Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
Vom Netzwerk:
und sandte ein stilles Gebet zu
    Gott, er möge mir Kraft geben mich zu beherrschen,
    damit ich dem Kerl nicht so heftig in den Hintern trat,
    daß mein Fuß chirurgisch entfernt werden mußte. Dann
    grub ich einen Dollarschein aus meiner Hosentasche
    und ließ ihn über den Tisch gleiten. Er schnappte ihn
    sich und öffnete die Luke. »Er besucht häufig Miss
    Chateau. Bleibt normalerweise über Nacht, wenn der
    andere Johnny gegangen ist.«
    Ich nahm an, daß mit dem anderen »Johnny« Joe
    gemeint war. Es machte mich krank. Ich wäre gern nach
    178
    Hause gegangen und hätte ein Bad genommen, aber
    andererseits reichte wohl jetzt alle Seife der Welt nicht
    aus, um mir das Gefühl von Sauberkeit zu geben.
    Ich ging zur Bar am anderen Ende der Halle. Der
    Raum war weiß, mit dunklem Holz verkleidet und
    fensterlos. Hinter der Theke stand Gael und schwenkte
    einen Cocktailshaker aus Chrom und rotem Glas. Der
    Barkeeper stand neben ihr, nickte eifrig und machte sich
    Notizen, während sie sprach.
    »Möchtest du einen Champagnercocktail? Im Savoy
    ist das der letzte Hit«, teilte sie mir mit, eine Zigarette
    zwischen die Lippen geklemmt. Sie blinzelte wissend
    durch die Rauchwolke ihrer Camel.
    »Woher weißt du nur den ganzen Mist?« Ich stellte
    einen Fuß auf die metallene Leiste, die unten an der Bar
    angebracht war, stützte mich auf einen Ellenbogen und
    sah ihr beim Mixen zu. Die hölzernen Ventilatoren an
    der Decke drehten sich langsam und versetzten die
    Blätter der Palmen, die überall herumstanden, in sanfte
    Bewegung.
    Eine Handvoll hingebungsvoller Trinker hatte sich
    versammelt, um Gaels Vortrag zu lauschen. Sie füllte
    mehrere Champagnergläser mit ihrer Mixtur, verteilte
    sie an die Beobachtenden und gab mir das vollste. Ich
    grinste dankbar, bis sie auf mich deutete und großzügig
    179
    verkündete: »Hier sitzt die edle Spenderin.« Die
    Schnorrer erhoben ihre Gläser, um anzustoßen.
    Ich nippte an meinem Getränk und grübelte über die
    Ereignisse der letzten Minuten nach. Ich konnte zwar
    noch nicht alles richtig einordnen, aber es versprach
    ziemlich interessant zu werden. Die Informationen, die
    ich besaß, reichten nicht aus, und ich wußte auch nicht,
    woher ich mir weitere beschaffen konnte. Das beste war
    daher, so überlegte ich, durch die Stadt zu geistern und
    gleichsam in jedem Suppenteller, über den ich stolperte,
    mit einem großen Löffel so schnell und so kräftig wie
    möglich herumzurühren. Ich hatte das Gefühl, daß ich
    eine sehr große Kelle brauchen würde.
    Gael hatte sich bereits durch die neuesten und
    abgedrehtesten Drinks der bekannteren Londoner
    Hotels gearbeitet und begann gerade mit den
    Nachtclubs in Hollywood, als ich sie aus der Bar zog.
    Sie hatte zu diesem Zeitpunkt eine beachtliche
    Rechnung angesammelt, die ich begleichen mußte, aber
    sie tröstete mich damit, daß ich mir all diese Menschen
    zu Freunden fürs Leben gemacht hatte.
    Große, zinngraue Wolkenklumpen bewegten sich von
    Norden her über den Himmel, als wir zum Auto
    gingen.
    Gael fuhr. Ich erzählte ihr von Colette. Das Gute an
    Gael war, daß sie nicht nur gern und viel redete,
    180
    sondern auch gern zuhörte, und man außerdem alles
    nur einmal sagen mußte. Als ich fertig war, ließ ich ihr
    Zeit zum Verdauen.
    »Was nun?« fragte sie schließlich.
    »Sag du‹s mir. Ich weiß im Moment nicht weiter. Mir
    fällt nur eines ein – weiter nach Cotton Peeples suchen.«
    »Wo tun wir das?«
    »Laß uns einfach mal ein paar Runden im
    Stadtzentrum drehen. Vielleicht gabeln wir ihn auf der
    Straße auf. Wenn wir auf ein vielversprechendes Lokal
    stoßen, können wir anhalten.«
    Wir bummelten über den Montrose Boulevard,
    kreuzten die Alabama Street und klapperten die Main
    Street ab. Dann wandten wir uns nach Norden und
    ließen uns straßauf und straßab im Verkehr treiben.
    Gelegentlich trafen wir auf einen Schuhputzjungen oder
    einen Zeitungsverkäufer, den ich kannte, und Gael
    parkte und wartete, bis ich mit ihnen geredet und
    verbreitet hatte, daß ich Nachrichten über Joe und
    Cotton brauchte. Ich sprach mit Koksköpfen,
    Wettschwindlern und Kleinkriminellen, die mich schon
    früher mit Informationen versorgt hatten, und ließ sie
    wissen, daß jeder Tip gutes Geld bringen würde, aber
    daß es schnell gehen mußte.
    »In welchen gottverlassenen Gegenden lernst du bloß
    diese Leute kennen?« knurrte Gael, als sie sich wieder in
    181
    den Verkehr einfädelte, nachdem ich mit

Weitere Kostenlose Bücher