Heißer Sommer auf Skiapolis
insgeheim auf. Mit zwei Sätzen machte Sophie alles zunichte, was sie im Lauf des Vormittags erreicht hatte. Dass sie mit einer gewissen Berechtigung sprach, spielte dabei keine Rolle. Es war unfair, Ariadne wegen ihrer Schwärmerei für Nikolas bloßzustellen.
Sie hatte keine Eltern mehr, da war es nur natürlich, dass sie alle Zuneigung Nikolas zuwandte.
"Sophie ..." begann sie, aber Ariadne kam ihr zuvor.
"Ich ... was hast du gesagt? Ich schmachte Nikolas nicht an!"
"O doch, das tust du." Sophie blieb unbarmherzig. "Ich habe die Blicke bemerkt, mit denen du ihn verschlingst. Wenn es nicht so lächerlich wäre, könnte man Mitleid mit dir haben."
"Du lügst." Ariadne gab nicht nach, und Paige überlegte verzweifelt, wie sie die Situation schlichten sollte. "Du weißt nichts über meine Beziehung zu Nikolas. Ich bin seine Freundin, seine Vertraute. Deine Schwester kann dir das bestätigen. Du ahnst nicht mal, was mich mit ihm verbindet und was wir zusammen durchgemacht haben. Du bist noch ein Kind! Wie könntest du einen Mann wie Nikolas verstehen?"
"Mindestens so gut wie du", gab Sophie prompt zur Antwort, ohne auf Paiges warnenden Wink zu achten. "Wach endlich auf, Mädchen. Dein Nikolas interessiert sich nicht für dich.
Mein Gott, er ist alt genug, um dein Vater zu sein. Du bist wie eine Tochter für ihn. Wenn du mehr vermutest, bist du ganz schön blöd!"
"Du weißt nicht, was du sagst." Ariadnes Wangen hatten sich gerötet, und sie gestikulierte beim Sprechen lebhaft mit den Händen. "Ich bin kein Kind mehr, so wie du. Ich bin eine junge Frau. Ich werde bald achtzehn, und dann bleiben wir zusammen. Zusammen, verstehst du? Er hat es mir versprochen. Er liebt mich und wartet nur, bis ich alt genug bin, um es der Welt zu verkünden." Sie atmete tief ein und schloss triumphierend: "Im nächsten Jahr wird er mich heiraten!"
Kapitel 9
Die Woche verging in leidlicher Harmonie. Ariadne neigte weiter zu Trotz und Widerspruch, aber Paige empfand inzwischen mehr Sympathie für sie. Ariadne war ein einsames Geschöpf, ihre Zuneigung zu Nikolas war ihr Lebensanker. Paige wusste selbst nur zu gut, wie leicht es war, sich in ihn zu verlieben.
Sie drückte ihre Füße fester in den feuchten Sand und ließ den lauen Abendwind um ihre Beine streichen. So spät saß sie selten am Strand, aber Ariadne litt ausnahmsweise unter Kopfschmerzen, und Sophie hatte ihren Obsttag. Es wäre sinnlos gewesen, zum Abendessen hinaufzugehen.
Paige seufzte. Warum konnte sich Ariadne nicht ein bisschen mehr nach Sophie richten?
Nicht, was deren Aufsässigkeit betraf - nein, beileibe nicht. Aber ihre Unbekümmertheit, ihre jugendliche Sorglosigkeit ... davon hätte sie dem griechischen Mädchen etwas mehr gewünscht.
Als sie das letzte Mal in Agios Petros gewesen waren, was inzwischen zum regelmäßigen Programm gehörte, hatte Sophie wieder schamlos mit den Kellnern geflirtet, und keiner von den Jungen, die ihr am Quai nachpfiffen, blieb unbeachtet. Ariadne verhielt sich ganz anders.
Sie ging stur geradeaus, sah nicht nach rechts und nicht nach links und ignorierte jeden Versuch, mit ihr in Kontakt zu kommen.
Aber vielleicht war es besser so. Nikolas sah es bestimmt nicht gern, wenn sich sein Mündel mit den Hafenbewohnern einließ. Freundschaften sollte sie schließen, aber nur mit jungen Menschen, die aus seiner Schicht kamen und mit denen man gefahrlos verkehren konnte.
Paiges Vater hatte nach dem gleichen Prinzip gehandelt, ohne allerdings das Wort "jung"
ernst zu nehmen. Die Männer, mit denen er Paige zusammengebracht hatte, waren meist älter gewesen. Die jüngeren Männer besaßen nicht genug Einfluss, um für ihn interessant zu sein.
Ging es im Geschäftsleben immer so zu? Traf man sich zu Dinner und Cocktailparty, um sich zu taxieren und gegenseitig auszunutzen? Nach ihrer Erfahrung, ja. Seit dem ersten Empfang, zu dem ihr Vater sie mitgenommen hatte, wusste sie, was er von ihr erwartete und welche Rolle sie spielen sollte.
Als sie Nikolas kennen lernte, hatte sie schon angefangen, sich insgeheim gegen diese Rolle zu wehren. Nur weil ihr Vater ihr seit dem tragischen Verlust zum ersten Mal wieder heiter und unbeschwert erschien, verbarg sie ihm ihre Zweifel ...
Sie begegnete Nikolas auf einer Cocktailparty. Nicht nur die europäischen Finanzgrößen hatten sich in Monte Carlo versammelt. Auch die internationalen Filmgrößen, die zum Festival ins benachbarte Cannes gekommen waren, besuchten den exklusiven Kurort, um
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