Heisser Fruehling in Alaska
selbst.
Ein Muskel zuckte in seiner Wange. "Ich glaube, Sie sollten jetzt zum Camp zurückkehren", sagte er, ohne den Blick von ihrem Mund zu lösen.
Sydney strich mit den Fingerspitzen über ihre Lippen. Sie hatte keine Lust, zu den anderen zurückzugehen. Sie wollte hier draußen in den Wäldern bei ihm bleiben und sehen, wozu sein Mund noch fähig war. Ein Moskito summte an ihrem Ohr, und sie schlug danach. Erst der Stich in ihre Wange brachte sie wieder in die Realität zurück.
"Sie können mir keine Angst machen", erklärte sie trotzig.
"Das sollte ich aber", murmelte Hawk und beugte sich vor, bis sein warmer Atem ihre Lippen streifte. "Denn ich bin gefährlicher als alles andere hier draußen."
Sydne y atmete tief ein, als ihr die Wahrheit seiner Worte zu Bewußtsein kam. Schweigend drehte sie sich um und wanderte zum Camp zurück.
Kit musterte sie beunruhigt, als sie ankam, "Was hast du, Sydney?"
Sie rieb sich die Arme, um ihr Frösteln zu vertreiben, das nicht vom kühlen Wetter herrührte, sondern einzig und allein mit der Macht zusammenhing, die Hawk über sie besaß. Und mit ihrem eigenen leidenschaftlichen Verlangen, das ihr so lange verborgen gewesen war, bis sein Kuß es geweckt hatte.
"Hast du noch einen Bären gesehen?" fragte Kit.
"Nein", erwiderte sie.
"Du brauchst keine Angst zu haben. Hawk wird uns beschützen."
Sydney schaute ihre Freundin an, als ihr die Ironie dieser Worte aufging. Sie war nach Alaska gekommen, um mehr
Willenskraft und Selbstvertrauen zu entwickeln. Daß ein Mann all ihre guten Absichten zunichte machen könnte, damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet.
"Mir ist kalt", log sie. "Ich muß mir noch was überziehen."
"Millie will auf keinen Fall bleiben!, sagte Kit. "Wir haben versucht, sie zu überreden, aber sie will unbedingt ins Hotel zurück. Vielleicht könntest du noch einmal mit ihr reden?"
Sydney zuckte die Schultern. "Ich kann es ihr nicht verübeln.
Wahrscheinlich war dieser Überlebenstrip doch keine so gute Idee. Ich finde es nicht so schlimm, wenn sie die Sache abbricht."
Die Wahrheit war, daß Sydney am liebsten selbst
zurückgeflogen wäre, um eine möglichst große Entfernung zwischen sich und Hawk zu legen. Aber die anderen wollten bleiben, und sie konnte sie nicht im Stich lassen.
Hawk nahm die Kaffeekanne vom Feuer und schenkte sich einen Becher ein, bevor er sich auf einem Campingstuhl niederließ, um das geschäftige Treiben bei den Zelten zu beobachten.
Nachdem Millie abgeflogen war, hatte er beschlossen, das Camp zu verlegen, für den Fall, daß der Bär zurückkehren sollte.
Und danach hatte er den Frauen beigebracht, wie man ohne Streichhölzer oder Feuerzeug Feuer macht.
Während seiner Erklärungen hatte er immer wieder Sydney angeschaut und versucht, ihre Gedanken zu erraten. Ab er nichts an ihr hatte erkennen lassen, wie sie über den morgendlichen Vorfall zwischen ihnen dachte. Sie hatte nur höflich zugehört und war seinen Blicken ausgewichen, so oft es möglich war.
In Wahrheit wußte Hawk selbst nicht recht, was er von der Sache halten sollte. Als er von den Schreien der Frauen erwacht war, war ihm keine Zeit zum Nachdenken geblieben. Er hatte sich sein Gewehr geschnappt, die Stiefel angezogen und war aus dem Zelt gestürmt. Angst hatte er dabei nicht verspürt. Die war erst gekommen, als er erkannte, wie nahe Sydney daran gewesen war, von dem Bären verletzt zu werden.
Aber warum sollte ihre Sicherheit ihm wichtiger sein als die der anderen? Warum war er auf Millie, die sie in Gefahr gebracht hatte, so wütend gewesen, daß er sie gleich
fortgeschickt hatte? Und wieso hatte er dann, als alles längst vorüber war, Sydney in die Arme genommen und geküßt?
Hawk seufzte. Weil es ihm wie etwas ganz Natürliches
erschienen war. Sie hatte so verängstigt und verwundbar ausgesehen. Zuerst hatte er sie nur beruhigen und trösten, sich vielleicht sogar bei ihr entschuldigen wollen. Aber dann hatte der Zorn ihn übermannt, und er hatte sie dafür bestrafen wollen, daß sie Gefühle in ihm weckte, die ihn erschreckten.
Seit er sie kannte, fühlte er sich zu ihr hingezogen. In den verrücktesten Momenten kam sie ihm in den Sinn, ihr Bild verfolgte ihn bei Tag und Nacht. Gestern nacht am Lagerfeuer hatten seine Gedanken um ihre verführerisch weiche Stimme gekreist. Und dann hatte Sydney plötzlich vor ihm gestanden und ihn mit ihrer Gegenwart verzaubert.
Er hatte nie viel mit Frauen reden können, nicht etwa, weil er zu
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