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Heißes Blut: Anthologie (German Edition)

Heißes Blut: Anthologie (German Edition)

Titel: Heißes Blut: Anthologie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Knight , Emma Holly , Christine Feehan , Maggie Shayne
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vor. Sie wusste, dass es einen Grund geben musste, warum sie den Rest von ihm nicht sehen konnte.
    Der Mann wusste offenbar, warum, und lächelte mit unerhörtem Selbstvertrauen. »Ich habe auf dich gewartet«, sagte er. »Möchtest du nicht mit mir kommen?«
    »Mist«, seufzte Mariann O’Faolain, als ihr altmodischer Aufziehwecker um drei Uhr morgens läutete.
    Ihr Körper pochte vor Enttäuschung. Sie wollte nicht aus ihrem Traum erwachen, der so ziemlich das Erotischste war, was sie in den letzten sechs Monaten erfahren hatte. Aber es war eben nur ein Traum und kein Grund, noch länger die Kissen zu umarmen, und so rollte sie sich herum, beendete mit einem einzigen Schlag das nervige Läuten und blinzelte in das ländliche Dunkel.
    Ich bin ein Vampir, dachte sie mit einem schiefen Grinsen. Ich stehe mit dem Mond auf und gehe mit der Sonne ins Bett.
    Schon etwas besserer Laune, schlug sie die Decken mit einem Schwung zurück, den leider niemand sehen konnte. Sie hatte eine halbe Stunde, um zu duschen, sich anzuziehen, einen Becher Espresso hinunterzustürzen und die Katze zu füttern. Dann hieß es, auf zu O’Faolain’s, um ein paar ungestörte Stunden backen zu können, bevor die ersten der Kaffee-und-Muffin -Gäste kamen. Mariann liebte ihre Kunden, aber das Backen liebte sie noch mehr. Wie könnte es auch anders sein? Fast vierzig Jahre war das O’Faolain’s ihr zweites Zuhause gewesen – mehr Zuhause eigentlich sogar, als das große Vorstadthaus, in dem sie aufgewachsen war. Was das anging, lag ihr ihre derzeitige Unterkunft, ein zugiges, aus Holzschindeln erbautes Farmhaus aus dem neunzehnten Jahrhundert, das sie von ihren Großeltern geerbt hatte, sehr viel mehr am Herzen. Imitierte Holzvertäfelungen und Doppelgaragen würden niemals Marianns Stil entsprechen.
    In Gedanken schon bei der Liste ihrer heutigen Aufgaben, bemerkte sie kaum, wie die Zeit verging, bis sie das feuchte Handtuch von ihrer Mähne schwarzer Locken nahm. Ein frisches weißes T-Shirt – dank Maynard’s Wäscherei –, bügelfreie Chinos und himmelblaue Turnschuhe stellten wie immer ihre Uniform für den Tag dar, denn Mariann hatte weder Zeit noch Lust, sich wie eine dieser Bohnenstangen aus der Vogue anzuziehen.
    Sie war eine hart arbeitende Frau und konnte auf so etwas verzichten. Sich sauber und bequem zu kleiden, genügte ihr – und nackt zu sein, war nur etwas für Träume!
    Apropos Träume. Ihr Körper kribbelte noch in Erinnerung daran, als sie die knarrende Treppe hinunterlief. Der Ofen in der Küche verbreitete gerade genug Licht, um etwas zu sehen, und Mariann schwor sich zum x-ten Mal, einen Schreiner kommen zu lassen, um die fehlenden Streben am Geländer zu ersetzen. Aber ihre Gedanken hüpften über den Schwur hinweg, ohne auch nur Spuren zu hinterlassen. Die Pfirsiche waren fantastisch gewesen diese Woche: saftig, fest und von einem schönen, reifen Gelb. Sie würde Törtchen daraus backen für das Mittagessen der Handelskammer – und vielleicht auch noch einen kleinen Vorrat Pfirsich-Karamell-Eis herstellen.
    Ingwer, dachte sie, als sie auf der letzten Stufe innehielt, um erneut in Träumereien zu versinken. Ingwer würde die perfekte Schärfe dazu liefern.
    Als sie schlagartig wieder zu sich kam, schlitterte sie über das gesprungene grüne Linoleum der Küche und begann, fröhlich vor sich hinzusummen. Mit schnellen, sparsamen Bewegungen legte sie ein paar Stückchen Schokolade auf ein knuspriges Stück Baguette und schob ihre Vorstellung von Frühstück in die Mikrowelle. Mit der linken Hand drückte sie die Tasten, mit der rechten zündete sie schon das Gas unter ihrem glänzenden italienischen Espressokännchen an. Dann nahm sie einen Becher von einem der Haken, ließ den Griff um ihren Zeigefinger wirbeln wie ein Pistolenheld, knallte den Becher auf die Arbeitsplatte und gab einen dicken Klacks Vermonter Sahne hinein. Pirate Vics Schälchen und Trockenfutter wurden ihre nächsten Partner in dem Tanz, den sie – anfangs nur mit erzwungener Munterkeit, aber heute schon mit echter – jeden Tag aufführte, seit ihr Ehemann ihr Ex geworden war.
    Fünf Jahre ihres Lebens hatte sie diesem Mann geschenkt, viereinhalb mehr, als er verdiente. Sie hätte wissen müssen, dass man einem Broker nicht vertrauen konnte.
    »Kein ekliges, fertig gekauftes Müsli mehr«, sang sie den alten Tapeten mit dem verblassten Gänseblümchenmuster vor. »Kein Wall Street Journal und keine gottverdammte fettarme Milch in diesem Haus

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