Heißer als Feuer: Roman (German Edition)
sie ein kleines Juwel war. Und dass Ian sie vergötterte und über ihren Tod vor Kummer fast verrückt geworden wäre. Sie war …«
»Mutter«, stoppte Shay Celias Redefluss, »entschuldige, wenn ich dich unterbreche. Ich möchte mal ein bisschen allein sein.«
Celias Geplapper stoppte abrupt. »Aber Shay, ich wollte dir doch beim Anziehen helfen«, sagte sie halb überrascht, halb beleidigt.
»Oh ja, stimmt. Ich schaff das nicht ohne deine Hilfe. Ich ruf dich, wenn ich so weit bin, ja? Ich brauch mal ein paar Minuten für mich allein. Das verstehst du doch, oder? Bitte, Mom.«
»Okay, ich hab schon verstanden«, murmelte Celia und lief geschäftig zur Tür. »Ich bin unten bei Bischof Collins und John. Sag mir Bescheid, wenn du mich brauchst.« Die Tür schloss sich geräuschlos hinter ihr.
Mary. Mary. Mary. Shay hatte jeden Gedanken an Ians verstorbene Frau geflissentlich ausgeblendet. Jetzt drängte die Erinnerung an ihr damaliges Gespräch mit Macht in ihr Bewusstsein zurück. Er war ärgerlich gewesen und hatte betont, dass er mit keiner anderen Frau außer Mary intim gewesen sei, dass er sie geliebt und nicht wieder geheiratet habe …
Ungeachtet ihrer freizügigen Aufmachung sprang Shay in ihren hauchzarten Dessous auf und trippelte auf Nylons durch den Flur zu Ians Zimmer. Sie klopfte leise.
»Komm rein, Dad«, rief er.
Er stand vor einer Frisierkommode und bürstete sich die Haare. Die Knie leicht angehockt, um sich im Spiegel betrachten zu können, und lediglich mit einem knappen Slip bekleidet. Seine Haut schimmerte noch feucht von der Dusche. Seine Bein- und Brustbehaarung war dampfig gelockt. Sobald Shay auf der Bildfläche auftauchte, warf er die Haarbürste auf den Frisiertisch und lief durch das Zimmer. Sein Gesicht wurde zunehmend blass, als er ihren freizügigen Aufzug bemerkte.
»Was ist denn passiert, Shay?«
»Ich muss mit dir reden.«
Er zog sie hastig ins Innere und schloss die Tür. Legte seine Hände auf ihre Schultern und drehte sie zu sich um. »Worüber?«
»Über Mary.« Das kurze, unwillkürliche Hochschnellen seiner Augenbrauen signalisierte ihr, dass sie damit einen wunden Punkt getroffen hatte. Er schluckte schwer. Ihr Herz zog sich schmerzvoll zusammen.
»Was soll ich dir über sie sagen?«
»Alles. Ich will wissen, wie sie war. Wie sehr du … wie sehr du sie geliebt hast. Und das alles.«
»Shay«, sagte er mit einer Endgültigkeit in der Stimme, die Shay überraschte. »Mary ist tot. Sie hat keinen Einfluss auf unsere Beziehung.« Er schob seine Fingerknöchel unter ihr Kinn, so dass sie ihn anschauen musste.
»Ich will es aber wissen«, versetzte Shay mit einem Anflug von Hysterie in der Stimme. »Und zwar jetzt.«
Er senkte seinen Blick hypnotisierend in ihre dunklen Tiefen. »Sie war eine bezaubernde kleine Frau. Zart, zierlich, zurückhaltend. Und sie spielte Klavier.«
Shay beschlich unvermittelt ein Gefühl, als wäre ihr Herz eine Bleikugel, die ungebremst in ihren Brustraum stürzte. Im Gegensatz zu ihr hatte Mary Douglas nämlich all die begrüßenswerten Eigenschaften gehabt, die sie zu einer idealen Gattin für einen engagierten Gemeindepfarrer machten.
»Wie lange wart ihr verheiratet?«, flüsterte sie.
»Vier Jahre, bevor ich sie verlor.« Sie nickte automatisch, versunken. Ian schüttelte sie an den Schultern, seine Finger gruben sich in ihre nackte weiche Haut. »Shay.« Als sie nicht antwortete, wiederholte er ihren Namen schärfer, bis sie den Blick auf ihn richtete. »Ich habe meine Frau geliebt. Und nach ihrem Tod um sie getrauert. Sie fehlte mir wahnsinnig, aber jetzt liebe ich dich. Mary gehört zu meiner Vergangenheit, an die ich mich gern erinnere, aber dieses Kapitel ist vorbei und für mich abgeschlossen. Du lebst. Du bist meine Gegenwart und meine Zukunft.«
Sie umklammerte mit hektischen Fingern seinen nackten Bizeps. »Begreif doch endlich, Ian, wir können das nicht machen. Es ist ein riesiger Fehler. Ich bin nicht wie sie.«
»Mit Letzterem hast du ausnahmsweise Recht. Du bist anders als Mary.« Seine Worte trafen sie wie eine schallende Ohrfeige, gleichwohl fuhr er fort, bevor sie sich von ihm losreißen konnte. »Sie hatte nichts von deiner berauschenden Impulsivität. Mary war immer kontrolliert, ihre Emotionen waren nie spontan oder überschwänglich wie bei dir. Wilde, glutvolle Leidenschaft kannte sie nicht.«
Er schloss Shay in seine Arme und drückte sie an seinen straffen Körper. Sein warmer Atem kitzelte ihren
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