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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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heute
    nachmittag.«
    Ich stand auf und zahlte. »Nochmal danke, Kollege.«
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    Wir gingen zum Auto, und ich mußte Anice wecken,
    die auf meinem Sitz Mittagsschlaf hielt. Sie sah mich
    verkatert an und stakste rüber, um sich auf Gaels Schoß
    niederzulassen. Nach der stickigen Bar roch die frische
    Luft wundervoll, und auch der Regen auf meinem
    Gesicht fühlte sich angenehm kühl an.
    »Wohin jetzt?« fragte Gael.
    »Nach Hause. Ich hatte überlegt, ob wir beim Plaza
    vorbeifahren und Colettes goldenen Käfig gründlich
    durchschütteln, um zu sehen, was da für Mist zum
    Vorschein kommt, aber das hat Zeit. Ich muß ein paar
    Anrufe erledigen. Vielleicht kann ich ein Nickerchen
    dazwischenschieben. Dann muß ich mit Lily reden. Ich
    bezweifle, daß wir zusammen essen gehen, wenn ihr
    Gatte heute heimgekehrt ist, aber trotzdem.«
    Ich setzte Gael zu Hause ab und hoffte, daß sie das
    grüne Auto einige Blocks hinter mir nicht sah, als ich
    weiterfuhr.
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    9
    Ich hatte es satt, mir über den grünen Wagen den Kopf
    zu zerbrechen. Ohne weitere Umwege steuerte ich
    meine Wohnung an, stieg aus und blieb neben meinem
    Ford stehen, Anice im Arm. Ich sah den anderen Wagen
    ein paar Häuserblöcke die Woodhead runter auf der
    anderen Seite der Westheimer Street parken. Ich winkte
    ihnen freundlich zu. Wenn sie mich umlegten, legten sie
    mich eben um. Es gab ohnehin nicht viel, was ich
    dagegen tun konnte. Von meinem Standort aus konnte
    ich weder das Nummernschild entziffern noch die
    Insassen erkennen. Bei dem Auto schien es sich um
    einen 34er Chevrolet zu handeln.
    Ich stieß mein schmiedeeisernes Gartentor auf und
    ging ins Haus und dachte dabei, daß ich vermutlich
    eigentlich gleich wieder zur Hintertür rauspirschen
    sollte, um mich über Schleichwege durch die
    Wäschereien an der Westheimer und quer über ein paar
    Hinterhöfe zur Harold Street zu stehlen und hinter den
    grünen Wagen zu gelangen. Auf die Art käme ich
    wenigstens an die Kennzeichen. Ich nahm zwar an, daß
    das Auto oder zumindest die Nummernschilder
    gestohlen waren, aber man konnte nie wissen. Ich ging
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    ins Arbeitszimmer, schnappte mir das Fernglas und war
    unterwegs zur Hintertür, als das Telefon klingelte.
    Es war Lily. »Hallo, mein Liebling.«
    Ich war noch nie einer Person begegnet, die imstande
    war, diese Koseform nicht nur zu verwenden, sondern
    aus deren Mund das ganz natürlich klang, aber Lily
    brachte es fertig. »Hallo. Ich bin froh, daß du anrufst.
    Ich komme gerade zur Tür herein. Wie geht es dir?«
    »Du wirst es nicht glauben, aber Andrew ist völlig
    überraschend nach Haus gekommen. Er ist jetzt hier.«
    »Ist er mit dir im selben Raum?«
    »Nein, er ist unten. Ich habe ihm alles erzählt.«
    »Nein!«
    »Doch. Er hat genau so reagiert, wie ich gesagt habe.
    Er freut sich für mich.«
    »Nein!«
    »Doch. Und er möchte, daß du zum Essen kommst,
    damit er es dir selbst sagen kann.«
    »Nein!«
    »Ist dieses ›nein‹ Ausdruck von Unglauben und
    Staunen, oder heißt es, nein, du kommst nicht zum
    Essen?«
    »Ich weiß noch nicht, was es heißt. Das geht mir alles
    ein bißchen schnell, Lily. Ich meine nicht dich und mich,
    ich meine das mit Andrew.«
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    Alles, was ich über die menschliche Natur wußte,
    sprach dagegen, daß er Lily ihr neues Glück gönnte und
    sich für sie freute. Selbst wenn er sie nicht liebte, würde
    er keine Affäre dulden. Es ist unüblich, Freudensprünge
    zu vollführen, wenn man erfährt, daß sein Ehegespons
    eine neue Beziehung hat – vor allem nicht, wenn es sich
    dabei um eine Person desselben Geschlechts handelt.
    Leute, die nicht erwartungsgemäß reagieren, machen
    mich nervös. Nichts an Andrew Delacroix hatte darauf
    hingedeutet, daß er ein übernatürlich selbstloser,
    liebenswerter, großmütiger Freigeist war, der sich
    freute, wenn seine Ehefrau ihr Glück anderswo fand.
    Um Himmels willen, doch nicht bei diesen
    rasiermesserdünnen Lippen. Wer so sehr einem Reptil
    ähnelt, ist wahrscheinlich eins. Vielleicht konnte er Lily
    zum Narren halten, aber mir machte er nichts vor. Es
    gehörte zu meinem Job, mit der Schattenseite der
    Menschheit vertraut zu sein, und ich hatte einige
    Erfahrung darin. Sie hingegen suchte in allem und
    jedem nur die verborgene Schönheit. Wenn ich etwas
    Schönes sah, schaute ich nach dem Preisschild.
    »Ach, bitte, komm doch zum Essen«, bat Lily. »Es
    wäre mir so wichtig. Du wirst Andrew anders
    einschätzen, wenn du ihn kennenlernst. Ich

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