Heisskaltes Verlangen: Team Zero 02
Horrortrip gewesen sein. „Und dir?“, presste er hervor und verzog das Gesicht, weil es in seinem Kopf noch immer wie verrückt pulsierte.
„Alles gut.“
„Okay. Und die Frage nach den Ereignissen letzter Nacht wäre dann auch geklärt“, sagte er und suchte nach Cass’ Blick.
Sie hatte sich längst von ihm abgewandt. Tigerte auf der Wiese hin und her und murmelte vor sich hin. Sie wusste, was geschehen war. Weil es sich beschissen anfühlte, dass sie sich unwohl fühlte, wollte er auf sie zugehen und ihr sagen, warum er hier war. Dass er von ihr geträumt und sich entschlossen hatte zu helfen. Er wollte ihr sagen, sie brauche sich nicht mehr zu fürchten und ihr etwas von der Angst nehmen, die er heute schon zum zweiten Mal am eigenen Leib hatte spüren müssen, aber Alexa hielt ihn zurück.
„Lass mal, ich mach das schon.“
Alle Erinnerungen fanden mit einem herben Schlag zurück. Diese grässlichen Augen. Diese furchtbare Kälte. Auch die Angst war wieder da. Umhüllend wie ein eisiger Schatten, der ihr den Atem nahm, die Kehle zuschnürte, bis sie dachte, zu ersticken. Wäre Ned nicht gewesen, hätte sie diesen Tag nicht erlebt. Sie sollte getötet werden. Diese beiden – was auch immer das war – wollten sie umbringen. Sie hätten es auch geschafft, wäre nicht …
Oh Gott.
Langsam baute sich ein schrecklicher Druck hinter ihrer Stirn auf. „Ach Ned, du wolltest mir helfen“, murmelte sie. Schuldgefühle, weil sie Neds Worte ignoriert hatte, fielen wie ein Schwarm Heuschrecken über sie her. Ein bitterer Geschmack haftete auf ihrer Zunge. Sie fühlte sich hundeelend.
„Geh nicht so hart mit dir ins Gericht.“
Alexa stellte sich an ihre Seite. Mit der dunklen Cordhose und der purpurnen Bluse sah sie sehr jung aus, obwohl sie ungefähr in ihrem Alter war, während Alexas Blick nichts Jugendliches hatte. Dieser wirkte nachsichtig und mitfühlend, als wollte sie Cass in die Arme nehmen, trösten und von jeder Schuld freisprechen. Aber so einfach war das nicht. Ned war ihr über die Jahre ans Herz gewachsen. Auf verworrene Weise waren sie Freunde gewesen. Freunde nahmen sich Zeit, um über Ängste und Sorgen des anderen zu sprechen. Sie liefen nicht davon, nur weil sie sich fürchteten. Aber genau das hatte sie getan. Ihre Selbstvorwürfe waren berechtigt. Sie konnte sie nicht unter den Teppich kehren, auch wenn es wehtat, genau wie der Verlust eines lieb gewonnenen Menschen.
Cass ließ sich ins Gras fallen. Sie legte den Kopf in die bebenden Hände. „Er wollte mir helfen. Er hat mich gewarnt. Und was habe ich getan? Ihn wie einen Irren behandelt. Und jetzt ist er tot“, wisperte sie und wiegte ihren Oberkörper vor und zurück. Sobald sie es bemerkte, bemühte sie sich, stillzuhalten.
„Es ist nicht deine Schuld.“
Alexa berührte ihren Arm, worauf eine Woge lieblicher Harmonie durch Cass brandete. Der Energiefluss, der von der hübschen Frau ausging, war so stark und mitreißend, dass sie ihn trotz schlimmer Gedanken und beklemmender Furcht nicht ignorieren konnte. Abermals schwappte eine wohlige Energiewelle durch sie hindurch, versuchte, sich imKern ihrer Angst einzunisten. Eine Gänsehaut kündigte sich an. Cass sah auf. Mit der liebevollen Art und der grazilen Gestalt konnte man Alexa mit einem bunten Schmetterling vergleichen, der durch das Leben glitt und die Flügel über Menschen ausbreitete, die ein wenig Herzenswärme brauchten. In ihrem Inneren aber lag eine Weisheit verborgen, die nur denen vorbehalten blieb, die wussten, wie es war, sich am Feuer des Lebens die Flügel zu verbrennen. Mit dem Unterschied, nicht nur den eigenen Schmerz zu kennen, sondern auch den der anderen.
„Eine Empathin. Und ich habe es die ganze Zeit, in der ich dich behandelt habe, nicht bemerkt.“
Genauso wenig wie Neds Gabe. Was war sie blind gewesen in all der Zeit.
Du siehst nicht mit deinem Herzen. Fühle es. Begreife es. Öffne dich und schließe deine Augen, nur für einen Wimpernschlag und du wirst die Wahrheit erkennen, denn sie liegt in jedem von uns
. Worte ihrer Großmutter, die sie nie richtig hatte umsetzen können.
Alexa lächelte liebenswürdig. „Ich wusste auch nicht, dass du etwas Besonderes bist. Du hast dich sehr gut um mich gekümmert, aber ich habe deine Gabe auch nicht gesehen, Cass. Ich denke, für alles im Leben muss der rechte Zeitpunkt kommen. Jetzt ist es so weit.“
Cass nickte. Fragte erst gar nicht, woher Alexa von ihrer Fähigkeit wusste. Die beiden waren
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