Heißer Sommer auf Skiapolis
Problem, Ariadne."
"Haben Sie das etwa auch zu Nikolas gesagt?" fuhr Ariadne auf.
"Wie käme ich dazu? Er kennt dich viel besser als ich."
"Allerdings."
Trotz des triumphierenden Untertons war Paige mit dem bisherigen Verlauf des Gesprächs zufrieden. Ariadne sagte nicht viel, aber sie sprach wenigstens mit ihr. Mit der Zeit würde sie freimütiger werden, Paige musste nur Geduld haben. Sie lächelte vor sich hin.
Nicht nur Rom, auch Athen war nicht an einem Tag erbaut worden.
Sie stiegen die in die Klippen gehauenen Stufen zum Strand hinunter, wo Paige sofort die Schuhe auszog. Entgegen ihrer heimlichen Hoffnung folgte Ariadne dem Beispiel nicht. Sie überquerte vorsichtig den Strand und hielt sich dicht am Ufer, wo der Sand von den zurückweichenden Wellen feucht und fest war.
Paige ließ sich ihre Enttäuschung nicht anmerken. "Du gehst also in Athen zur Schule?"
fragte sie.
"Gewöhnlich ja." Ariadne warf ihr einen misstrauischen Blick zu. "Warum wollen Sie das wissen?"
Paige seufzte. "Aus keinem besonderen Grund. Die Ferien verbringst du wohl bei deinem Vormund?"
"Bei Nikolas, ja." Ariadnes Stimme klang plötzlich weich und verträumt. "Er besitzt eine prächtige Villa nahe der Plaka. Vom nächsten Jahr an werde ich dort die Hausfrau sein."
Paige überhörte das. "Wirst du denn nicht studieren, nachdem du die Schule verlassen hast? Nikolas hat bestimmt große Pläne für dich."
Ariadne lachte so laut, dass es Paige wehtat. "Nikolas weiß, was ich möchte, Miss Tennant ... ein Universitätsstudium jedenfalls nicht."
Paige hielt es für klüger, nicht zu widersprechen. Sie wusste nicht genau, ob sie Ariadne glaubte oder nicht. Sie wollte es auch gar nicht wissen. Sie war nur den Sommer über hier ...
was danach geschah, ging sie nichts an.
"Haben Sie die Universität besucht, Miss Tennant?"
"Nein", antwortete Paige und zeigte aufs Meer hinaus. "Ist das da draußen ein Surfer?"
Ariadne schenkte dem fernen Segel nur einen flüchtigen Blick. "Ich glaube, es ist eine Jolle. Warum haben Sie die Universität nicht besucht, Miss Tennant?"
Paige zögerte, aber ihr war klar, dass sie antworten musste. Die traurigen Erinnerungen, die dabei wachgerufen wurden, durften sie nicht hindern.
"Meine Mutter starb, als ich siebzehn war", erzählte sie. "Mein Vater wurde durch ihren Tod völlig aus der Bahn geworfen, und ich brachte es nicht über mich, ihn zu verlassen."
"Sie hatten doch eine Schwester ..."
"Ja, aber sie war damals noch ein Kind. Dad brauchte eine Frau, die älter war ... die repräsentieren konnte, wenn die Gelegenheit es erforderte."
"So wie Nikolas mich braucht", stimmte Ariadne begeistert zu. "Sehen Sie, Miss Tennant?
Sie sagen es selbst, dass ich kein Kind mehr bin. Nikolas vergisst das manchmal." Sie lächelte vertraulich. "Aber nur manchmal, óchi?"
Paige sah zu spät ein, dass sie Ariadne diesen Trumpf in die Hand gespielt hatte. Ariadne wurde nicht müde, die Vertrautheit mit ihrem Vormund zu betonen, und gerade das wollte Paige vermeiden. Es erweckte zu traurige Erinnerungen.
"Du hast sicher viele gleichaltrige Freunde in Athen", fuhr sie entschieden fort. "Was treibt ihr so in eurer freien Zeit?"
"Das hängt von Nikolas ab", antwortete Ariadne prompt. "Und Sie, Miss Tennant? Leiden Sie darunter, dass Sie keinen Freund haben?"
Ariadne ließ nicht locker, aber Paige hatte sich insgeheim gewappnet. "Es gibt Wichtigeres im Leben, als einen Freund zu haben", sagte sie und breitete die Arme aus. "Ist es nicht herrlich hier? Was für ein Ausblick! Man kann Meile um Meile gehen, ohne ..."
"Sie brauchen mir nichts vorzumachen, Miss Tennant", unterbrach Ariadne sie schonungslos. "Ich glaube, Nikolas hat Recht. Sie haben diese Stellung angenommen, weil Ihr arravoniastikós Ihr Verlobter Sie verlassen hat."
Das war doch zu viel für Paige. Sie sah Ariadne mit großen Augen an und fragte: "Was hast du gesagt?"
"Sie wollten heiraten, nicht wahr?" fuhr Ariadne unschuldig fort. "Ja, ich erinnere mich genau - das hat Nikolas gesagt. Aber irgendetwas ist passiert. Ihre Verlobung wurde gelöst, und darum wollten Sie weg aus London. Weit weg von dem Mann, der Sie so verletzt hatte."
Paige kämpfte um ihre Selbstbeherrschung. "Hat Nikolas Ihnen das erzählt?" fragte sie stockend.
"Aber ja." Ariadne genoss ihre Überlegenheit. "Nikolas erzählt mir alles, Miss Tennant.
Ich sehe, das regt Sie auf, aber Sie dürfen ihm nicht böse sein." Sie lächelte siegesgewiss. "Er hat Ihr Vertrauen
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