Heißer Sommer auf Skiapolis
roten Rücklichtern nachsah, drang das unverkennbare Knattern eines Motorrads an ihr Ohr. Nikolas musste es auch gehört haben, denn er bremste scharf und schaltete Motor und Scheinwerfer aus.
Paige lehnte die Haustür an, um nicht durch das herausfallende Licht verraten zu werden, aber das erwies sich als überflüssig. Bevor das Motorrad die Villa erreichte, bog es vom Weg ab. Ein flackernder Lichtschein huschte über die weiße Mauer, dann lag alles wieder im Dunkeln.
Nikolas sprang aus dem Wagen. "Sie sind zum Hintereingang gefahren!" rief er und lief zur Hausecke. "Warte hier."
Paiges Nerven waren zum Zerreißen angespannt. Sobald Nikolas hinter der Rosenpergola verschwunden war, ging sie wieder ins Haus und schloss die Tür. Ohne sich zu besinnen, eilte sie den Korridor hinunter, der zur Rückseite des Hauses führte. Wegen der schwachen indirekten Beleuchtung brauchte sie kein Licht zu machen, aber sie erschrak doch, als plötzlich eine schwarz gekleidete Gestalt auftauchte und ihr direkt in die Arme lief.
"Lassen Sie mich ... Paige!"
Es war Sophie, aber Paiges Erleichterung über ihre unversehrte Rückkehr dauerte nur kurz. Sie packte sie an beiden Schultern, schüttelte sie heftig und fragte: "Wo, zum Teufel, bist du gewesen? Wie lange treibst du das schon?"
"Nicht jetzt, Paige." Sophie versuchte sich loszumachen, und Paige bemerkte, dass sie ihr schwarzes T-Shirt und ihre schwarzen Jeans trug. Normalerweise hätte Sophie über derartige Kleidungsstücke nur gespottet, aber auf dem Motorrad waren sie praktischer als Bustier und Minirock. "Lass uns morgen früh darüber sprechen."
"Warum nicht jetzt?" Paige ließ ihre Schwester nicht los. "Brauchst du Zeit, um dir eine passende Entschuldigung auszudenken? Das Spiel ist aus, Sophie. Ich habe das Motorrad gesehen - Paris' Motorrad. Du brauchst gar nicht erst zu lügen."
Sophies erschrockener Gesichtsausdruck war mehr als ein Geständnis. "Woher wusstest du ..." begann sie, aber gleich darauf meldete sich wieder der alte Trotz. "Also gut, ich habe mich mit Paris getroffen ... nicht nur heute, sondern jeden Abend. Du wirst nicht mehr lange in diesem Haus arbeiten, wenn dein Boss das herausfindet."
"Er weiß es schon." Nikolas tauchte schattenhaft im halbdunklen Korridor auf. "Ich hatte gerade eine interessante Unterhaltung mit deinem Komplizen."
Sophie machte sich gewaltsam von Paige los. "Ach so", sagte sie scharf und sah verächtlich von einem zum anderen. "Ihr steckt alle unter einer Decke. Ich wusste doch, dass ich der kleinen Hexe nicht trauen konnte."
"Willst du damit sagen, dass Ariadne über dich Bescheid weiß?" fragte Nikolas, bevor Paige etwas sagen konnte. "Das kann nicht sein."
"Und warum nicht? Von ihrem Zimmer hat man einen guten Blick auf den Olivenhain, wo wir ... wo Paris mich immer absetzt. Eines Abends lauerte sie mir auf, als ich nach Hause kam."
"Und wie war ihre Reaktion?" fragte Paige entsetzt.
"Na, wie wohl? Ich hätte auf Eifersucht getippt, wenn sie nicht etwas mit dem hätte."
Sophie zeigte mit dem Daumen auf Nikolas. "Sie hat mir alles erzählt. Die beiden schlafen zusammen - jedenfalls behauptet sie das."
"Sophie!"
"Es stimmt, Paige. Warum war sie wohl einverstanden, mich nicht zu verraten? Solange ich über sie und ihren Liebhaber schwieg, wollte sie nichts sagen, aber jetzt ..."
"Ariadne hat uns nichts gesagt." Paige war sehr blass geworden. Sie drehte sich zu Nikolas um und fragte: "Stimmt das, was Sophie behauptet?"
"Glaubst du ihr?" fragte er seinerseits und traf sie damit mitten ins Herz.
"Du kannst mir getrost glauben!" rief Sophie ungeduldig. "Ariadne hat mir alles genau erzählt ... bis zur letzten schmutzigen Kleinigkeit. Das geht schon eine Ewigkeit so. Lass dich bloß nicht zum Narren halten, weil du Angst hast, deine Stellung zu verlieren."
"Davor habe ich keine Angst." Paige ließ Nikolas nicht aus den Augen. "Geh jetzt schlafen, Sophie. Wir sprechen morgen weiter."
"Nein", mischte sich Nikolas wieder ein. "Sie soll hören, was du wirklich denkst, Paige ...
hier und jetzt. Glaubst du, dass ich ein Verhältnis mit Ariadne habe?"
Paige schöpfte tief Atem. "Ich ... ich wäre niemals auf die Idee gekommen", sagte sie dann wahrheitsgemäß und erregte damit von neuem Sophies Zorn.
"Du bist verrückt!" rief sie. "Wenn du hören könntest, wie genau sie alles schildert. Als ob man dabei wäre!"
"So etwas kann man erfinden, Sophie. Man braucht nur ein Buch zu lesen oder sich einen einschlägigen
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