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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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schien, daß es
    nichts mehr zu besprechen gab.
    Ich schloß die Tür und ging geräuschvoll den Gang
    runter. Auf dem halben Weg zum Aufzug machte ich
    kehrt und schlich leise zur Tür zurück. Ich konnte hören,
    daß sie telefonierte, verstand aber kein Wort, bis sie
    »Verdammt« brüllte und den Hörer auf die Gabel
    schmetterte.
    Ich wetzte zum Aufzug zurück, drückte den Knopf
    und betrachtete unschuldig pfeifend die Decke. Ich weiß
    nicht, warum ich das tat, denn nichts sieht so
    schlitzohrig-schuldig aus wie eine Person, die die Decke
    anstarrt und vor sich hinpfeift. Der Fahrstuhl kam
    angerauscht wie ein Transvestit, der mit einem jungen
    Matrosen flirtet, und ich ließ mich zurück ins
    Erdgeschoß bringen. Ein Telefon war diskret hinten in
    der Hotelhalle versteckt, und ich entschied, zur
    Abwechslung mal etwas Pfiffiges zu tun, was mir
    obendrein Fahrerei ersparen würde. Ich wühlte in
    meinen Hosentaschen. Kein Kleingeld. Ich stiefelte zur
    Rezeption und drückte dem Schleimer einen
    Dollarschein in die Hand. Er war schnell und hatte ihn
    weggesteckt, bevor ich nach Wechselgeld fragen
    konnte. Ich setzte ein fieses Lächeln auf und schüttelte
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    den Kopf, um ihm klarzumachen, daß er mir das Geld
    zurückgeben sollte.
    »Diesmal nicht, Hübscher. Ich brauch‹ nur ein
    bißchen Silber fürs Telefon.« Ich streckte meine Hand
    aus, die Innenfläche nach oben, und bewegte die Finger,
    um ihn anzutreiben. Sein Gesicht fiel zusammen wie ein
    Boxer, der in der dritten Runde zu Boden geht.
    Zögerlich puhlte er den Schein wieder aus seiner
    Tasche. Es dauerte so lange, daß ich schon befürchtete,
    er sei an ihm klebengeblieben wie eine Entenmuschel an
    einem Schiffskiel.
    Ich begab mich in die Telefonzelle und schloß die Tür
    hinter mir. Die Kabine roch nach kaltem Zigarren,
    abgestandenem Schweiß und alten Enttäuschungen,
    nach vielen vergeblichen Anrufen bei Geliebten, die
    nachts um drei entgegen aller Versprechungen nicht zu
    Hause waren. Ich rief Pete im Club der amerikanischen
    Gewerkschaft an, um zu überprüfen, ob Cotton dort
    war. Aber Pete hatte ihn seit zwei Tagen nicht gesehen
    und auch keinerlei Ahnung, wo er pennte oder sich
    herumtrieb. Ich bedankte mich, zerrte die Gelben Seiten
    hervor und klingelte bei den Hotels in der Stadt an, in
    denen ich Cotton vermuten konnte – die Sorte, wo die
    Wanzen extra kosten. Zimmer ohne Wanzen verfügten
    über Läuse und Flöhe. Ich rief bei allen an. Ohne Erfolg.
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    Im Verzeichnis standen dreiundzwanzig Biergärten
    und zweiundzwanzig Kneipen, und mein Kleingeld
    ging zur Neige. Ich beschränkte mich folglich auf alles,
    was im Stadtzentrum lag. Auch hier hatte ich kein
    Glück. Ich blätterte die Seiten durch, warf die nächste
    Münze ein und spähte quer durch die Halle, um zu
    sehen, ob Gael die Bar schon verlassen hatte. Tausend
    verschiedene Gedanken schossen mir durch den Kopf,
    und beinahe hätte ich nicht erkannt, daß der Mann, der
    gerade durch die Lobby zum Aufzug ging, Darryl Wade
    war. Ich knallte den Hörer auf die Gabel und duckte
    mich an die Rückwand der Kabine, während er beim
    Aufzug stand und seine Blicke durch die Halle
    schweifen ließ. Ich weiß nicht, warum ich in Deckung
    ging, ich tat es einfach. Vielleicht einfach, weil ich den
    Mistkerl so haßte, vielleicht, weil ich vermeiden wollte,
    daß er sich für meine Unverschämtheiten rächte. Er
    stieg in den Fahrstuhl, und sobald sich die Tür hinter
    ihm schloß, betätigte ich die Münzrückgabe und raste
    zum Aufzug. Die Nadel über der Tür schwenkte
    langsam von eins nach vier und kam dort zum
    Stillstand. Ich überlegte, ob er in dienstlichen
    Angelegenheiten hier war.
    Sicher – und Clark Gable trug in seinen vier Wänden
    zur Entspannung rosa Kittelschürzen.
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    Meinem Knie hatte ich mit der Rennerei keinen
    Gefallen getan, und so hinkte ich ein wenig, als ich
    wieder mal die Empfangstheke aufsuchte. Der
    Angestellte sah sehr schmallippig aus, als er mich
    anrücken sah.
    »Kommt dieser Mann öfter?«
    »Was für ein Mann? Ich habe keinen gesehen.«
    »Der Mann in dem schlechtsitzenden schwarzen
    Anzug, dem der Hut zu groß ist und der ein Gesicht hat
    wie ein Hühnerflügel, nachdem der Pastor ihn abgenagt
    hat. Diesen Mann meine ich.«
    Der Angestellte setzte eine verächtliche Miene auf,
    streckte die Hand aus, Innenfläche nach oben, und
    bewegte lockend die Finger. Seine Pupillen glichen
    kleinen schwarzen Dollarzeichen.
    Ich atmete tief durch

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