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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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einem
    besonders ekelerregenden Exemplar von Gauner
    gesprochen hatte, der sich mitten im Satz vorgebeugt
    und in seine Finger geschneuzt hatte.
    »Teufel, was erwartest du denn, mit was für Leuten
    ich in meinem Beruf zu tun habe? Verbrechen werden
    im allgemeinen nicht von Debütantinnen begangen.
    Wenn ich einen armseligen kleinen besoffenen
    Halunken auftreiben will, werde ich im River Oaks Club
    kaum viel erfahren, oder?«
    »Hängt davon ab, mit wem du sprichst. Ich bin
    überzeugt, daß die Hälfte des Reichtums in River Oaks
    aus illegalen Aktivitäten stammt.«
    Hin und wieder schauten wir auf unserer Suche nach
    Cotton in Ginkaschemmen und Billardkneipen. Einige
    Leute kannten ihn, oder der Name sagte ihnen
    zumindest etwas, aber niemand wußte, wo er sich
    aufhielt. Niemand hatte eine Ahnung, wo er arbeitete.
    Oder ob er arbeitete.
    Ein paar Mal glaubte ich eine grüne Limousine zu
    bemerken, die uns folgte. Ich machte Gael darauf
    aufmerksam, und sie schüttelte sie ab. Schließlich gaben
    wir die Suche nach Cotton auf und statteten dem St.
    Josephs-Krankenhaus einen Besuch ab, um Tully
    auszuquetschen. Ich glaubte zwar nicht, daß ich etwas
    erfahren würde, aber einen Versuch war es wert. Wir
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    fragten an der Information nach ihm, und eine Nonne,
    deren Gesicht so eckig, hohl und faltig war wie der
    Panamakanal tief, teilte uns mit, daß sich Tully am
    Nachmittag abgesetzt hatte.
    »Ich möchte nur wissen, wo diese engelsgleichen,
    liebenswerten Nonnen abgeblieben sind, von denen ich
    immer lese«, beschwerte ich mich, als wir wieder im
    Wagen saßen. »Alle, die ich treffe, sehen aus, als ob sie
    mit einer Peitsche auf Bärenjagd gehen.«
    »Quatsch«, knurrte Gael mit der wissenden Autorität
    einer Frau, die ein katholisches Mädcheninternat
    besucht hatte. »Zum Bärenjagen brauchen sie keine
    Peitsche. Die nehmen sie nur zum Spaß mit. Sie können
    Bärenlippen mit bloßen Händen aufreißen.«
    »War das ein gewolltes Wortspiel?«
    Sie schüttelte den Kopf und jagte an einem
    klapprigen Ford-Lastwagen vorbei, auf dessen
    Ladefläche etwa sechzehn breit grinsende Bauarbeiter
    saßen. Jedem schienen mindestens zwei Drittel seiner
    Zähne zu fehlen. Wir erreichten eine Kreuzung, und der
    Laster hielt neben uns. Die Männer winkten und
    machten uns allerlei obszöne Angebote. Wir zeigten
    ihnen einen Vogel und rauschten von dannen. Sie
    grölten vor Vergnügen und pfiffen hinter uns her. »Nie
    habe ich meine abgesägte Schrotflinte dabei, wenn ich
    sie brauche«, knurrte Gael.
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    Die sinnlose Herumfahrerei hing uns zum Hals raus,
    und wir kehrten zum Montrose Boulevard zurück. Ich
    fragte: »Glaubst du, daß Katherine schon zu Hause ist?«
    »Gott allein weiß es. Du weißt, wie gerne sie
    einkaufen geht. Vor allem, wenn ihr ein eingebildeter
    Verkäufer über den Weg läuft.«
    Gaels Gesicht zog sich zusammen wie ein trockener
    Schwamm, und sie starrte vor sich hin. So sah sie immer
    aus, wenn sie sich an das einzige Mal erinnerte, als sie
    mit Katherine einkaufen gegangen war. Sie waren den
    ganzen Tag unterwegs gewesen, und Gael hatte sie
    schon fast aus dem letzten Laden draußen, als Katherine
    eine Abendtasche in einem Glaskasten entdeckte und
    stehenblieb, um sie in Augenschein zu nehmen. Der
    Angestellte war ein Widerling, und Katherine redete ihn
    in bester Landpomeranzenmanier an, als sie das
    Preisschild entdeckte. »Da‹s ›n Fehla. Das heeßt hiea
    hunnertzwanzich Dollaas. Se müssn zwölf mein‹.« Der
    Verkäufer erwiderte: »Das ist kein Fehler. Diese Tasche
    ist aus Alligator.« Katherine gab zurück, daß es ihr egal
    sei, ob die Tasche tanzen könnte wie Ginger Rogers,
    aber hundertzwanzig Dollar sei sie keinesfalls wert, sie
    sei ja nicht mal mit Goldbeschlägen verziert. »Wo‹s das
    Gold?«, blökte sie und winkte Gael herbei. »Myrtle,
    schieb ma‹ dein Hintern her un‹ schau dia des Täschn
    an!« Zu diesem Zeitpunkt versuchte Gael, sich unter
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    einem Verkaufstisch in der Parfümabteilung zu
    verstecken. Der Angestellte legte die Tasche zurück in
    den Glasschrank und bemerkte: »Das ist natürlich kein
    Stück für jedermann.« Worauf Katherine hochmütig
    schnarrte: »Wie ich sehe, haben Sie ja auch keine, Sie
    Ameisenarsch!« Voll neugewonnener Energie segelte sie
    aus dem Kaufhaus. Gael hatte den ganzen Heimweg
    vor sich hingewimmert.
    Als wir beim Haus ankamen, stand Katherines Auto
    in der Auffahrt. Katherine lümmelte sich auf dem Sofa,
    die Schuhe

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