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Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)

Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)

Titel: Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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durch alberne Rätsel bei Laune. Warum hat der Minotauros die Straße überquert? Wie viele Faune braucht man, um eine Glühbirne auszuwechseln? Er zeigte ihr Gebäude an der Küste, die ihn an Vancouver erinnerten.
    Der Himmel wurde jetzt dunkel und die See nahm die rostige Farbe von Ellas Flügeln an. Der 21. Juni war fast vorüber. Das Fest der Fortuna würde abends losgehen, in genau zweiundsiebzig Stunden.
    Endlich zog Frank Proviant aus seinem Rucksack – Limo und Muffins, die er von Phineas’ Tisch eingesackt hatte. Er reichte sie herum.
    »Ist schon gut, Hazel«, sagte er leise. »Meine Mom hat zwar immer gesagt, man sollte nicht versuchen, ein Problem allein mit sich herumzuschleppen, aber wenn du nicht darüber reden willst, ist es auch okay.«
    Hazel atmete zitternd ein. Sie hatte Angst, davon zu reden – und nicht nur, weil ihr das alles peinlich war. Sie wollte nicht, dass alles schwarz wurde und sie in die Vergangenheit glitt.
    »Du hast Recht gehabt«, sagte sie. »Damit, dass ich aus der Unterwelt komme. Ich bin … ich bin entlaufen. Ich dürfte gar nicht am Leben sein.«
    Es war, als wäre ein Damm gebrochen. Die Geschichte strömte nur so aus ihr heraus. Sie erzählte, wie ihre Mutter Pluto herbeigerufen und sich dann in den Gott verliebt hatte. Sie schilderte, wie ihre Mutter sich allen Reichtum aus dem Erdinneren gewünscht hatte und wie dieser Reichtum zu Hazels Fluch geworden war. Sie beschrieb ihr Leben in New Orleans – sie beschrieb alles, nur nicht ihren Freund Sammy. Mit dem Blick auf Frank brachte sie das nicht über sich.
    Sie beschrieb die Stimme und wie Gaia langsam den Geist ihrer Mutter übernommen hatte. Sie erzählte, wie sie nach Alaska gegangen waren, wie Hazel geholfen hatte, den Riesen Alkyoneus auferstehen zu lassen, und wie sie gestorben war, als sie die Insel in der Resurrection Bay versenkt hatte.
    Sie wusste, dass Percy und Ella zuhörten, aber sie richtete sich vor allem an Frank. Als sie fertig war, wagte sie kaum, ihn anzusehen. Sie wartete darauf, dass er von ihr wegrückte, dass er ihr vielleicht sagte, sie sei eben doch ein Monster.
    Stattdessen nahm er ihre Hand. »Du hast dich geopfert, um den Riesen am Erwachen zu hindern. So viel Mut würde ich niemals aufbringen.«
    Sie spürte ihren Puls im Hals. »Das war kein Mut. Ich habe meine Mutter sterben lassen. Ich habe Gaia zu lange gehorcht. Ich hätte sie fast gewinnen lassen.«
    »Hazel«, sagte Percy. »Du hast dich ganz allein einer Göttin widersetzt. Du hast richtig gehandelt …« Er verstummte, als sei ihm ein unangenehmer Gedanke gekommen. »Was ist in der Unterwelt passiert … nach deinem Tod, meine ich? Du hättest ins Elysium eingehen müssen. Aber wenn Nico dich zurückgeholt hat …«
    »Ich war nicht im Elysium.« Ihr Mund fühlte sich an wie trockener Sand. »Bitte, frag nicht …«
    Aber es war zu spät. Sie erinnerte sich an ihren Abstieg in die Finsternis, an ihre Ankunft am Ufer des Styx, und ihr Bewusstsein entglitt ihr.
    »Hazel?«, fragte Frank.
    »Fortgeglitten, Slip Sliding Away «, murmelte Ella. »Nummer 5 in den Singlecharts. Paul Simon. Frank, geh mit ihr. Simon sagt, Frank, geh mit ihr.«
    Hazel hatte keine Ahnung, wovon Ella da redete, aber vor ihren Augen wurde alles schwarz, während sie sich an Franks Hand klammerte.
    Sie fand sich in der Unterwelt wieder, aber diesmal war Frank bei ihr.
    Sie standen in Charons Nachen und überquerten den Styx. Abfälle wirbelten durch das düstere Wasser – ein Luftballon ohne Luft, ein Schnuller, ein kleines Plastikbrautpaar von einer Hochzeitstorte –, die vielen Überreste abgebrochener Menschenleben.
    »W-wo sind wir?« Frank stand neben ihr und schimmerte in einem gespenstischen violetten Licht, als sei er zum Laren geworden.
    »Das ist meine Vergangenheit.« Hazel war seltsam gelassen. »Das ist nur ein Echo. Mach dir keine Sorgen.«
    Der Fährmann drehte sich um und grinste. In einem Moment war er ein gut aussehender Schwarzer in einem teuren Seidenanzug; im nächsten ein Skelett in dunklem Umhang. »Natürlich brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, sagte er mit britischem Akzent. Er wandte sich an Hazel, als ob er Frank überhaupt nicht sehen könnte. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich hinüberfahre, oder? Macht nichts, wenn du kein Geld hast. Geht doch nicht, Plutos Tochter auf dem falschen Flussufer sitzen zu lassen.«
    Das Boot glitt auf ein dunkles Ufer. Hazel führte Frank zu den schwarzen Toren von Erebos.

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