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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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Sie trennte sich
    so widerwillig von den Worten wie ein Waisenjunge,
    der gezwungen wird, allen von seinen Bonbons
    abzugeben.
    Verdammt. Schon wieder diese Waffen. Ich hatte von
    Anfang an nichts damit zu tun haben wollen. Ich hatte
    auch nicht angenommen, daß viel dahinter steckte. Es
    war nichts Ungewöhnliches, daß Beweismaterial
    verschwand. Vermutlich hatte der ursprüngliche
    Besitzer der Waffen einen Schergen bestochen, um sie
    wiederzubekommen. Oder irgendein Gangsterboß hatte
    sie billig abgestaubt. Wer weiß? Vielleicht hatte ich auch
    das ungute Gefühl gehabt, daß ich bei dieser Geschichte
    auf Dinge stoßen könnte, die ich lieber nicht wissen
    wollte.
    »Na schön. Ich werde sehen, was sich machen läßt.
    Ich muß ein bißchen herumtelefonieren, bevor ich weiß,
    ob ich das Geld zusammenkriege. Ich bezweifle, daß ich
    zweihundert auftreiben kann, aber mal sehen, was sich
    machen läßt. Vielleicht fünfzig – höchstens hundert.«
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    »Wenn Sie den Knüller haben wollen, müssen Sie
    schon mit zweihunnad hier aufkreuzen.«
    »Sind Sie den ganzen Abend zu Hause? Es kann ein
    Weilchen dauern. Wenn ich es hinkriege, komme ich
    einfach rum. Und ich möchte keine Überraschungen,
    zum Beispiel Darryl Wade hinter Ihrer Schlafzimmertür.
    Wenn Sie nicht allein sind, komme ich nicht.«
    Ich hatte gewußt, daß sie überrascht sein würde.
    »Was soll‹n das heißen?«
    »Ach, Colette. Ich weiß über Sie und Darryl Bescheid.
    Ich weiß, daß Sie schon was mit ihm hatten, als Joe noch
    lebte. Was wird er machen, wenn Sie die Stadt
    verlassen? Nachher paßt ihm das gar nicht.« Wenn es
    mir gelang, sie zu verunsichern, würde sie sich eher
    darauf einlassen, zu nehmen, was immer ich ihr bot.
    »Darryl schert sich einen Dreck darum, was ich tue,
    und mich schert auch nicht, was er macht. Er ist ein
    ganz gemeiner Hund, und er kann sich ›ne andere zum
    Rumschubsen suchen, wenn ich weg bin.«
    Trotz ihrer Sprüche hatte sie Angst. Und zwar eine
    Heidenangst. Immerhin wußte ich nun, warum sie auf
    einmal bereit war auszupacken. Darryl prügelte ihr
    wahrscheinlich die Seele aus dem Leib, seit Joe nicht
    mehr da war, um sie zu beschützen. Was für ein Leben.
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    »Machen Sie einfach, daß Sie mit den Kohlen
    rüberkommen, ja? Wenn ich Ihnen den Kram erzähle,
    muß ich verschwinden, und zwar schnell.«
    »Tja. Lassen wir sie ein wenig im eigenen Saft
    schmoren«, murmelte ich vor mich hin, als ich im
    Schrank versank, um zu entscheiden, welche Farbe die
    Hose haben sollte, die ich anzog. Schließlich schlüpfte
    ich in eine graue und in einen schwarzen Pulli und holte
    meine Schuhe aus dem Bad, wo ich sie zum Trocknen
    vor die Heizung gestellt hatte. Sie waren immer noch
    zähfeucht wie ein Stück Knorpel, das Anice mehrere
    Stunden durchgekaut hatte.
    Ich bewunderte mich minutenlang im Spiegel, dann
    ging ich in die Küche und öffnete die Keksdose, auf
    deren Grund ich meine Ersparnisse aufbewahrte. Ich
    wühlte unter eselsohrigen Rechnungen und trockenen
    Keksen und zog hundert Dollar in Zehnern hervor. Ich
    hatte Colette belogen. Es war mir gelungen, vierhundert
    Dollar auf die Seite zu legen, die für fünfzehn Jahre
    Arbeit standen, aber der Teufel sollte mich holen, wenn
    ich die Hälfte irgendeiner Hure gab, damit sie mir
    erzählte, was die Polizei von Houston für krumme
    Touren fuhr. Ich faltete die Zehner und küßte sie zum
    Abschied. Es tat weh – und dieses Scheiden machte
    nicht gerade, daß mir das Herz lachte.
    247
    Anice wollte mit, und ich entschied mich dafür, weil
    mir die Dinge momentan zu sehr drunter und drüber
    gingen, um sie allein zu Haus zu lassen. Ich griff sie mir
    und stopfte sie unter meinen Mantel, woraufhin sich die
    beiden obersten Knöpfe nicht zumachen ließen. »Wir
    sind reif für eine Diät, kleine Rattentöterin«, sagte ich.
    Sie bleckte höhnisch die Zähne. Sie war stolz auf ihre
    rundliche Figur.
    Ich schob die 38er in die Manteltasche und holte mir
    auch noch meine 25er, die ich unter meinem Pulli im
    Hosenbund verstaute. Hätte ich eine Panzerfaust
    besessen, ich hätte auch die mitgenommen. Ich hatte
    Angst. Etwas braute sich zusammen, das spürte ich in
    den Knochen. Ich hatte meine glückbringende rote
    Unterwäsche an und meinen Diamantstecker im Ohr.
    Ich überlegte kurz, aber andere Talismane, die ich hätte
    mitnehmen können, fielen mir nicht ein.
    Ich lenkte den Ford nach Süden, die Woodhead Road
    hinunter. Der grüne Wagen war weg. Ich

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