Heisskalte Glut
zu husten, aber ihre
Lungen ließen sich trotzdem nicht abhalten, sich vom Rauch zu befreien. Alles
in allem hatte sie Glück gehabt und fühlte sich einigermaßen gesund.
»Es tut mir leid«, sagte Monica plötzlich. Sie blickte starr geradeaus.
»Ich habe die Drohbriefe geschickt. Ich wollte dich irgendwie zum Wegzug
bewegen. Das hätte ich niemals tun dürfen. Es tut mir leid.«
Vollkommen perplex lehnte sich Faith gegen die
Rückenlehne, löste aber ihren wunden Rücken augenblicklich wieder davon. Sie
wollte gerade sagen, daß das nicht so schlimm sei, besann sich aber eines
Besseren. Es war schlimm. Sie hatte Angst gehabt, es war einfach abscheulich
gewesen. Sie hatte gewußt, daß sich dort draußen irgendwo ein Mörder befand. Das
hatte Monica zwar nicht gewußt, dennoch entschuldigte sie das nicht. Auch hatte
sie die Katze nicht getötet, aber das entschuldigte sie ebensowenig. Also
erwiderte Faith gar nichts und überließ es Monica, ihre eigene Absolution zu
finden.
Faith beobachtete, wie ein Sanitäter Gray dazu bewegen wollte,
sich zu setzen und durch eine Maske Sauerstoff einzuatmen. Gray aber
schüttelte ihn ab, fuchtelte wild mit den Armen und zeigte auf Faith.
»Ich werde es ihnen sagen«, erklärte Monica mit noch immer
tonloser Stimme. »Gray und Michael. Die Drohbriefe und die Katze. Wegen Alex
wird man mich nicht verhaften, aber ich habe es dennoch nicht verdient,
straflos auszugehen.«
Faith hatte keine Zeit, ihr zu antworten. Der Sanitäter brachte
seine Geräte zum Polizeiwagen herüber und kniete sich in die offene Tür. Seine
Taschenlampe leuchtete ihr in die Augen und ließ sie blinzeln. Er fühlte ihren
Puls und schaute sich die Brandwunden an Händen und Armen an. Dann wollte er
ihr die Sauerstoffmaske überziehen. »Sagen Sie ihm«, begann sie und deutete auf
Gray, »sagen Sie ihm, daß ich es mache, wenn er es auch tut.«
Der Sanitäter sah sie erstaunt an, dann grinste er. »Sehr wohl,
Gnädigste«, sagte er, sprang auf und ging zu dem ersten unwilligen Patienten
zurück.
Faith beobachtete, wie er Gray gegenüber ihre Worte wiederholte.
Gray schnellte herum und starrte sie an. Sie zuckte mit den Schultern.
Verärgert nahm er die Sauerstoffmaske und hielt sie sich über Nase und Mund.
Augenblicklich begann er wieder zu husten.
Weil sie es versprochen hatte, unterwarf sie sich nun auch der
Behandlung. Die Sanitäter stimmten darin überein, daß ihre Lungenfunktion
befriedigend war, was bedeutete, daß sie nicht kritisch viel Rauch eingeatmet
hatte. Ihre Verbrennungen wa ren fast ausschließlich ersten Grades, mit ein
paar Blasen zweiten Grades auf ihrem Rücken. Sie rieten ihr, Doktor Bogarde
aufzusuchen. Gray war in ähnlicher Verfassung. Sie hatten beide unheimliches
Glück gehabt.
Glück gehabt, außer daß er einen Freund
verloren hatte und sie, abgesehen von dem Morgenmantel und einem Paar Schuhen,
ihres gesamten Besitzes beraubt worden war. Einen Schuppen mit zwei Harken und
einen Rasenmäher besaß sie immerhin auch noch. Sie hatte sowohl für den Wagen
als auch für das Haus eine Versicherung abgeschlossen, aber es würde einige
Zeit in Anspruch nehmen, ehe sie alles ersetzt hatte. Ihr müdes Gehirn
versuchte all die Dinge aufzulisten, die sie jetzt tun mußte: neue Kreditkarten
beantragen, neue Schecks besorgen, neue Kleidung und ein neues Auto kaufen,
eine neue Bleibe finden, ihre Post an eine andere Adresse zustellen lassen.
So viele Dinge waren zu tun, und sie fühlte sich zu schwach und
müde, um auch nur eines davon in Angriff zu nehmen.
Zumindest war nichts unersetzlich gewesen, abgesehen von ein paar
Fotos von Kyle. Andere Erinnerungen an ihre Familie besaß sie nicht.
Schließlich brachte man Alex' Leiche weg. Monica schaute zu, wie
man ihn in ein Auto lud, um ihn in die Leichenhalle zu transportieren. Weil er
keines natürlichen Todes gestorben war, würde man eine Autopsie veranlassen.
»Sieben Jahre lang hat er mich benutzt«, flüsterte sie. »Er hat sich
vorgemacht, daß ich Mama sei.« Ein Schauer durchfuhr sie. »Wie soll ich das
Michael sagen?« fragte sie geradeheraus.
»Wer ist Michael?«
Monica sah sie verwirrt an. »Der Sheriff. Michael McFane. Er hat
mich gefragt, ob ich ihn heiraten will.«
Faith seufzte. Die Verwicklungen nahmen kein Ende. »Das wirst du
nicht tun«, sagte sie und berührte Monicas Arm. »Laß die ganze Sache einfach
hinter dir. Tu Michael nicht weh, indem du es ihm erzählst. Es wird dir den Schmerz
nicht erleichtern. Und
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