Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
tatsächlich als das sah, was sie waren. Normalsterbliche haben Schwierigkeiten, Magie wahrzunehmen. Ihr Hirn kann einfach nichts damit anfangen, sie schauen also zum Beispiel mein Schwert an und sehen darin einen Baseballschläger oder Spazierstock.
Aber dieser Typ … der war anders. Er musste ein Magier sein. Das einzige Problem war, ich kannte die meisten Magier der nordamerikanischen Nomoi, diesen Typen hatte ich jedoch noch nie gesehen. Ich hatte auch noch nie ein solches Schwert gesehen. Alles an ihm wirkte … un-ägyptisch.
»Das Krokodil«, sagte ich und versuchte, meine Stimme ruhig und fest klingen zu lassen. »Wo ist es hin?«
Campfuzzi sah mich irritiert an. »Keine Ursache.«
»Wie?«
»Ich hab das Viech in den Hintern gepiekt.« Er deutete die Bewegung mit dem Schwert an. »Deshalb hat es dich ausgekotzt. Daher: keine Ursache. Was wolltest du überhaupt in dem Krokodil?«
Ich gebe zu, ich war nicht gerade allerbester Laune. Ich stank. Mir taten alle Knochen weh. Und ja, es war mir ein bisschen peinlich: Der mächtige Carter Kane, Anführer des Brooklyn House, war wie ein Riesenhaarklumpen von einem Krokodil ausgespuckt worden.
»Ich hab mich ausgeruht«, blaffte ich ihn an. »Was denn sonst? Wer bist du überhaupt? Und warum kämpfst du gegen mein Ungeheuer?«
» Dein Ungeheuer?« Der Typ stapfte durchs Wasser auf mich zu. Ihm schien der Schlick keine Probleme zu bereiten. »Hör zu, ich habe keine Ahnung, wer du bist, aber dieses Krokodil terrorisiert seit Wochen Long Island. Das nehme ich ihm persönlich übel, denn das ist mein Revier. Vor ein paar Tagen hat es einen unserer Pegasi gefressen.«
Durch meine Wirbelsäule zuckte ein Stromstoß, als wäre ich gegen einen elektrischen Zaun gekommen. »Hast du gerade Pegasi gesagt?«
Er winkte ab. »Ist es jetzt dein Ungeheuer oder nicht?«
»Es gehört mir nicht!«, knurrte ich. »Ich versuche, es aufzuhalten! Und wo ist es nun …«
»Das Viech ist da langgelaufen.« Er deutete mit seinem Schwert nach Süden. »Ich wäre ihm ja schon auf den Fersen, aber du hast mich aus dem Konzept gebracht.«
Er musterte mich, was mich verunsicherte, weil er einen halben Kopf größer war. Bis auf das Wort CAMP konnte ich den Aufdruck seines Shirts immer noch nicht entziffern. Um seinen Hals hing ein Lederband mit einigen bunten Tonperlen, die nach Kindergartenbastelei aussahen. Er hatte weder das Bündel eines Magiers noch ein Zaubermesser dabei. Vielleicht bewahrte er sie in der Duat auf? Oder war er nur ein Sterblicher mit Wahnvorstellungen, der zufällig ein magisches Schwert gefunden hatte und sich nun für einen Superhelden hielt? Antike Relikte können einen ganz schön kirre machen.
Schließlich schüttelte er den Kopf. »Ich gebe auf. Vielleicht ein Sohn des Ares? Du musst ein Halbblut sein, aber was ist mit deinem Schwert passiert? Das ist ja total verbogen.«
»Das ist ein Chepesch .« Mein Schock wandelte sich zunehmend in Wut. »Es soll gebogen sein.«
Doch eigentlich ging es mir gar nicht um das Schwert.
Hatte mich Campfuzzi etwa gerade Halbblut genannt? Vielleicht hatte ich mich verhört. Vielleicht meinte er etwas anderes. Doch mein Vater war Afroamerikaner und meine Mutter weiß. Halbblut war eine Bezeichnung, die ich nicht ausstehen konnte.
»Zieh einfach Leine«, zischte ich durch die Zähne. »Ich habe ein Krokodil zu erledigen.«
»Hey, ich muss das Krokodil erledigen«, beharrte er. »Bei deinem letzten Versuch hat es dich gefressen. Weißt du noch?«
Meine Finger umklammerten den Griff meines Schwertes. »Ich hatte alles unter Kontrolle. Ich wollte gerade eine Faust herbeirufen …«
Für das, was als Nächstes passierte, übernehme ich die volle Verantwortung.
Es war nicht beabsichtigt. Ehrenwort. Aber ich war sauer. Und wie ich vielleicht schon mal erwähnt habe, klappt es bei mir nicht immer, Zauberworte richtig zu lenken. Während ich im Bauch des Krokodils feststeckte, hatte ich mich darauf vorbereitet, die Faust des Horus herbeizurufen, eine riesige, leuchtende blaue Pranke, die Türen, Wände und so ziemlich alles andere, was einem in die Quere kommt, zu Kleinholz verarbeiten kann. Ich hatte vorgehabt, mich aus dem Monster herauszuboxen. Brutal, ich weiß, aber hoffentlich wirkungsvoll.
Vermutlich schwirrte mir der Zauberspruch noch immer durch den Kopf – schussbereit wie ein geladener Revolver.
Als ich Campfuzzi so gegenüberstand, war ich nicht nur stinksauer, sondern auch benommen und verwirrt, und als
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