Heißer Engel
allein am Fenster und starrte in die dunkle Nacht hinaus. Als er sich ihr näherte, senkte sie den Blick und betrachtete den Drink in seiner Hand.
“Ich dachte, du trinkst keinen Alkohol.”
Er hob sein Glas wie zum Toast. “Nur Cola und Eis. Sonst nichts.”
“Wusstest du, dass es Mutter ärgert? Dass du auch in Gesellschaft kein Gläschen Alkohol mittrinkst?”
Dane dachte an Mick, der so trotzig gewirkt hatte, als er erklärt hatte, dass seine Mutter Alkoholikerin war. “In meinem Beruf sehe ich so viele Fälle, in denen Alkohol eine Rolle spielt. Männer und Frauen, die wegen des Alkohols ihre Familien verlassen. Bei allen hat es damit angefangen, in geselliger Runde ein Gläschen zu trinken.” Die plötzliche Spannung abschüttelnd lächelte er Celia zu. “Im Übrigen gefällt es mir, Mutter zu ärgern.”
Zu seiner Überraschung wurde seine Stichelei nicht erwidert. Celia drehte sich zu ihm um und sah ihn an. “Wie machst du das, Dane? Wie kannst du allem einfach den Rücken kehren? Wie kannst du uns allen einfach die kalte Schulter zeigen?”
Ein Frontalangriff. Von seiner Schwester hatte er das nicht erwartet, aber er schätzte ein reinigendes Gewitter. In der Zeit, in der er fort gewesen war, hatte er sie vermisst. Obwohl sie seiner Mutter sehr ähnelte und ihre Kraft und Entschlossenheit nicht zu unterschätzen waren, war sie auch eine Frau, die selbstständig dachte und die die Weisungen ihrer Mutter nicht blind hinnahm. Das hatte er an diesem Abend herausgefunden. In den Jahren seiner Abwesenheit hatte sie sich weiterentwickelt und zeigte nun, zu was sie imstande war.
Zu lange, zu verdammt lange. “Hier hält mich nichts mehr, Celia. Du weißt das. Mutter hat sich schließlich die größte Mühe gegeben, mich zu vertreiben …”
“Das tut ihr leid, Dane.” Celia berührte seinen Arm. Ihre Augen, die dieselbe haselnussbraune Farbe hatten wie seine, waren dunkel vor Sorge. “Sie hat begriffen, dass du Anna wirklich geliebt hast und dass sie sich nicht hätte einmischen dürfen.”
Er schnaubte verächtlich. “Nennt ihr das so? Einmischen? Sie hat ganz bewusst mein Leben zerstört und meiner Verlobten furchtbare Dinge unterstellt. Und das alles nur, weil sie nichts von Annas Familie hielt.”
Celia biss sich auf die Unterlippe und drängte dann weiter. “Ihr wart beide so jung. Im Übrigen hat sie das Geld genommen, Dane. Mutter hat es ihr nicht aufgezwungen.”
“Sie hat Anna das Gefühl gegeben, als wäre das ihre einzige Chance, als könnte sie unter keinen Umständen meine Frau werden. Mutter hat dafür gesorgt, dass Anna glaubte, niemals in unsere Familie zu passen.” Als er die Worte aussprach, nahm er hin, dass er nicht hundertprozentig ehrlich zu ihr und zu sich selbst war. “Anna war schwanger, schon gewusst? Nachdem sie weggelaufen ist, hat sie das Baby verloren. Mein Baby.”
Celia schlug eine Hand vor den Mund. “O nein. Das wusste ich nicht. Das tut mir so leid.”
“Ich habe es Mutter erzählt. Ich war wütend und verletzt und ich wollte, dass sie versteht, was ihre Machenschaften mich gekostet haben. Weißt du, was sie erwidert hat?”
Wie betäubt schüttelte Celia den Kopf.
“Sie sagte, es sei das Beste so.”
Celia legte ihre Stirn auf Danes Schulter. Ihre Stimme war leise, beinahe ein Flüstern. “Mutter ist stur und festgefahren, Dane. Sie meint es gut, und sie liebt dich wirklich. Manchmal denkt sie nur einfach nicht nach.”
Dazu hatte er nichts mehr zu sagen. Es erstaunte ihn, dass seine Schwester immer versuchte, ihre Mutter zu verteidigen – egal, was sie tat.
“Wirst du diesmal in der Firma bleiben? Wir brauchen dich hier.”
Dane hob eine Hand zu den blonden Haaren seiner Schwester und zupfte lächelnd an einer seidigen Locke. “Du kennst die Antwort.”
Sie seufzte. “Ich fürchte, ja. Aber man wird doch noch hoffen dürfen.”
“Das ist nichts für mich, Schwesterchen. Ich fühle mich hier nicht wohl und außerdem spiele ich viel zu gern Detektiv, um den Beruf aufzugeben.”
Sie lächelte ihm zu und wandte sich dann ab, um wieder aus dem Fenster zu blicken. “Ich vermisse ihn so.”
“Ich auch. Obwohl wir in letzter Zeit nicht so viel Kontakt hatten, wusste ich doch immer, dass er hier war. Uns haben nur wenige Kilometer getrennt, und ich konnte mir sicher sein, dass wir uns sehen konnten, wenn wir wollten.” Dane wollte ihr erzählen, dass er vermutete, Derek sei ermordet worden, doch er schwieg. Seine Schwester hatte im
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