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Heisskalte Glut

Heisskalte Glut

Titel: Heisskalte Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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mit Adleraugen verfolgt. Denn jedermann
wußte, daß eine Devlin alles stehlen würde, was nicht niet- und nagelfest war.
Dieser Zustand war von echter Zugehörigkeit weit entfernt.
    Faiths Überlegungen hatten jedoch auf ihre
Gefühle keinerlei Einfluß. Ihre Instinkte, ihre Empfindungen registrierten dies
hier als ihre Heimat. Die üppigen, farbenfrohen Gerüche übertrafen die des
gesamten Rests der Welt. Die Bilder hatten sich seit ihrer Geburt in ihr
Gedächtnis eingeprägt. Hier war sie geboren und aufgewachsen. Ihre Erinnerungen
an Prescott waren bitter, dennoch übte der Ort eine unsichtbare Anziehungskraft
auf sie aus, derer sie sich gar nicht bewußt gewesen war und die sie nicht
gewollt hatte. Sie hatte lediglich ihre Neugier stillen und mit der
Vergangenheit abschließen wollen, damit sie sich ganz auf ihre Zukunft
konzentrieren konnte.
    Es war nicht leicht gewesen, zurückzukommen. Gray Rouillards
Worte brannten noch immer in ihrer Erinnerung, als ob er sie erst gestern und
nicht vor zwölf Jahren ausgesprochen hätte. Manchmal dachte sie tagelang nicht
an ihn, aber der Schmerz war trotzdem allgegenwärtig. Ihre Rückkehr verstärkte
ihre Erinnerungen noch. Sie hörte seine Stimme wie ein Echo in ihrem Kopf: Du
bist der allerletzte Dreck.
    Zitternd atmete sie tief den süßlich grünen Duft ein, in dem ihre
ganze Kindheit mitschwang. Sie richtete sich auf. Dann betrachtete sie den
Marktplatz genauer und machte sich wieder mit einer Umgebung vertraut, die sie
damals wie ihre Westentasche gekannt hatte.
    Manche der alten Geschäfte hatten ihre Fassade erneuert. Der
Eisenwarenladen hatte jetzt eine Stein- und Zedernfront und rustikale
Doppeltüren. Ein McDonald's war an der Stelle eines ehemaligen Milchladens
entstanden, ebenso ein neues Bankgebäude. Sie wäre jede Wette eingegangen, daß
die Bank den Rouillards gehörte.
    Die Passanten betrachteten sie mit der Neugier, mit der
Kleinstädter jedem Fremden begegnen, aber niemand erkannte sie. Das hatte sie
auch nicht erwartet. Die zwölf Jahre hatten aus dem Mädchen eine Frau werden
lassen. Sie war jetzt nicht mehr hilflos, sondern zupackend, und nicht mehr
arm, sondern wohlhabend. Mit ihrem taillierten cremefarbenen Kostüm, dem
vollen, geschickt hochgesteckten Haar und ihrer Sonnenbrille bot sie den
Menschen keinen Anhaltspunkt mehr, der sie an Renee Devlin erinnert hätte.
    Welch eine Ironie des Schicksals, dachte Faith. Man hatte Renee
zwar vieles vorwerfen können, aber es war nicht ihre Schuld gewesen, daß die
Devlins schließlich davongejagt worden waren. Sie war nicht mit Guy Rouillard
durchgebrannt.
    Die Neugier, was tatsächlich mit Guy Rouillard geschehen war,
hatte Faith nach all den Jahren hierher zurückgebracht. Hatte er sich mit einer
neuen Freundin vergnügt und war dann nach ein, zwei Tagen wieder aufgetaucht,
verwundert darüber, welche Verwirrung er gestiftet hatte? War er auf einer
Sauftour gewesen oder hatte gar bei einem Marathonpoker mitgemacht? Faith
wollte es wissen. Sie wollte ihn von Angesicht zu Angesicht sehen, ihm in die
Augen blicken und ihm sagen, was seine Unverantwortlichkeit sie gekostet hatte.
    Blind starrte sie in Richtung des Rathauses,
während die Erinnerungen sie überfluteten. Nach jener entsetzlichen Nacht war
ihre Familie auseinandergebrochen. Sie waren noch bis nach Baton Rouge gefahren
und hatten dann die Nacht in ihren Autos verbracht. Amos war in seinem Wagen
geblieben, Russ und Nicky in ihrem, und Faith und Scottie, der auf ihrem Schoß
schlief, mit Jodie in ihrer vollkommen abgetakelten Karre.
    Rückblickend erinnerte Faith sich nur noch an
ihr Entsetzen und ihre Scham. Manche Bilder stachen glasklar hervor: die
blendenden Lichter der Polizeiwagen, der Augenblick schieren Entsetzens,
nachdem sie aus dem Bett gerissen, vor die Tür gezerrt und in den Dreck
gestoßen worden war, Scotties Schreie.
    Manchmal konnte sie sich sogar noch an das Gefühl seiner kleinen
Hände erinnern, daran, wie er sich ängstlich an ihre Beine klammerte. Die
schlimmste Erinnerung jedoch, die mit schmerzhafter Klarheit wieder und wieder auftauchte, war, wie Gray
sie voll Abscheu angeblickt hatte.
    Sie erinnerte sich, wie verzweifelt sie ihre ärmlichen Habseligkeiten
zusammengesucht hatten. Sie erinnerte sich an die lange Fahrt durch die
Dunkelheit. Eigentlich war die Fahrt gar nicht so lang gewesen, aber es war ihr
wie eine Ewigkeit erschienen. Jede Sekunde hatte sich zu einer Minute
ausgedehnt, so daß ihr eine Minute wiederum

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