Heißer als Feuer: Roman (German Edition)
Offenheit, Reverend Douglas. Allerdings kann ich gut und gerne auf die Auszeichnung verzichten, dass ich einen schlimmen Einfluss auf dein Leben haben soll.« Sie kämpfte mit den Tränen, was sie nur noch wütender machte. Er brauchte nicht zu wissen, dass er sie tief gekränkt hatte. Aber vielleicht führte er die Feuchtigkeit, die verräterisch auf ihren Wimpern schimmerte, ja auch auf den schneidenden Wind zurück.
»Nein, nein, versteh mich bitte nicht falsch.« Kopfschüttelnd zog er Shay an sich. Er öffnete seinen Mantel und presste ihre Wange an den warmen, weichen Pullover, den er darunter trug. Seine Finger gruben sich in ihre lockigen Strähnen, kraulten ihre Kopfhaut.
»Keiner von uns beiden ist schlimm. Sex ist nichts Schlimmes. Wir sind erwachsen, wir sind Mann und Frau und haben kein bisschen anders reagiert, als die göttliche Schöpfung es vorsieht.« Sein Kinn auf ihren Scheitel geschmiegt, kuschelte er sie in seinen Mantel. »Es ist bloß so … Ich hab mir in den zurückliegenden drei Wochen ein paar Gedanken gemacht, wie wir am besten mit unserer Sexualität umgehen können. Und wollte es nicht riskieren, dass du mich dabei ablenkst. Ich musste einfach mit mir selbst ins Reine kommen.«
Sie blinzelte die Tränen zurück und hob den Kopf. Sah ihn intensiv an. »Hmm, ich schätze, dass ein ablenkender Einfluss immer noch besser ist als ein schlimmer.« Sie lächelte zaghaft.
Er senkte den Kopf, hauchte einen zärtlichen Kuss auf ihre Lippen. »Ich hab dich vermisst.«
»Wirklich?«, murmelte sie gespielt schüchtern. Am liebsten hätte sie sich auf die Zehenspitzen gestellt und sein Gesicht mit stürmischen Küssen bedeckt.
»Ja. Weißt du, ich möchte dich am Wochenende zu mir nach Brookside einladen. Deshalb bin ich heute hergekommen.«
Sie starrte ihn ungläubig an. »Bist du noch ganz dicht?«
Er lachte und drückte sie an sich. »Komm, wir fahren mit dem Taxi zum Bahnhof. Unterwegs überzeuge ich dich davon, dass mein Oberstübchen noch völlig intakt ist.«
Sobald sie auf der durchgesessenen Rückbank des Taxis Platz genommen hatten, fasste er ihre Hand und legte sie auf sein Knie. Streichelte mit dem Daumen versunken ihre Fingerknöchel.
»Bitte, komm dieses Wochenende nach Brookside. Schau dir einfach an, wie es ist und wie ich dort lebe. Was meinst du dazu? Du nimmst den Zug am Samstagvormittag, dann hole ich dich vom Bahnhof ab und zeige dir die Stadt. Und am Sonntagmorgen möchte ich, dass du mich in die Kirche begleitest und den Gottesdienst besuchst. Am Sonntagabend fahre ich dich mit dem Wagen nach Hause.«
Die Einladung umfasste weit mehr als ein entspannendes Wochenende. Nach außen hin hörte sich das zwar locker und unverfänglich an, allerdings blieb einiges in der Schwebe. Ian hatte noch lange nicht alles gesagt. Die Frage nach einer festen Beziehung klang beispielsweise unterschwellig mit an. Shay zögerte und spähte demonstrativ aus dem Fenster. Sonst hätte sie sich zu leicht von seinem attraktiven Gesicht, das sie halb bittend, halb forschend fixierte, beeinflussen lassen. »Wo würde ich denn dann wohnen?«
Er schmunzelte aufgeräumt. »Denkst du etwa, ich würde dir etwas Anstößiges vorschlagen? Das ist nicht drin. Bei aller Bescheidenheit, aber meine Gemeinde hält große Stücke auf mich. Ich glaube, man würde es mir schwer verübeln, wenn ich eine hübsche junge Frau bei mir einquartiere. Nein, ich besorg dir natürlich ein Zimmer in irgendeiner kleinen Pension bei uns im Ort.«
Shay schwankte zwischen dem Wunsch, mit ihm zusammen zu sein, und ihrer Panik, dass sie nicht in seine Welt passte. Dass sie überall anecken und unangenehm auffallen könnte.Was würden die Leute von ihr denken? Nicht viel Positives jedenfalls, schloss sie. »Ich halte das für keine so gute Idee, Ian«, bekannte sie schließlich. »Vielleicht ein anderes Mal.«
Er atmete tief durch. »Du setzt mir echt die Pistole auf die Brust. Also gut, dann muss ich wohl oder übel mit der Wahrheit herausrücken. Ich hatte nämlich einen kleinen Hintergedanken bei meiner Einladung.« Alarmiert über seinen schuldbewussten Ton, riss Shay das Gesicht zu ihm herum und war erleichtert, als sie seinen belustigten Blick auffing. »Ich gestehe, ich habe ein klitzekleines Attentat auf dich vor. Am Samstagabend veranstalten wir in der Kirche ein kleines Benefizessen mit anschließender Tombola. Zu diesem Zweck hat ein Gemeindemitglied einen Nerzmantel gespendet. Ich dachte, wenn eine hinreißende
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