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Heißes Blut: Anthologie (German Edition)

Heißes Blut: Anthologie (German Edition)

Titel: Heißes Blut: Anthologie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Knight , Emma Holly , Christine Feehan , Maggie Shayne
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Augen des Tieres wie heiße grüne Steine. Dann, als wäre alles andere noch nicht erstaunlich genug gewesen, duckte es sich vor ihr, kroch die kleine Entfernung über das Gras zu Mariann heran und fuhr mit einer rosa Zunge über ihre Fingerspitzen.
    Mariann schnappte nach Luft und zog die Hand zurück. Sofort sprang der Wolf auf und trabte auf den Rand des Waldes zu. Dabei sah er aber noch einmal über die Schulter zurück. Marianns Fantasie schrieb seinem Blick einen Ausdruck des Bedauerns zu.
    Und dann verschwand er lautlos zwischen den hohen Adlerfarnen.
    »Wow«, flüsterte sie beeindruckt und drückte die Hand an ihr wie wild pochendes Herz. Was sind schon erotische Träume von nackten Fremden neben einem Besuch von einem Wolf? Dieses Erlebnis war das aufregendste, das sie je gehabt hatte.
    Verständlicherweise war Mariann noch immer wie benebelt während der zehnminütigen Fahrradfahrt zur Bäckerei. Die kurvige Nebenstraße, an der sie lebte, führte so gut wie nirgendwohin. Mariann sah kein einziges Auto, ob geparkt oder fahrend, bis sie die Hauptstraße von Maple Notch erreichte. Stadtmenschen mochte die Abgeschiedenheit nervös machen, aber Mariann liebte sie mit Leib und Seele. Eines Versprechens wegen, das sie ihrem Vater gegeben hatte, trug sie stets ihr Handy und eine Dose Pfefferspray bei sich. Tatsächlich war sie jedoch in all der Zeit hier noch nie auch nur annähernd in einer Situation gewesen, in der sie das eine oder andere zu ihrem Schutz benötigt hätte – nicht einmal auf dem Höhepunkt der Touristensaison. Auch wenn sie in einem Vorort aufgewachsen war, war sie letztendlich doch das geborene Kleinstadtmädchen.
    Strahlend vor Zufriedenheit, radelte sie ein wenig geistesabwesend an dem Warenhaus und dem Postamt vorbei und bog an der einzigen Ampel des Ortes dann links ab.
    Bis zu O’Faolain’s war es nicht mehr weit. Das einstige Kutschenhaus, das ihr Großvater in eine Bäckerei verwandelt hatte, war ein Anhängsel des Night Owl Inn gewesen – und eines seiner wesentlichsten Anziehungspunkte. Die Gäste schwärmten von den Frühstückskörben vor ihrer Tür, und oft kamen sie gerade ihretwegen wieder. Die neuen Besitzer des Gasthofs, denen auch das Land gehörte, auf dem sich die Bäckerei befand, hatten sich bereit erklärt, die Partnerschaft mit Mariann fortzusetzen.
    Die Luces hatten großes Aufsehen erregt bei ihrer Ankunft in dem kleinen Ort. Mit ihrem langen Haar und den unglaublich durchtrainierten Körpern hätte jeder der beiden hochgewachsenen, gut aussehenden Cousins auf dem Titelblatt eines Herrenmagazins posieren können. Besonders der Ältere kleidete sich wie ein Armani-Model – immer kurz davor, zu elegant und cool für einen Ort wie Maple Notch auszusehen.
    Von ihrer verwandtschaftlichen Beziehung einmal abgesehen, schien es unvermeidlich, dass gemunkelt wurde, die beiden seien ein Paar. Aber kaum kamen die Gerüchte auf, wurden sie erstaunlich schnell wieder im Keim erstickt. Kein homosexueller Mann könne eine Frau so ansehen, wie es diese beiden taten, war der einmütige Konsens der einheimischen Damen. Nachdem die Besitzerin des Friseursalons dem jüngeren Luce auf seiner nächtlichen Joggingtour begegnet war, erklärte sie aufgeregt, er habe sie buchstäblich »mit den Blicken verschlungen«.
    Dass Linda nichts dagegen einzuwenden gehabt hätte, verstand sich von selbst.
    Und sollte dieser Zustrom von Testosteron noch nicht genügen, um den Leuten etwas zu reden zu geben, waren die Cousins darüber hinaus auch noch stinkreich. Arbeiter wurden zu unglaublichen Löhnen eingestellt: Architekten, Stuckateure, ja sogar ein Sommelier. Die benachbarten Antiquitätenhändler überschlugen sich, um das Inn mit historisch korrekten Möbeln auszustatten. Niemand bezweifelte, dass das Night Owl ein viktorianisches Paradestück sein würde, wenn die Arbeiten beendet waren. Was zuvor ein Arsenal von schauderhaftem Kitsch gewesen war, würde bald ein Schmuckstück sein, das jedermann im Dorf mit Stolz erfüllen würde.
    Und wenn die Luces sich manchmal genauso merkwürdig verhielten, wie sie reich waren, wurde das als »fremde Allüren« abgetan. Immerhin waren sie Franzosen, und für einen geborenen Vermonter war das ohnehin schon fremd genug. Wen kümmerte es, dass sie noch nie von Ben & Jerry’s gehört hatten? Oder ob sie den ganzen Tag lang schliefen und irgendeine seltsame Allergie hatten, derentwegen sie die Sonne meiden mussten? Maple Notch erhielt jedenfalls eine

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