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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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weiß, daß
    du ihn mögen wirst.«
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    Ich wußte, daß ich ihn nicht mögen würde. Ich
    bildete mir meine Meinung über Leute innerhalb der
    ersten fünf Sekunden, ich erkannte ein Arschloch, wenn
    ich eins vor mir hatte, und Andrew Delacroix war ein
    Arschloch – Güteklasse A, mit Brief, Siegel und
    schnieker Visitenkarte.
    »Lily«, sagte ich, »ich halte das wirklich für keine
    gute Idee.«
    Das Schweigen am anderen Ende der Leitung verriet,
    daß ich sie verletzt hatte. Wenn ich etwas nicht wollte,
    dann das. Ich begriff, was dieses Essen für sie bedeutete
    und was sie für mich bedeutete. Mit ihr und ihrem
    Ehemann zu Abend zu speisen würde voraussichtlich
    kein sonderlich erquickendes Erlebnis sein –
    strenggenommen würde es höchstwahrscheinlich
    schlicht entsetzlich werden. Aber das wußte sie nicht.
    Sie glaubte wirklich, alles sei in Ordnung und eitel
    Sonnenschein. Also schön, ich konnte mich vermutlich
    mit fast allem abfinden, wenn es nur nicht zu lange
    dauerte und sie glücklich machte. Außerdem bot es ihm
    die einmalige Gelegenheit, sich vor allen Anwesenden
    als der vollendete Widerling zu erweisen, für den ich
    ihn hielt.
    »Und wenn ich auf ein paar Drinks nach dem Essen
    herüberkomme?« lenkte ich ein. So konnte ich
    vermeiden, daß er Gelegenheit bekam, gehässige
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    Kommentare abzugeben, wenn ich die falsche Gabel
    benutzte oder auf mein Hemd kleckerte. Ich war nicht
    annähernd abgeklärt genug, um in Gegenwart der Frau,
    mit der ich schlief, und ihres Ehemannes gelassen zu
    bleiben, während ich mich auch noch mit mangelnden
    Tischmanieren blamierte.
    Ich spürte, daß sie ein wenig enttäuscht war, aber sie
    sagte, sie verstehe das, und Drinks seien eine gute Idee.
    Ich versprach, gegen neun Uhr dort zu sein.
    »Du hast mir gefehlt«, sagte sie zum Abschied mit
    ihrer heiseren Stimme, die sexy und süß zugleich war,
    einer Stimme, die sich anfühlte, wie nach Hause
    kommen und Irene Dunne im Negligé in der Küche
    beim Apfelkuchenbacken vorfinden.
    »Du hast mir auch gefehlt«, antwortete ich. »Ich freue
    mich auf dich.«
    Sie legte auf, und ich wartete, nur für den Fall des
    Falles. Wie vermutet vernahm ich ein paar Sekunden
    später noch ein Klicken, als ein zweiter Telefonhörer
    eingehängt wurde.
    Ich legte auf, und mir graute. Mir war, als wäre ich
    zu einer Tiefschnee-Skiparty eingeladen und müßte in
    Rollschuhen und Sommerkleid hin.
    Es half kein Fluchen – außer einem Schläfchen war
    nichts zu machen, also legte ich mich hin. Als ich gerade
    wieder wach wurde, klingelte das Telefon erneut.
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    Diesmal war es Frank Brumfield.
    »Gestern abend wurde vor dem Rice Hotel ein
    kleiner Ganove namens Cotton Peeples kaltgemacht.
    Eine Wagenladung gedungene Killer hat die
    Vorderfront des Gebäudes mit einem Maschinengewehr
    bestreut. Natürlich kann es sich dabei um eine
    besonders ausgeklügelte Werbestrategie der Warner
    Brothers für den neuesten James Cagney-Film handeln,
    allerdings finden wir hier im Polizeipräsidium das eher
    unwahrscheinlich. Aber das ist natürlich nur unsere
    unmaßgebliche Meinung.«
    »Ja, auch ich wünsche Ihnen einen ganz besonders
    angenehmen Nachmittag, Lieutenant. Mir geht es gut,
    danke der Nachfrage. Und wie ist Ihr wertes Befinden?«
    Ich gähnte und versuchte so weit aufzuwachen, daß ich
    die Uhr auf meiner Kommode ausmachen konnte.
    »Spar dir den Scheiß, Hollis. Augenzeugen haben
    berichtet, daß eine Frau, deren Beschreibung verdächtig
    genau auf dich paßt, in ein großes, helles Auto gestiegen
    und vom Tatort verschwunden ist. Bei Cottons Leiche
    wurde eine Knarre gefunden. Die Aussagen, die uns
    vorliegen, deuten darauf hin, daß die Person, auf die er
    gezielt hat, als er erschossen wurde, mit dir identisch
    sein muß.«
    »Wurde erwähnt, daß diese Person höchst
    gutaussehend war?«
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    »Nein, davon war nicht die Rede.« Er seufzte tief auf.
    »Tja, da hast du es. Es kann sich gar nicht um mich
    handeln.«
    »Ich glaube, es ist an der Zeit, daß du mal wieder hier
    vorbeischaust, damit wir uns noch einmal gemütlich
    unter vier Augen unterhalten, Hollis. Es macht mich
    irgendwie mißtrauisch, wenn du erst die Leiche eines
    Polizeibeamten entdeckst und ein paar Tage später
    beinahe von einem drittklassigen Gauner abgeknallt
    wirst. Vor allem, wenn dieser drittklassige Gauner für
    dieselbe Zeitung arbeitet wie du.«
    »Was sagst du da?«
    »Willst du etwa behaupten, du wüßtest das nicht?«
    »Ich kenne

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