Heißer Winter in Texas
einem
besonders ekelerregenden Exemplar von Gauner
gesprochen hatte, der sich mitten im Satz vorgebeugt
und in seine Finger geschneuzt hatte.
»Teufel, was erwartest du denn, mit was für Leuten
ich in meinem Beruf zu tun habe? Verbrechen werden
im allgemeinen nicht von Debütantinnen begangen.
Wenn ich einen armseligen kleinen besoffenen
Halunken auftreiben will, werde ich im River Oaks Club
kaum viel erfahren, oder?«
»Hängt davon ab, mit wem du sprichst. Ich bin
überzeugt, daß die Hälfte des Reichtums in River Oaks
aus illegalen Aktivitäten stammt.«
Hin und wieder schauten wir auf unserer Suche nach
Cotton in Ginkaschemmen und Billardkneipen. Einige
Leute kannten ihn, oder der Name sagte ihnen
zumindest etwas, aber niemand wußte, wo er sich
aufhielt. Niemand hatte eine Ahnung, wo er arbeitete.
Oder ob er arbeitete.
Ein paar Mal glaubte ich eine grüne Limousine zu
bemerken, die uns folgte. Ich machte Gael darauf
aufmerksam, und sie schüttelte sie ab. Schließlich gaben
wir die Suche nach Cotton auf und statteten dem St.
Josephs-Krankenhaus einen Besuch ab, um Tully
auszuquetschen. Ich glaubte zwar nicht, daß ich etwas
erfahren würde, aber einen Versuch war es wert. Wir
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fragten an der Information nach ihm, und eine Nonne,
deren Gesicht so eckig, hohl und faltig war wie der
Panamakanal tief, teilte uns mit, daß sich Tully am
Nachmittag abgesetzt hatte.
»Ich möchte nur wissen, wo diese engelsgleichen,
liebenswerten Nonnen abgeblieben sind, von denen ich
immer lese«, beschwerte ich mich, als wir wieder im
Wagen saßen. »Alle, die ich treffe, sehen aus, als ob sie
mit einer Peitsche auf Bärenjagd gehen.«
»Quatsch«, knurrte Gael mit der wissenden Autorität
einer Frau, die ein katholisches Mädcheninternat
besucht hatte. »Zum Bärenjagen brauchen sie keine
Peitsche. Die nehmen sie nur zum Spaß mit. Sie können
Bärenlippen mit bloßen Händen aufreißen.«
»War das ein gewolltes Wortspiel?«
Sie schüttelte den Kopf und jagte an einem
klapprigen Ford-Lastwagen vorbei, auf dessen
Ladefläche etwa sechzehn breit grinsende Bauarbeiter
saßen. Jedem schienen mindestens zwei Drittel seiner
Zähne zu fehlen. Wir erreichten eine Kreuzung, und der
Laster hielt neben uns. Die Männer winkten und
machten uns allerlei obszöne Angebote. Wir zeigten
ihnen einen Vogel und rauschten von dannen. Sie
grölten vor Vergnügen und pfiffen hinter uns her. »Nie
habe ich meine abgesägte Schrotflinte dabei, wenn ich
sie brauche«, knurrte Gael.
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Die sinnlose Herumfahrerei hing uns zum Hals raus,
und wir kehrten zum Montrose Boulevard zurück. Ich
fragte: »Glaubst du, daß Katherine schon zu Hause ist?«
»Gott allein weiß es. Du weißt, wie gerne sie
einkaufen geht. Vor allem, wenn ihr ein eingebildeter
Verkäufer über den Weg läuft.«
Gaels Gesicht zog sich zusammen wie ein trockener
Schwamm, und sie starrte vor sich hin. So sah sie immer
aus, wenn sie sich an das einzige Mal erinnerte, als sie
mit Katherine einkaufen gegangen war. Sie waren den
ganzen Tag unterwegs gewesen, und Gael hatte sie
schon fast aus dem letzten Laden draußen, als Katherine
eine Abendtasche in einem Glaskasten entdeckte und
stehenblieb, um sie in Augenschein zu nehmen. Der
Angestellte war ein Widerling, und Katherine redete ihn
in bester Landpomeranzenmanier an, als sie das
Preisschild entdeckte. »Da‹s ›n Fehla. Das heeßt hiea
hunnertzwanzich Dollaas. Se müssn zwölf mein‹.« Der
Verkäufer erwiderte: »Das ist kein Fehler. Diese Tasche
ist aus Alligator.« Katherine gab zurück, daß es ihr egal
sei, ob die Tasche tanzen könnte wie Ginger Rogers,
aber hundertzwanzig Dollar sei sie keinesfalls wert, sie
sei ja nicht mal mit Goldbeschlägen verziert. »Wo‹s das
Gold?«, blökte sie und winkte Gael herbei. »Myrtle,
schieb ma‹ dein Hintern her un‹ schau dia des Täschn
an!« Zu diesem Zeitpunkt versuchte Gael, sich unter
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einem Verkaufstisch in der Parfümabteilung zu
verstecken. Der Angestellte legte die Tasche zurück in
den Glasschrank und bemerkte: »Das ist natürlich kein
Stück für jedermann.« Worauf Katherine hochmütig
schnarrte: »Wie ich sehe, haben Sie ja auch keine, Sie
Ameisenarsch!« Voll neugewonnener Energie segelte sie
aus dem Kaufhaus. Gael hatte den ganzen Heimweg
vor sich hingewimmert.
Als wir beim Haus ankamen, stand Katherines Auto
in der Auffahrt. Katherine lümmelte sich auf dem Sofa,
die Schuhe
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