Heißer als Feuer: Roman (German Edition)
Glückliche?«
»Der Mann, von dem ich Ihnen vor ein paar Wochen erzählt habe.«
»Schau an, schau an, der Gottesmann!« Shay wand sich innerlich, als sie sein johlendes Wiehern vernahm. »Oh, das ist ja köstlich. Das ist der beste Witz seit Monaten!« Er streifte seine Mitarbeiterin mit einem süffisanten Blick, gewahrte den geschlitzten Rock, die hohen maronenfarbenen Stiefel, den langen Pulli und den Ledergürtel, den sie um ihre Hüften geschlungen hatte. »Verzeihen Sie mir den kleinen Affront, Schätzchen, aber für mich sind Sie irgendwie nicht der Typ brave Pastorengattin.«
Sein Kommentar focht sie nicht im Geringsten an. Mit einem honigsüßen Lächeln legte sie die Hände in die Hüften und warf ihre frisch gesträhnte blonde Mähne zurück: »Vandiveer, Sie sind ein echter Schnellmerker. Natürlich bin ich das nicht.«
»Ich kann dir gar nicht oft genug sagen, wie glücklich ihr John und mich macht«, strahlte Celia, während sie ihrer Tochter in eine goldschimmernde Korsage mit spitzenbesetzten Cups half, die den üppigen Schwung ihrer Brüste modellierten.
Der Tag ihrer Hochzeit hatte windig frisch, aber mit strahlendem Sonnenschein begonnen. John und Ians Bischof hatten sich nach dem Mittagessen, das Mrs. Higgins vor der feierlichen Zeremonie serviert hatte, in den Salon zurückgezogen. Ian war in sein Schlafzimmer hinaufgegangen, um sich für die Trauung in Schale zu werfen. Und Shay hatte eines der wenigen Gästezimmer im Pfarrhaus bekommen, wo sie ihr Hochzeitskleid anzog.
Shay fasste begütigend die Hände ihrer Mutter und fragte sie ernst: »Seid ihr darüber wirklich so glücklich, Mom? Meint ihr, dass wir das Richtige tun? Weißt du, deine und Johns Einschätzung ist uns nämlich sehr wichtig.«
»Aber natürlich, Liebes, wir sind total begeistert über diese Heirat«, ereiferte sich Celia. »Ich gebe zu, dein Benehmen letztes Jahr in unserem Wochenendhaus hat mich schockiert, aber provozieren konntest du ja schon immer gut. John und ich hatten keine Ahnung, dass da zwischen dir und Ian etwas lief. Erst als du hier anriefst und uns erzähltest, dass du das Wochenende bei ihm in Brookside verbringen würdest, hab ich zwei und zwei zusammengezählt. Das Nächste, was wir erfuhren, war, dass ihr heiraten wollt.«
»Wir sind grundverschieden«, sprach Shay die Bedenken laut aus, die sie seit zwei Wochen mit sich herumtrug. War sie im Begriff, einen großen Fehler zu machen? Würde sie womöglich wieder tief enttäuscht werden wie mit Anson? Oder Ian enttäuschen? Das fand sie fast noch schlimmer.
»Lass dir deswegen mal keine grauen Haare wachsen«, versetzte Celia, während sie abwesend ein imaginäres Stäubchen von Shays Hochzeitskleid wischte. »Diese kleinen persönlichen Marotten geben der Ehe schließlich die nötige Würze. Dein Kleid ist wirklich traumhaft, Liebes.«
Shay hätte liebend gern gekontert, dass es sich bei den kleinen persönlichen Marotten um ausgewachsene charakterliche Macken handelte. Sie schluckte die Entgegnung hinunter, denn für Celia schien das Thema bereits abgehakt. Ihre Mutter war in den Anblick des Kleides versunken, das sich Shay für diesen Tag ausgesucht hatte. Es war aus champagnerfarbener Atlasseide mit einem ovalen Halsausschnitt. Lange, an der Schulterpartie leicht geraffte Ärmel verjüngten sich zu den Handgelenken hin. Der schmal geschnittene Rock endete knapp unter dem Knie. Ihre Mutter hatte ihr eine Perlenkette und dazu passende Ohrstecker geliehen. Ihre Haare hatte Shay am Hinterkopf zu einem weich gelockten Dutt zusammengesteckt.
Sie saß an einem altmodischen Frisiertisch und legte einen Hauch Make-up auf, als ihre Mutter sagte: »John hat sich die ganzen letzten Jahre wegen Ian gesorgt. Ein Mann in seiner Position sollte eine Frau an seiner Seite haben. Er trägt eine hohe Verantwortung, und es ist nicht gut für einen jungen Mann, wenn er kein Ventil für … na ja, du weißt schon«, schloss ihre Mutter verschämt und errötete.
Shay grinste verschmitzt. »Ja, ja, ich weiß schon.«
»Er war viel zu lange allein. John war nachhaltig davon überzeugt, dass Ian vermutlich niemals über den Tod seiner Frau hinwegkommen würde. Mary war damals auf so tragische Weise ums Leben gekommen.« Wie von einem empfindlichen Schmerz getroffen, ließ Shay den Augenbrauenstift sinken und starrte dumpf auf ihr Spiegelbild. »Mary muss eine ganz besondere Frau gewesen sein«, fuhr Celia fort. »John erwähnte mir gegenüber irgendwann mal, dass
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