Heißer Winter in Texas
und sandte ein stilles Gebet zu
Gott, er möge mir Kraft geben mich zu beherrschen,
damit ich dem Kerl nicht so heftig in den Hintern trat,
daß mein Fuß chirurgisch entfernt werden mußte. Dann
grub ich einen Dollarschein aus meiner Hosentasche
und ließ ihn über den Tisch gleiten. Er schnappte ihn
sich und öffnete die Luke. »Er besucht häufig Miss
Chateau. Bleibt normalerweise über Nacht, wenn der
andere Johnny gegangen ist.«
Ich nahm an, daß mit dem anderen »Johnny« Joe
gemeint war. Es machte mich krank. Ich wäre gern nach
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Hause gegangen und hätte ein Bad genommen, aber
andererseits reichte wohl jetzt alle Seife der Welt nicht
aus, um mir das Gefühl von Sauberkeit zu geben.
Ich ging zur Bar am anderen Ende der Halle. Der
Raum war weiß, mit dunklem Holz verkleidet und
fensterlos. Hinter der Theke stand Gael und schwenkte
einen Cocktailshaker aus Chrom und rotem Glas. Der
Barkeeper stand neben ihr, nickte eifrig und machte sich
Notizen, während sie sprach.
»Möchtest du einen Champagnercocktail? Im Savoy
ist das der letzte Hit«, teilte sie mir mit, eine Zigarette
zwischen die Lippen geklemmt. Sie blinzelte wissend
durch die Rauchwolke ihrer Camel.
»Woher weißt du nur den ganzen Mist?« Ich stellte
einen Fuß auf die metallene Leiste, die unten an der Bar
angebracht war, stützte mich auf einen Ellenbogen und
sah ihr beim Mixen zu. Die hölzernen Ventilatoren an
der Decke drehten sich langsam und versetzten die
Blätter der Palmen, die überall herumstanden, in sanfte
Bewegung.
Eine Handvoll hingebungsvoller Trinker hatte sich
versammelt, um Gaels Vortrag zu lauschen. Sie füllte
mehrere Champagnergläser mit ihrer Mixtur, verteilte
sie an die Beobachtenden und gab mir das vollste. Ich
grinste dankbar, bis sie auf mich deutete und großzügig
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verkündete: »Hier sitzt die edle Spenderin.« Die
Schnorrer erhoben ihre Gläser, um anzustoßen.
Ich nippte an meinem Getränk und grübelte über die
Ereignisse der letzten Minuten nach. Ich konnte zwar
noch nicht alles richtig einordnen, aber es versprach
ziemlich interessant zu werden. Die Informationen, die
ich besaß, reichten nicht aus, und ich wußte auch nicht,
woher ich mir weitere beschaffen konnte. Das beste war
daher, so überlegte ich, durch die Stadt zu geistern und
gleichsam in jedem Suppenteller, über den ich stolperte,
mit einem großen Löffel so schnell und so kräftig wie
möglich herumzurühren. Ich hatte das Gefühl, daß ich
eine sehr große Kelle brauchen würde.
Gael hatte sich bereits durch die neuesten und
abgedrehtesten Drinks der bekannteren Londoner
Hotels gearbeitet und begann gerade mit den
Nachtclubs in Hollywood, als ich sie aus der Bar zog.
Sie hatte zu diesem Zeitpunkt eine beachtliche
Rechnung angesammelt, die ich begleichen mußte, aber
sie tröstete mich damit, daß ich mir all diese Menschen
zu Freunden fürs Leben gemacht hatte.
Große, zinngraue Wolkenklumpen bewegten sich von
Norden her über den Himmel, als wir zum Auto
gingen.
Gael fuhr. Ich erzählte ihr von Colette. Das Gute an
Gael war, daß sie nicht nur gern und viel redete,
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sondern auch gern zuhörte, und man außerdem alles
nur einmal sagen mußte. Als ich fertig war, ließ ich ihr
Zeit zum Verdauen.
»Was nun?« fragte sie schließlich.
»Sag du‹s mir. Ich weiß im Moment nicht weiter. Mir
fällt nur eines ein – weiter nach Cotton Peeples suchen.«
»Wo tun wir das?«
»Laß uns einfach mal ein paar Runden im
Stadtzentrum drehen. Vielleicht gabeln wir ihn auf der
Straße auf. Wenn wir auf ein vielversprechendes Lokal
stoßen, können wir anhalten.«
Wir bummelten über den Montrose Boulevard,
kreuzten die Alabama Street und klapperten die Main
Street ab. Dann wandten wir uns nach Norden und
ließen uns straßauf und straßab im Verkehr treiben.
Gelegentlich trafen wir auf einen Schuhputzjungen oder
einen Zeitungsverkäufer, den ich kannte, und Gael
parkte und wartete, bis ich mit ihnen geredet und
verbreitet hatte, daß ich Nachrichten über Joe und
Cotton brauchte. Ich sprach mit Koksköpfen,
Wettschwindlern und Kleinkriminellen, die mich schon
früher mit Informationen versorgt hatten, und ließ sie
wissen, daß jeder Tip gutes Geld bringen würde, aber
daß es schnell gehen mußte.
»In welchen gottverlassenen Gegenden lernst du bloß
diese Leute kennen?« knurrte Gael, als sie sich wieder in
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den Verkehr einfädelte, nachdem ich mit
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