Heißes Blut: Anthologie (German Edition)
Hitze hatte ihn durchflutet. Er hatte das Gefühl jedoch nicht gleich als sexuelle Bedürfnisse erkannt, da er seit Jahrhunderten keine mehr empfunden hatte. In Gedanken hörte er Juliette leises, sinnliches Lachen und ihre Rufe. Sie lief nicht weit vor ihm her, und ihr Duft verriet, dass sie heiß und paarungswillig war. In seinem Traum hatte er keine andere Wahl, als ihr zu folgen. Sie war eine unwiderstehliche Verlockung, die jedoch stets ganz knapp außerhalb seiner Reichweite blieb und eine deutliche Spur sexueller Erregung in der Luft hinter sich zurückließ.
Wir müssen uns schon ganz nahe gewesen sein, und irgendwie übermittelte ich dir wohl mein Verlangen. Je reiner das Blut des Jaguars ist, desto heftiger ist auch die Hitze. Zum Glück gibt es nicht mehr viele von uns Frauen, und wir halten uns so weit wie möglich von den männlichen Jaguaren entfernt.
Riordan schloss die Augen vor der nächsten Schmerzwelle, deren Konvulsionen Juliette aus seinen Armen rissen, sodass sie in dem aufgewühlten Wasser fast versank. Er verfluchte sein Volk, ja selbst seinen Prinzen und was auch immer ihm gerade in den Sinn kam, und dann begann er zu beten und versprach seinem Gott das Blaue vom Himmel, wenn ihre Qual doch nur ein Ende haben möge.
Im Geiste hörte er Juliette leise lachen, noch bevor der Schmerz aus ihrem Körper wich. Du wirst die Welt retten, wenn das hier aufhört?
Er rieb sich das Kinn. »Ich war verzweifelt. Das kann nicht mehr so weitergehen.«
Kein Wunder, dass es die Frauen sind, die Kinder bekommen.
»Nicht du. Nicht, wenn es auch nur annähernd so schmerzhaft ist wie das. Wir kommen auch ohne Kinder aus. Und das ist mein Ernst, Juliette. Ich glaube, mir wird übel …«
Lieber nicht. Mir geht’s schlecht genug für uns beide. Ich bin so müde, dass ich nur noch schlafen will.
Riordan stieg aus dem Teich und trug sie zu dem Bett aus fruchtbarer weicher Erde zurück. »Ich kann dich einschlafen lassen, sobald es ungefährlich ist.« Er hauchte einen Kuss auf ihre geschlossenen Augenlider und küsste ihre Mundwinkel. »Ich liebe dich, Juliette.«
Ich liebe dich auch . Komisch, nicht?
Es bedurfte noch zwei weiterer Schmerzanfälle und heftiger Krämpfe, bis der Jaguar besiegt und die Verwandlung abgeschlossen war und Riordan Juliette endlich in einen heilenden Schlaf versetzen konnte. Beschützend nahm er sie in die Arme, zog sie ganz fest an sich und weinte still, während hell die Kerzen brannten und das Wasser sanft ans Ufer des Teiches plätscherte.
11. Kapitel
R iordan lief auf und ab wie ein gefangenes Tier. Seine rastlose Natur gewann die Oberhand über sein normalerweise eher ruhiges Gebaren. Juliette war fast die ganze Nacht mit ihrer Schwester und ihrer Cousine im Haus gewesen und hatte noch keine Minute Zeit für ihn gehabt. Er verstand zwar sehr gut, dass sie nach einem Trauma, wie Jasmine es erlebt hatte, bei ihr sein wollte, und gab sich auch die größte Mühe, den egoistischeren Teil seiner Natur zu unterdrücken, aber dennoch begann eine hässliche Furcht sich seiner zu bemächtigen und ließ ihm keine Ruhe mehr. Solange und Jasmine wollten nichts mit Männern zu tun haben, was Riordan ihnen nicht einmal verübeln konnte. Jasmines sanftmütige Natur verkraftete kaum, was ihr zugestoßen war, und ihr seelisches Gleichgewicht hing an einem seidenen Faden. Juliette würde ihr zwar mit ihren Heilkräften helfen – und Riordan unterstützte sie dabei –, aber er wusste auch, dass die beiden Frauen einen enormen Einfluss auf Juliette hatten. Und da sie wiederum ein sehr loyales, verantwortungsbewusstes Wesen hatte, befürchtete er, sie könnte sich verpflichtet fühlen, bei Jasmine zu bleiben.
Sobald sie aufgestanden waren, hatte Riordan sich genährt, sich um Juliettes Bedürfnisse gekümmert und sein Versprechen gehalten, sie unverzüglich zu ihrer Familie zu bringen. Er wusste, dass sie allein sein wollten, und hatte daher von sich aus vorgeschlagen, draußen zu warten. Aber er konnte trotzdem nicht umhin, sie vor dem Schmerz bewahren zu wollen, den Jasmine erlitten hatte. Es fiel ihm in den darauffolgenden Stunden wahrhaftig nicht leicht, sich von Juliettes Bewusstsein fernzuhalten, um ihr und ihrer Familie vollkommene Ungestörtheit zu gewähren, doch er schaffte es irgendwie, indem er vor dem kleinen Haus rastlos hin und her schritt.
Irgendwann hörte er die Tür und fuhr herum. Auf der Schwelle stand Juliette, flankiert von Solange und Jasmine, die sie beide ganz
Weitere Kostenlose Bücher