Heißer Winter in Texas
was es ist?«
»Nein. Aber er klang ziemlich aufgeregt.«
Ich dankte Greg und hängte ein.
Ich haßte warten. Geduld zählt nicht zu meinen
Tugenden. Ich verzog mich ins Bad und veranstaltete
ein langes, heißes Schaumbad, komplett mit dunkler
Sonnenbrille
auf
der
Nase
und
meinem
Spielzeugsegelboot im Wasser. Ich war auf den
Jungfrauen-Inseln und lag am Strand, einen kühlen
Drink mit Rum in der Hand. Ich blieb auf St. Thomas,
bis es mir langweilig wurde, dann schob ich das kleine
Schiff weiter in der Wanne herum. Schaumblasen
wurden zum dichten Nebel am Kap der Guten
Hoffnung – ein gewaltiger Sturm zog auf und bedrohte
die tapferen Reisenden auf ihrem Weg in eine fremde
neue Welt. Mit einem Fuß rührte ich eine große Welle
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auf. Krach! Sie traf das Boot. Ich schickte eine weitere
Welle los, die das Schiffchen verschlang. Es sank.
Na ja, es konnten eben doch nicht alle die Neue Welt
erreichen.
Ich überlegte, ob ich den Segler retten sollte, als das
Telefon läutete.
Ich ignorierte es, steckte meine große Zehe in die
Öffnung des Wasserhahns, hielt meinen Blick eine Weile
darauf gerichtet und sagte mir, daß, wer immer da
anrief, es nochmal probieren würde, wenn es wichtig
war. Nach dem vierzehnten Klingeln hörte es auf.
Langsam wurde es Zeit, die Badewanne zu verlassen,
bevor meine Haut in bleibenden Runzeln erstarrte. Ich
schlenderte gemächlich ins Schlafzimmer und stellte
fest, daß es erst vier Uhr war. Ich wollte mich nicht so
früh anziehen, nur um in verknitterter Kleidung bei Lily
anzukommen.
Wieder das Telefon.
»Ma Bell«, sagte ich in die Sprechmuschel und legte
mich aufs Bett.
»Ist da Hollis Carpenter?« fragte eine weinerlich-
ordinäre Stimme. Ich konnte das Kölnisch Wasser
förmlich durch die Leitung riechen.
»Ja.«
»Colette hier. Wissen Sie noch?«
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»Ja.« Ich sog tief Luft ein und hielt sie mit
aufgeplusterten Backen. Dann atmete ich aus.
»Ich hab‹ da ›ne Information, die Sie bestimmt
interessiert.« Sie sprach es intas-sijat aus.
»Prima. Legen Sie los.«
»›s ist nicht umsonst.«
»Ja, das kann ich mir vorstellen. Welche Art
Information?«
»Sie wollten doch wissen, wie Joe zu seinem Geld
gekommen ist? Tja, ich weiß es. Wenn Sie‹s wissen
wolln, müssen Sie blechen.«
»Wieviel?«
»Zweihunnad Dollar.«
»Zweihundert Dollar?« echote ich, teils um meine
Entrüstung herauszulassen, aber auch um ›hundert‹
korrekt auszusprechen. »Für zweihundert bekomme ich
fast ein neues Auto!« Ich fragte mich, ob ihr die Syphilis
Hirn zerfressen hatte.
»Hör‹n Sie. Ich hab‹ grad Joes Anwalt angerufen und
rausgefunden, daß der Hurensohn alles seinem Balg
vermacht hat. Sogar diese Hundehütte, die er sein Haus
nannte. Er hat mir keinen roten Heller hinterlassen. Ich
sitze ohne einen Pfennig in diesem Dreckloch von Stadt
fest. Ich will verduften, bloß weg hier, nach Kalifornien
– vielleicht Hollywood. Sehen, was beim Film läuft. Ich
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hätt‹ sowieso Schauspielerin werden solln. Zu Hause
ha‹m das alle gesagt. Ich hab‹ gute Backenknochen.«
»Ich habe keine zweihundert Dollar.«
»Holen Sie sich‹s von Ihrer Zeitung. Die zahlen für
›ne heiße Story.«
»Ich arbeite nicht mehr bei der Zeitung.«
»Ach, die große allmächtige Reporterin is‹ gefeuert?
Was soll‹s, Sie können‹s irgendner anderen Zeitung
verkaufen, jede Wette. Wenn Sie ›n Knüller wollen,
müssen Sie das Geld auftreiben. Ja oder nein?«
»Vielleicht. Erst müssen Sie mir mehr erzählen. Sie
mögen ja glauben, daß die Sache wichtig ist, aber
nachher ist sie keinen Pfifferling wert.«
»Oh, sie isses auf alle Fälle wert.«
An ihrer Stimme hörte ich, daß das vermutlich
stimmte. Ich versuchte, noch etwas mehr aus ihr
rauszukitzeln, aber sie machte nicht recht mit.
»Hören Sie, Miss Chateau. Vielleicht kann ich mir
etwas Geld borgen, aber ich muß mehr wissen, als was
Sie mir gesagt haben. Ich kann mich nicht einfach nur
auf Ihr Wort hin verschulden.«
»Nur auf mein Wort!« kreischte sie. »Sie behandeln
mich wie Dreck. Das laß‹ ich mir nicht gefallen, du
Miststück!«
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»Immer mit der Ruhe. Bei so wenig Information
könnte ich das Geld nicht mal auf Abraham Lincolns
Wort hin auftreiben.«
Sie zog Rotz hoch und schneuzte sich lautstark, ich
mußte den Hörer etwas von meinem Ohr weghalten.
»Es geht um das Verschwinden der Waffen. Aber mehr
werd‹ ich Ihnen wirklich nicht sagen.«
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