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Heisskalte Glut

Heisskalte Glut

Titel: Heisskalte Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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schrecklich wütend war, daß sie das Thema überhaupt angeschnitten hatte und
ihn von dieser lachhaften Lüge zu überzeugen versuchte, so weinte
sie doch. Er widerstand dem Bedürfnis, sie auf seinen Schoß zu ziehen und sie
zu trösten. Mit rauher Stimme sagte er: »Es war eine Vollmacht. Sonst gar
nichts, keinerlei Erklärung. Ohne die Vollmacht hätten wir vermutlich fast
unser gesamtes Vermögen verloren.«
    Seine Brust weitete sich, als er tief einatmete. »Ohne den Brief
hätte ich versucht, ihn aufzutreiben. Aber er hat noch nicht einmal
geschrieben, daß es ihm leid täte, hat noch nicht einmal auf Wiedersehen
gesagt. Es schien gerade so, als ob er sich noch an eine Kleinigkeit erinnert
hätte, die er zu erledigen vergessen hatte.«
    »Vielleicht hat den Brief ja jemand anderes
geschrieben«, sagte Faith und spürte den Schmerz, den er damals gefühlt haben
mußte. »Vielleicht hat ihn der Mörder geschrieben. Gray, ich schwöre, Mama hat
gesehen, wie er erschossen wurde! Sie waren im Sommerhaus, als jemand
vorgefahren ist. Sie hat gesagt, daß Guy und der andere Mann in das Bootshaus
gegangen sind und sich dort gestritten haben ...«
    Er schoß von der Bettkante hoch und befreite
sich aus ihren Armen. Dann schnellte er herum, griff nach ihren Händen und
drückte sie auf die Matratze nieder. »Deshalb also bist du da
herumgeschlichen«, sagte er ungläubig und drehte die Lampe so, daß er ihr
Gesicht sehen konnte. Mit glühenden, kohlschwarzen Augen blickte er auf sie
herab. Dann schüttelte er sie wieder. »Du kleine Hexe! Deshalb hast du all
diese Fragen über meinen Vater gestellt! Du glaubst, daß er ermordet wurde, und
hast versucht herauszufinden, wer ihn ermordet hat!«
    Nur wenige Male in seinem Leben war er so
wütend gewesen. Seine Hände zitterten vor Anstrengung, sie in seiner Gewalt
zu halten. Er glaubte nicht, daß sein Vater ermordet worden war, aber offensichtlich
glaubte Faith daran. Diese tollkühne Frau hatte versucht, ganz alleine den
Mörder ausfindig zu machen. Wenn es wirklich einen Mord gegeben hatte, dann
hatte sie sich einer enormen Gefahr ausgesetzt. Er war zerrissen zwischen dem
Wunsch, sie in seine Arme zu nehmen, und dem Wunsch, sie übers Knie zu legen.
Beide Möglichkeiten waren gleichermaßen reizvoll.
    Während er sich immer noch zu entscheiden
versuchte, sagte sie: »Ich wußte, daß ich vermutlich gar nichts finden würde.
Aber ich habe das Bootshaus nach einer Patronenhülse abgesucht ...«
    »Moment mal.« Er strich sich mit der Hand über das Gesicht, um die
letzte Beichte zu verdauen. »Wann hast du denn das Bootshaus durchsucht?«
    »Gestern früh.«
    »Es ist abgeschlossen. Hast du jetzt auch Einbruch und
Hausfriedensbruch in dein Repertoire aufgenommen?«
    »Ich bin unter der Tür hindurchgeschwommen und dann an dem
Ankerplatz wieder aufgetaucht.«
    Gray schloß die Augen und zählte bis zehn.
Dann zählte er noch einmal. Seine Hände zitterten, und er ballte sie zu
Fäusten. Schließlich öffnete er die Augen und blickte entsetzt auf Faith herab.
Tollkühn war nicht das richtige Wort für ihr Verhalten. Sie ging unglaublich
leichtfertig mit ihrer eigenen Sicherheit um, von seiner geistigen Gesundheit
mal abgesehen. Das Netz unter dem Bootshaus, das Reptilien und ähnliche Tiere
hatte fernhalten sollen, hatte sich zwar über die Jahre gelöst und war nicht
repariert worden, aber es war immer noch da. Wie leicht hätte sie sich darin
verfangen und ertrinken können. Er hätte sie für immer verlieren können. Kalter
Schweiß sammelte sich über seinen Augenbrauen.
    »Ich habe nichts gefunden«, sagte sie, ihn
unsicher ansehend. »Aber irgend jemanden scheint meine Suche nervös zu machen.
Warum sonst hätte ich wohl diese Drohbriefe bekommen?«
    Es war, als ob man ihm einen Schlag in den Magen versetzt hätte.
Er hielt sich mühsam aufrecht, während ihm die Gedanken durch den Kopf jagten.
Dann wurden ihm die Knie weich, und er ließ sich auf das Bett fallen. »Mein
Gott«, sagte er tonlos, als er sich der Bedeutung ihrer Worte langsam klar
wurde.
    »Ich habe einen Privatdetektiv beauftragt«,
sagte sie und streckte ihre Hand aus. Sie hatte das dringende Bedürfnis, ihn zu
berühren, und drückte sich an ihn. Diesmal schlang er seine Arme um sie und
preßte sie gegen seine Brust. »Mr. Pleasant. Er hat Unterlagen von
Kreditkartenfirmen, Sozialversicherungsunterlagen und ähnliches durchforstet
und keinerlei Spuren von Guy gefunden. Gray, es gab überhaupt keinen

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