnung dankend verzichtet. Zumal sie keinen gesteigerten Wert auf seine Bekanntschaft legte.
Kalte Reptilienaugen musterten Ian. Nach einer kurzen Bestandsaufnahme grinste der Mann.
»Armand Boliver, mein Freund Ian Douglas«, machte Shay die beiden miteinander bekannt, ihre Stimme mechanisch und emotionslos wie ein Roboter.
»Angenehm«, sagte Ersterer und hielt Ian lässig seine schmale Hand hin, die dieser kurz drückte. »Viel Arbeit, Shay?«, wollte Armand wissen. Dabei ließ er ihren Begleiter nicht aus den Augen.
»Geht so.«
»Du bist viel zu bescheiden, Schätzchen. Wie man hört, stehst du ab nächster Woche für Robert Glad Modell. Er macht absolut göttliche Dinge in Holz – immer vorausgesetzt natürlich, dass sein Hobel nicht auf Abwege gerät.«
Zwar blieb Shay die sexuelle Anspielung nicht verborgen, sie entschied jedoch, seinen anstößig perversen Kommentar zu ignorieren. Sie hatte keine Lust, Begeisterung zu heucheln, weil sie Armand zufällig mal wieder über den Weg gelaufen war. Stattdessen verabschiedete sie sich auf die elegante Tour: »Es ist schon spät. Ciao, Armand.«
Ohne Armand noch eines Blickes zu würdigen, packte sie Ians Arm und zog ihn ins Freie. Er schien ebenfalls keinen gesteigerten Wert darauf zu legen, die Bekanntschaft zu vertiefen, denn er kam bereitwillig mit. Schweigend passierten sie die ersten Wohnblocks. Shay war klar, dass Ian sich brennend dafür interessierte, woher sie Armand kannte, aber wenn er Genaueres wissen wollte, sollte er gefälligst fragen. Sie würde einen Teufel tun und davon anfangen.Als sie an einer Fußgängerampel auf Grün warteten, drehte er sich zu ihr. »Hast du jemals …«
»Nein!«, fauchte sie und schüttelte heftig den Kopf. »Ich hab nie mit ihm zusammengearbeitet.«
Sie überquerten die Straße, dann griff Ian das Thema erneut auf. »Was macht er eigentlich beruflich?«
»Er ist Fotograf«, meinte sie knapp. »Und ein ziemlich schlechter, wenn du es genau wissen willst. Mein Agent hat mich einmal für ein Probe-Shooting zu Armand ins Studio geschickt. Na ja, was man so Studio nennen mag – es war eher ein Animierschuppen. Ich hab es exakt zwei Minuten dort ausgehalten, dann war ich weg. Keine zehn Pferde würden mich dort wieder hinbekommen. Seitdem hab ich einen Haufen Storys gehört, was in seiner Lasterhöhle so alles laufen soll: Sexorgien, Drogenpartys, Alkoholexzesse.« Sie schauderte. »Armand ist ein widerlicher Schleimer. Bei dem Typen krieg ich Ekelpickel. Ich hab damals einen Lachkrampf bekommen, als er von mir verlangte, dass ich mich nackt ausziehen und auf einem Leopardenpelz räkeln soll. Das Fell lag auf irgend so einem vibrierenden Wasserbett ausgebreitet. Das hat er mir bis heute nicht verziehen.«
Ian zischte einen brutalen Kraftausdruck, worauf sie abrupt stehen blieb. Er packte sie am Arm und wirbelte sie herum. »Hat er dich …«
»Nein«, sagte sie mit Nachdruck. Das mordlustige Glitzern in Ians Blick stimmte sie bedenklich. Er war ein leidenschaftlicher Mensch, impulsiv und spontan, dachte sie. Das war ihr vorher schon aufgefallen, aber nicht so extrem. Wenn sie ihm den kleinsten Hinweis darauf gegeben hätte, dass Armand ihr in irgendeiner Weise zu nahe getreten wäre, hätte Ian mit Sicherheit auf dem Absatz kehrtgemacht und den Fotografen zur Rede gestellt. »Armand ist ein Feigling. Große Klappe und nichts dahinter«, setzte sie hinzu. »Du hast doch gehört, was er eben über Robert Glad gesagt hat, oder? Die Bemerkung war mal wieder typisch für ihn. Robert hat nämlich wirklich was auf dem Kasten.«
»Wer ist dieser Robert Glad?«
»Ein Bildhauer, der überwiegend mit Holz arbeitet.« Sie kreisten um ein höchst sensibles Thema, und Shay überlegte krampfhaft, wie sie ihn
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