Heißes Geld
stolzes Tier; ließ keinen Kater ran, nicht um alles. Und dann kam mal ein ganz besonders strammer, und die Törin wollte wieder unter den Schrank flüchten, blieb aber hängen. Na ja, der Kater nutzte seine Chance. Und weißt du, was dann aus unserer Katzendame geworden war?« Er lächelte satt: »Eine wilde Nymphomanin.«
»Nareikes Tierleben«, versetzte sie spöttisch und zog die Mundecken hoch. »Ich will nicht mit dir streiten. Ich möchte auch«, sie lächelte hämisch, »unter deiner liebenswürdigen Schrankbehandlung keine Nymphomanin werden.« Sabine wickelte sich fester in ihr Badetuch. »Ich wünsche, daß wir gute Freunde bleiben, falls so etwas möglich ist.«
»Ein Nachruf?« fragte Nareike.
»Eine Spielregel«, konterte sie. »Sie setzt voraus, daß wir künftig vernünftig sein wollen und alberne Hinterhergespräche lassen, nicht wahr?«
Sie betrachtete ihn prüfend, spürte seine Augen auf ihrer Haut, machte eine ruckartige Bewegung, als verscheuchte sie Fliegen von ihrer bloßen Schulter. Gleichzeitig erfasste er wiederum dieses frostige Fluidum, das von ihr ausging, reizte und beunruhigte, lähmte und drohte.
»Du bist schön«, sagte Nareike. »Und du wirst im nächsten Jahr auch schon 30. Das ist sehr jung, von mir aus gesehen, und doch schon ziemlich alt in einer Zeit, die Jugendlichkeit vergötzt. Das kennst du ja alles. Und da denkst du an deine Zukunft und willst dich nicht durch eine Affäre verzetteln …«
»So ungefähr«, erwiderte sie trotzig.
»Wie zum Beispiel mit Peter Radke; der war auch schon bald 50. Und verheiratet, drei Kinder. Und ein Lügner par excellence, wenn's um ein Eheversprechen …«
»Woher weißt du das?« fuhr sie ihn an.
»Von Brill natürlich; er hatte entsprechende Auskünfte eingeholt.«
»Ein mieser KZ-Kommandant«, zischte sie.
»Aber als Personalchef war er gut«, entgegnete Nareike. »Und nun lass uns zur Sache kommen: Ich bin gesund; auch keine Krankheiten in der Familie. Ich bin ein gewachsener Junggeselle, deutsche Eiche natur, stramm im Holz …«
»Du Holzkopf«, sagte Sabine und mußte lachen, obwohl siees nicht wollte; sie nahm ihm die nachgefüllte Sektschale aus der Hand.
»Ich verspreche nicht jeden Tag die Ehe«, fuhr Nareike fort: »Aber wenn ich es tue, halte ich es.«
Sie trank aus. Nareike goss nach. Er animierte Sabine und sich. Sie tranken und lachten, lachten und tranken. Er machte Sabine ein Sandwich. Sie traf nicht die geringsten Anstalten, sich fraulich zu betätigen, und er war zu klug, um sich ihr männlich zu nähern.
»Wieviel Geld müßte ein Mann haben, den du für so reich hältst, daß du bei ihm bleiben möchtest?« fragte er.
»Viel«, antwortete sie. »Ich weiß, daß du eine Menge verdienst, aber dafür würde es wohl nicht reichen.«
»Wieviel?« wiederholte Nareike.
»Das hängt davon ab, wie der Kandidat aussieht.« Sabine nahm an, daß er scherzte und ging auf seinen Ton ein: »Ist er jung und attraktiv, sagen wir knapp über 30, dann erhält er von mir einen Vorzugsrabatt. Um 40 muß er schon etwas vorzuzeigen haben. Mit 50 sollte sein Vermögen sich vielleicht auf eine halbe Million belaufen – aber so hoch wollte ich eigentlich gar nicht gehen, natürlich mit den Jahren, nicht mit dem Geld«, meinte sie lachend.
»Ich bin 59«, versetzte er. »Da wäre in meinem Fall allerdings am Hochzeitstag eine saftige Morgengabe fällig«, konstatierte er.
»Gib nicht so an«, entgegnete Sabine.
»Es klingt ganz dumm«, fuhr er fort, »aber ich blödle nicht. Ich habe zwei Jahre lang einen Prozess wegen einer Millionen-Erbschaft in Amerika geführt. Ich habe ihn soeben gewonnen.« Er lächelte selbstherrlich. »In letzter Instanz und rechtskräftig.«
»Lotto oder Toto?« spöttelte die Whisky-Stimme. Um Sabines Mundwinkel spielten hübsche Grübchen. »Es war einmal, so beginnen alle Märchen.« Sie tippte ihm mit dem Zeigefinger auf die Stirn: »Du hast ja einen Schwips.«
»Ich weiß, daß es nicht so schnell zu begreifen ist«, erwiderte er. »Aber das Geld ist schon unterwegs in die Schweiz. Du kannst mir gratulieren. Ich bin ein Nabob, und deshalb mache ich hier auch demnächst Schluß.«
»Wieviel hast du denn geerbt?« fragte sie belustigt.
»Über eine Million. In Dollars natürlich.«
»Dann vierfachen Glückwunsch«, versetzte sie.
»Unter Umständen wäre ich bereit, mit dir zu teilen. Wenn ich deinen Preis richtig verstanden habe, dürfte ich bei meinem Vermögen sogar schon über 70
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