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Held von Garathorm

Held von Garathorm

Titel: Held von Garathorm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Seidengewänder lagen herum und auch Umhänge aus wertvollsten Federn. Das Bett war nicht gemacht und wirkte, genau wie der Rest des Gemachs, schrecklich unordentlich. Leere Trinkbecher waren überall verstreut, und es war nicht zu übersehen, daß im Lauf der vergangenen Wochen oder Monate viel Wein in diesem Zimmer verschüttet worden war. Auf dem Bett ruhte ein nackter Mann, und an seiner Seite schliefen aneinandergekauert zwei junge Mädchen, deren Leiber unzählige kleinere Verletzungen und Blutergüsse aufwiesen. Beide hatten schwarzes Haar und helle Haut. Das Haar des Mannes war von so grellem Gelb, daß es gefärbt zu sein schien, zumal, da sein Körperhaar nicht vom gleichen Ton war, sondern von einem rötlichen Braun. Sein Körper selbst war ungewöhnlich muskulös und maß gewiß gut sieben Fuß. Der Kopf war groß und lief von den breiten Backenknochen zum Kinn fast spitz zu. Ein barbarischer Schädel war es, aber doch verriet er eine Spur von Schwäche. Etwas an diesem spitzen Kinn und dem grausamen Mund verwischte den Eindruck, daß er gutaussehend war (obwohl zweifellos einige ihn dafür halten mochten), und ließen das Gesicht im Gegenteil merkwürdig abstoßend erscheinen.
    Dieser Mann war Ymryl.
    An einem Band um seinen Hals hing ein silberverziertes Horn aus Bernstein.
    Das war Ymryl mit dem Gelben Horn!
    Dieses Horn war meilenweit zu hören, wenn er hineinblies, um seine Mannen herbeizurufen. Man munkelte, daß der Ton dieses Hornes auch noch anderswo vernommen werden konnte. Ja, man raunte sich zu, daß es in der Hölle zu hören war, wo Ymryl Kumpane hatte.
    Ymryl rührte sich, als spüre er die Anwesenheit der Katze. Schnell flog Schnurri zu einem Sims an der entferntesten Wand. Einmal hatten hier Siegestrophäen gestanden. Aber der goldene Schild, den einer von Ilians Vorfahren errungen hatte, war schon vor Monaten heruntergezerrt worden. Ymryl hustete und ächzte, dann öffnete er seine Lider einen schmalen Spalt. Er rollte sich auf die andere Seite, stützte den Ellbogen auf den Rücken eines der Mädchen, und goß sich Wein aus dem Krug ein, der neben dem Bett auf einem Tischchen stand. Er leerte den Kelch in einem Zug, sog die Luft ein und setzte sich abrupt höher in dem Bett auf.
    „Garko!" brüllte er. „Garko! Komm her!"
    Aus einem anderen Zimmer schoß ein seltsames Geschöpf herein. Es hatte vier kurze Beine, einen runden Körper mit Gesicht, doch ohne das, was man normalerweise Kopf nennt, und lange spinnendürre Arme, die in riesigen Pranken ausliefen.
    „Herr?" flüsterte Garko.
    „Wie spät ist es?"
    „Kurz nach Sonnenuntergang, Herr."
    „Also habe ich den ganzen Tag verschlafen, hm?" Ymryl stellte die Füße auf den Boden und schlüpfte in einen Mantel aus des Königs Garderobe. „Zweifellos war es wieder ein ereignisloser Tag gewesen. Nichts Neues aus dem Westen?"
    „Nichts. Wenn sie einen Angriff planten, müßten wir es inzwischen wissen, Herr."
    „Das ist anzunehmen. Bei Arioch! Ich langweile mich immer mehr. Allmählich befürchte ich, daß wir alle irgendwie zur Strafe an diesen verdammten Ort verbannt wurden. Ich wollte nur, ich wüß-te, in welcher Weise ich die Chaosherrscher beleidigt habe, wenn dem so ist. Anfangs waren wir alle überzeugt, man habe uns hier ein Paradies zum Plündern vorgesetzt. Wenige der Menschen hier verstanden etwas vom Kämpfen. Es war so einfach, ihre Städte zu erobern. Und jetzt gibt es nichts mehr für uns zu tun. Wie steht es mit den Experimenten des Zauberers?"
    „Er versucht immer noch verzweifelt, mit seiner Dimensionsreisemaschine zurechtzukommen. Ich habe wenig Vertrauen in ihn, Herr."
    Ymryl zog die Nase hoch. „Nun, er hat das Mädchen für mich getötet - oder zumindest etwas Gleichwertiges mit ihr getan. Und noch dazu aus der Entfernung. Das war sehr geschickt. Vielleicht findet er doch noch einen Weg hindurch für uns."
    „Vielleicht, Herr."
    „Ich verstehe einfach nicht, weshalb selbst die Mächtigsten unter uns einfach nicht in der Lage sind, sich mit den Chaoslords in Verbindung zu setzen. Wenn ich nicht Ymryl mit dem Gelben Horn wäre, würde ich mich jetzt verlassen fühlen. Ich herrschte über ein großes Reich in meiner eigenen Welt, Garko. Ich regierte es im Namen des Chaos. Ich brachte Arioch viele Opfer dar, Garko. Sehr viele."
    „Das habt Ihr mir erzählt, Herr."
    „Und es sind noch andere hier, die Könige in ihren eigenen Welten waren. Manche herrschten über gewaltige Reiche. Und kaum einer von uns

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