Heißer als Feuer: Roman (German Edition)
schwenkte um die Fahrertür herum und glitt ins Innere.
»Shay …«
Sie schlug die Autotür zu, ließ leise surrend das Fenster herunter und rief: »Ich hab dir ja gleich gesagt, dass es mit uns beiden nicht funktionieren kann. Es ist unmöglich.«
Er stützte sich mit verschränkten Armen auf das Wagendach und beugte sich zu ihr hinunter. »Nein«, ächzte er. »Nein, das ist es nicht.«
Nachdem er ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn gehaucht hatte, richtete er sich wieder auf. »Fahr vorsichtig.«
Kapitel 7
E s war vorbei. Sie wusste es von dem Moment an, als sie aus dem Parkhaus brauste und ihn allein in der dunklen Auffahrt zurückließ. Als er ihr verdrossen nachblickte, erkannte sie für sich, dass es zwecklos war: Ihre Liebe zu Ian Douglas hatte keine Zukunft. Hatte nie eine gehabt. Sie machte sich bloß etwas vor, wenn sie anderes glaubte. Okay, sie war nun mal ein leidenschaftlicher, impulsiver Mensch und hatte sich von seinen zärtlichen Küssen mitreißen lassen. Das war ihm bestimmt nicht verborgen geblieben. Und was war das Resultat gewesen? Prompt hatte sein eherner Moralkodex an sein Gewissen appelliert, und Ian war zurückgerudert.
Warum hatte sie ihm bloß nachgegeben? Wieso hatte sie nicht Entrüstung geheuchelt und ihm eine schallende Ohrfeige verpasst? Oder seine Hand weggeschoben, einen freundschaftlichen Kuss daraufgehaucht und leise eingeräumt, dass sie lieber nicht mit dem Feuer spielen sollten? Wieso hatte sie sich nicht irgendetwas einfallen lassen, irgendwas anderes jedenfalls, als mit schamloser Sinnenfreude auf seine Küsse und Zärtlichkeiten abzufahren?
Zweifellos hielt er sie jetzt für ein Blendwerk des Teufels, eine lockende Versuchung, dazu ausersehen, seine Karriere und alles, wofür Ian sich engagierte, zu zerstören.
Als er zwei Wochen lang nichts von sich hören ließ, vermutete sie, dass er schwer damit beschäftigt war, seine Seele von ihr zu läutern. Folglich hatte er richtig gedeutet, was ihre Körpersprache ihm hatte vermitteln wollen. Shay hatte förmlich nach seinen Berührungen gelechzt. Überall auf ihrer Haut.Auf Armen und Schultern, Rücken, Hüften, Brüsten und Schenkeln. Ihre intimsten Körperzonen waren in dem stummen Verlangen erglüht, er möge sie erhören. Sie hatte ihre Enttäuschung nicht etwa versteckt, als er seine Hand von ihrer Brust genommen hatte, die sich danach sehnte, von ihm stimuliert zu werden. Und ihre Küsse waren eine stürmische Offenbarung an die Sinne gewesen.
Gegen Ende der dritten Woche redete sie sich ein, dass es ihr herzlich piepegal war, was der Reverend von Brookside, Connecticut, dieses unsäglich verklemmte Provinzei, von ihr dachte. Schließlich war die Episode mit ihm doch bloß ein Experiment gewesen, oder? Und ihr Techtelmechtel von Anfang an eine nette kleine Abwechslung und Zerstreuung, richtig? Ihr Date hatte sie ein paar Stunden lang von anderen Problemen abgelenkt, na wenn schon! Jetzt war es vorbei. So weit, so gut. Bestens. Dieser Mann ließ sie völlig kalt.
Neben ihrem stressigen Job in der Galerie fuhr sie jeden dritten Tag in die City, wo sie für Robert Glad Modell saß. Sie schätzte seine Professionalität. Er war ein begnadetes Talent, wenn sein ruppiges Benehmen auch eine Menge zu wünschen übrig ließ.
Jedes Mal, wenn Shay in seinem Atelier aufkreuzte, schloss Robert Glad ihr unrasiert, mit zerknautschtem Gesicht die Tür auf, brummte einen mürrischen Gruß und schickte sie in ein Hinterzimmer, wo sie sich umzog. In ein langes, exotisch bunt bedrucktes Tuch gehüllt, tauchte sie wieder auf. Dann drückte der Bildhauer sie auf einen Stuhl, schob und rückte an ihr herum, bis er mit ihrer Haltung zufrieden war. In dieser Pose musste sie bisweilen stundenlang durchhalten. Nachdem er den Sarong, den sie um ihre Taille gebunden hatte, in weiche Falten gelegt hatte, begann er. Konzentriert bearbeitete er den Mahagoniblock mit seinen Werkzeugen, und das dunkel schimmernde Holz nahm zusehends Gestalt an. Wenn die Sitzung beendet war, warf er Fräse und Feilen auf seinen Arbeitstisch und sagte knapp »Danke«. Dann stieg sie hastig in ihre Straßenkleidung und ging.
Seine Einsilbigkeit störte sie nicht weiter. Wenn sie ihm Modell saß, fühlte sie sich weltentrückt, sämtlicher Konventionen und Verantwortlichkeiten vorübergehend entbunden und frei, ihre Gedanken spazieren zu lassen.
Dann rief sie sich Ian und ihre kurze, turbulente Beziehung, wenn man es so nennen mochte, ins Gedächtnis.
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