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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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was es ist?«
    »Nein. Aber er klang ziemlich aufgeregt.«
    Ich dankte Greg und hängte ein.
    Ich haßte warten. Geduld zählt nicht zu meinen
    Tugenden. Ich verzog mich ins Bad und veranstaltete
    ein langes, heißes Schaumbad, komplett mit dunkler
    Sonnenbrille
    auf
    der
    Nase
    und
    meinem
    Spielzeugsegelboot im Wasser. Ich war auf den
    Jungfrauen-Inseln und lag am Strand, einen kühlen
    Drink mit Rum in der Hand. Ich blieb auf St. Thomas,
    bis es mir langweilig wurde, dann schob ich das kleine
    Schiff weiter in der Wanne herum. Schaumblasen
    wurden zum dichten Nebel am Kap der Guten
    Hoffnung – ein gewaltiger Sturm zog auf und bedrohte
    die tapferen Reisenden auf ihrem Weg in eine fremde
    neue Welt. Mit einem Fuß rührte ich eine große Welle
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    auf. Krach! Sie traf das Boot. Ich schickte eine weitere
    Welle los, die das Schiffchen verschlang. Es sank.
    Na ja, es konnten eben doch nicht alle die Neue Welt
    erreichen.
    Ich überlegte, ob ich den Segler retten sollte, als das
    Telefon läutete.
    Ich ignorierte es, steckte meine große Zehe in die
    Öffnung des Wasserhahns, hielt meinen Blick eine Weile
    darauf gerichtet und sagte mir, daß, wer immer da
    anrief, es nochmal probieren würde, wenn es wichtig
    war. Nach dem vierzehnten Klingeln hörte es auf.
    Langsam wurde es Zeit, die Badewanne zu verlassen,
    bevor meine Haut in bleibenden Runzeln erstarrte. Ich
    schlenderte gemächlich ins Schlafzimmer und stellte
    fest, daß es erst vier Uhr war. Ich wollte mich nicht so
    früh anziehen, nur um in verknitterter Kleidung bei Lily
    anzukommen.
    Wieder das Telefon.
    »Ma Bell«, sagte ich in die Sprechmuschel und legte
    mich aufs Bett.
    »Ist da Hollis Carpenter?« fragte eine weinerlich-
    ordinäre Stimme. Ich konnte das Kölnisch Wasser
    förmlich durch die Leitung riechen.
    »Ja.«
    »Colette hier. Wissen Sie noch?«
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    »Ja.« Ich sog tief Luft ein und hielt sie mit
    aufgeplusterten Backen. Dann atmete ich aus.
    »Ich hab‹ da ›ne Information, die Sie bestimmt
    interessiert.« Sie sprach es intas-sijat aus.
    »Prima. Legen Sie los.«
    »›s ist nicht umsonst.«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen. Welche Art
    Information?«
    »Sie wollten doch wissen, wie Joe zu seinem Geld
    gekommen ist? Tja, ich weiß es. Wenn Sie‹s wissen
    wolln, müssen Sie blechen.«
    »Wieviel?«
    »Zweihunnad Dollar.«
    »Zweihundert Dollar?« echote ich, teils um meine
    Entrüstung herauszulassen, aber auch um ›hundert‹
    korrekt auszusprechen. »Für zweihundert bekomme ich
    fast ein neues Auto!« Ich fragte mich, ob ihr die Syphilis
    Hirn zerfressen hatte.
    »Hör‹n Sie. Ich hab‹ grad Joes Anwalt angerufen und
    rausgefunden, daß der Hurensohn alles seinem Balg
    vermacht hat. Sogar diese Hundehütte, die er sein Haus
    nannte. Er hat mir keinen roten Heller hinterlassen. Ich
    sitze ohne einen Pfennig in diesem Dreckloch von Stadt
    fest. Ich will verduften, bloß weg hier, nach Kalifornien
    – vielleicht Hollywood. Sehen, was beim Film läuft. Ich
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    hätt‹ sowieso Schauspielerin werden solln. Zu Hause
    ha‹m das alle gesagt. Ich hab‹ gute Backenknochen.«
    »Ich habe keine zweihundert Dollar.«
    »Holen Sie sich‹s von Ihrer Zeitung. Die zahlen für
    ›ne heiße Story.«
    »Ich arbeite nicht mehr bei der Zeitung.«
    »Ach, die große allmächtige Reporterin is‹ gefeuert?
    Was soll‹s, Sie können‹s irgendner anderen Zeitung
    verkaufen, jede Wette. Wenn Sie ›n Knüller wollen,
    müssen Sie das Geld auftreiben. Ja oder nein?«
    »Vielleicht. Erst müssen Sie mir mehr erzählen. Sie
    mögen ja glauben, daß die Sache wichtig ist, aber
    nachher ist sie keinen Pfifferling wert.«
    »Oh, sie isses auf alle Fälle wert.«
    An ihrer Stimme hörte ich, daß das vermutlich
    stimmte. Ich versuchte, noch etwas mehr aus ihr
    rauszukitzeln, aber sie machte nicht recht mit.
    »Hören Sie, Miss Chateau. Vielleicht kann ich mir
    etwas Geld borgen, aber ich muß mehr wissen, als was
    Sie mir gesagt haben. Ich kann mich nicht einfach nur
    auf Ihr Wort hin verschulden.«
    »Nur auf mein Wort!« kreischte sie. »Sie behandeln
    mich wie Dreck. Das laß‹ ich mir nicht gefallen, du
    Miststück!«
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    »Immer mit der Ruhe. Bei so wenig Information
    könnte ich das Geld nicht mal auf Abraham Lincolns
    Wort hin auftreiben.«
    Sie zog Rotz hoch und schneuzte sich lautstark, ich
    mußte den Hörer etwas von meinem Ohr weghalten.
    »Es geht um das Verschwinden der Waffen. Aber mehr
    werd‹ ich Ihnen wirklich nicht sagen.«

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