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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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könnte«, gab
    sie aufsässig zurück.
    »Hören Sie, Miss Chateau«, setzte ich an und
    knirschte mit den Zähnen, weil ich mich herablassen
    mußte, diesen lächerlichen Namen in den Mund zu
    nehmen. Colette Chateau. Vermutlich die einzigen
    französischen Worte, die sie je gehört hatte. »Vielleicht
    geht es mich wirklich nichts an, wer Ihnen das mit Joe
    erzählt hat, aber haben Sie mal darüber nachgedacht,
    daß die Person, die es Ihnen gesagt hat, ihn umgebracht
    haben könnte? Wenn dem so wäre, decken Sie mit
    Ihrem Schweigen einen Mörder. Das heißt Beihilfe nach
    der Tat. Das bedeutet zehn bis fünfzehn Jahre gestreifte
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    Uniformen in der Frauenabteilung von Huntsville
    bügeln.«
    Mein Ton war bewußt autoritär, ein strenges,
    schnelles,
    Mach-bloß-keine-Fisimatenten-Dauerfeuer.
    Ich hoffte, daß sie nicht schnell genug denken konnte,
    um den Haufen Bockmist zu erkennen, den ich in ihrem
    Wohnzimmer ablud. Mein Gesicht war so grimmig wie
    eine Anwaltsrechnung.
    »Ha, ha, ha«, höhnte sie. »Was glauben Sie denn, wen
    Sie vor sich haben? Ich bin kein dämliches
    Provinztrampel, das Sie zur Schnecke machen können.
    ›n Polyp hat mir wegen Joe Bescheid gesagt.«
    »Ach ja? Und wer?« fragte ich argwöhnisch.
    »Darryl Wade war es, Miss Klugscheißer.«
    Na, prima. Ich hätte mir viel Zeit gespart, wenn
    Frank Brumfield mir heute morgen die Existenz dieser
    Frau verraten hätte, als ich versuchte, ihm
    Informationen aus der Nase zu ziehen. Ich fragte mich,
    was er sonst noch alles für sich behalten hatte. Fürwahr,
    ich gab eine großartige Reporterin ab.
    »War Joe hier in der Nacht, als er umgebracht
    wurde?«
    »Jaaa, er ist gegen Mitternacht gegangen.«
    »Warum ist er nicht dageblieben?«
    »Das geht Sie nichts an. Ich muß überhaupt nicht mit
    Ihnen reden.«
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    »Ich versuche nur herauszufinden, ob er Ihnen gesagt
    hat, daß er noch wohin muß oder jemand treffen muß.
    Sie können mir glauben, daß mich Ihr Liebesleben mit
    Joe nicht weiter interessiert. Genauer gesagt gibt es
    nichts, worüber ich weniger wissen will.«
    »Nein. Er hat mir nichts davon gesagt, daß er noch
    jemand treffen will. Und ich habe keine Ahnung, wer
    Joe umgelegt hat. Außerdem hätt‹ ich das ja wohl am
    nächsten Tag den Polypen erzählt.« Sie schaute nervös
    auf die billige frühamerikanische Wanduhr.
    »Ich hab‹ gehört, daß Joe Geld geerbt hat. Wissen Sie,
    wieviel und von wem?«
    Sie ging zu einem reichlich mit Schnitzereien
    verzierten Regal hinüber und griff nach einem
    hölzernen Souvenir-Klohäuschen mit offener Tür und
    einem überrascht dreinblickenden kleinen Jungen darin.
    Sie hob es hoch und setzte es ein paar Zentimeter näher
    zu dem Füllhorn aus Gips. Ihr Sinn für Geschmack
    verblüffte mich wirklich.
    »Wenn Joe gewollt hätte, daß Sie das wissen, dann
    hätt‹ er‹s Ihnen erzählt. So, ich muß mich jetzt wirklich
    anziehen und los, und ich würde es sehr zu schätzen
    wissen, wenn Sie so freundlich wären, die Fliege zu
    machen.«
    »Schön, Miss Chateau.« Ich war sicher, daß ich nach
    ein oder zwei Stunden Üben vor dem Spiegel den
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    Namen ganz natürlich über die Lippen bringen könnte.
    »Ich lasse Ihnen meine Karte auf dem Tisch. Sollten Sie
    sich an irgend etwas erinnern, das von Nutzen sein
    könnte, oder eine Freundin brauchen, um sich mal
    auszusprechen, rufen Sie unbesorgt an.«
    »Ich glaub‹ nicht, daß es soweit kommen wird, also
    nehmen Sie Ihre Karte ruhig wieder mit.«
    Ich ließ die Karte wo sie war, stand auf und sah mich
    aufmerksam Zimmer um. »Gefällt Ihnen Ihre
    Wohnung?«
    »Jaaa, sie ist ganz okay.«
    »Wissen Sie, jedesmal, wenn Joe in den letzten
    dreißig Jahren mit einer Frau schlief, mußte er damit
    rechnen, daß jemand an die Tür klopfte und ›Die Zeit ist
    um‹ schrie. Ich schätze, er hatte das satt – jedenfalls satt
    genug, um Ihnen dieses Apartment einzurichten. Ich
    weiß noch nicht, was er tun mußte, um sich das leisten
    zu können, aber ich finde es heraus. Das ist so sicher
    wie das Amen in der Kirche. Ich hoffe bloß, es hat sich
    wenigstens für ihn gelohnt.«
    »Raus!« schrie sie und warf das Souvenirklo nach
    mir.Irgendwie hatte ich es heute mit Frauen, die Dinge
    nach mir warfen. Ich dankte dem Himmel für all die
    Übung mit Katherine, bückte mich mit der Wendigkeit
    eines Weltmeisters im Schwergewicht, und das Objekt
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    zerbarst Zentimeter von meinem Kopf entfernt in
    harmlose Stückchen. Ich ging, weil mir

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