Heißer Sommer auf Skiapolis
missbraucht, aber nur mir gegenüber. Niemand anders wird etwas erfahren."
Paige atmete schwer. Dachte Ariadne sich das alles aus? Log sie ihr frech ins Gesicht, oder hatte Nikolas die Umstände ihrer Einstellung mit seinem Mündel besprochen? Nein, das passte nicht zu ihm. Mehr als einmal hatte er Ariadne ermahnt, keine persönlichen Fragen zu stellen. Warum hätte er das tun sollen, wenn es seine Absicht war, sie selbst zu verraten?
Nein, nein, dachte Paige. Ich will das nicht glauben, und ich werde Ariadne ihren Triumph vergällen. Mit bewundernswerter Selbstbeherrschung erklärte sie: "Ich hätte nicht gedacht, dass Nikolas Martin auf den Leim gehen würde, aber offensichtlich hat er es getan."
"Martin?" Ariadne runzelte die Stirn. "Wer ist das?"
"Oh, das weißt du nicht?" Ariadne hatte sich unwissentlich eine Blöße gegeben, und Paige atmete auf. "Martin ist der Mann, den ich heiraten wollte. Mein Vater stellte ihn mir vor, und eine Zeit lang glaubte ich, er sei der Richtige für mich. Aber im Grunde hatten wir nichts gemeinsam. Er war viel zu unerfahren für mich, und unsere Trennung kam keinen Tag zu früh."
Ariadne dachte eine Weile nach und fragte dann: "Also hat dieser Martin nichts mit Ihrer Anstellung zu tun?"
"O doch." Was Nikolas seinem Mündel auch erzählt hatte, eine letzte Diskretion schien er gewahrt zu haben. "Martin kennt deinen Vormund. Als er hörte, dass jemand gesucht wurde, um dir auf Skiapolis Gesellschaft zu leisten, schlug er mich vor."
Ariadne war sichtlich enttäuscht. "Und ich dachte ..."
"Es ist ziemlich unwichtig, was du gedacht hast. Wenn Nikolas behauptet, ich sei in einer Zwangslage gewesen und darum hergekommen, so hat er sich täuschen lassen. Ich will nicht undankbar sein, aber du sollst nicht denken, dass mir ein Mann das Herz gebrochen hat."
Und schon gar nicht Martin Price, ergänzte sie im Stillen. Er hat mich sitzen lassen, und sein Verrat hat mich gekränkt, aber Nikolas hat mir viel tiefere seelische Wunden zugefügt.
Ariadne war mit der Erklärung nicht zufrieden, aber sie wusste zu wenig über Paige, um weitere Vermutungen anzustellen oder sogar das Gegenteil zu beweisen. Paige ihrerseits war froh, keine weiteren Fragen beantworten zu müssen. Sie nahm sich vor, in Zukunft vorsichtiger zu sein - auch gegenüber Nikolas. Nicht im Traum wäre ihr eingefallen, dass er ihr Vertrauen so missbrauchen könnte.
Der Lunch wurde wieder im Freien serviert, und danach streckte sich Paige dankbar neben dem Swimmingpool aus. Ariadne verhielt sich weiterhin distanziert, aber sie beleidigte Paige nicht mehr, sobald sie den Mund aufmachte. Sie führten sogar ein interessantes Gespräch über die Musik, die sie jeweils bevorzugten, und Paige kam zu dem Schluss, dass es Ariadne einfach an Übung im Umgang mit anderen Menschen fehlte.
Sophie verschwand nach dem Essen und kam erst nach einer knappen Stunde zurück _
hochrot im Gesicht und verschwitzt. Sie hatte den Gymnastikraum entdeckt und an den verschiedenen Geräten die Kalorien abgearbeitet, die sie beim Lunch zu sich genommen hatte.
"Du ahnst nicht, was es da gibt!" rief sie begeistert und warf sich auf die Liege neben Paige. "Alles, was man braucht, um die Arm-und Beinmuskeln zu stärken und einen flachen Bauch zu behalten. Du solltest es auch mal versuchen, vielleicht gefällt es dir. Du hast doch immer gesagt, dass du über einige Pfunde weniger nicht unglücklich wärst."
Paige konnte sich nicht erinnern, je so etwas gesagt zu haben, und sah verstohlen zu Ariadne hinüber. Das war genau die Munition, die man ihr besser nicht zuspielte, denn sie würde nicht zögern, sie im gegebenen Moment abzufeuern.
"Kommt es bei dir denn nur aufs Gewicht an?" fragte sie ärgerlich. "Ich bestehe jedenfalls nicht nur aus Haut und Knochen."
"Ich auch nicht." Sophie hasste es, als mager bezeichnet zu werden. "Du liebe Güte, Paige, warum bist du nur so empfindlich? Ist Ariadne daran schuld?"
"Nein."
"Warum nimmst du nicht lieber eine Dusche?" mischte sich Ariadne ein. "Es ist nicht fein, so zu schwitzen."
"Was weißt du schon!" Sophie drehte sich wütend um. "Du hast doch in deinem ganzen Leben noch nichts Vernünftiges getan."
"Du ... du ..."
Ariadne fand nicht die richtigen Worte, und Sophie fuhr verächtlich fort: "Du kannst nur herumsitzen und andere Leute kritisieren _ wenn du nicht gerade deinen Mr. Petronides anschmachtest. Kein Wunder, dass du keine gleichaltrigen Freunde hast. Komm endlich zu dir!"
Paige stöhnte
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