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Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)

Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)

Titel: Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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gesund und stark wie ein Stier. Sie konnte nicht glauben, dass sein Leben von etwas so Kleinem wie diesem Holzstück abhängen könnte.
    »Frank, wieso trägst du es denn mit dir herum?«, fragte sie. »Hast du keine Angst, dass ihm etwas passieren könnte?«
    »Deshalb erzähle ich dir das doch.« Er hielt ihr das Holzscheit hin. »Ich weiß, es ist ganz schön viel verlangt, aber würdest du es für mich aufbewahren?«
    Hazels Gedanken wirbelten durcheinander. Bisher hatte sie Franks Anwesenheit in ihrem Blackout einfach hingenommen. Sie hatte ihn weitergeführt, hatte wie benommen ihre Vergangenheit für ihn ablaufen lassen, weil es ihr nur fair vorkam, ihm die Wahrheit zu zeigen. Aber jetzt fragte sie sich, ob Frank das wirklich alles mit ihr zusammen erlebte oder ob sie sich seine Anwesenheit nur einbildete. Warum sollte er ihr sein Leben anvertrauen?
    »Frank«, sagte sie. »Du weißt, wer ich bin. Ich bin die Tochter des Pluto. Alles, was ich anfasse, geht schief. Warum solltest du mir vertrauen?«
    »Du bist meine beste Freundin.« Er legte ihr das Holzscheit in die Hände. »Ich vertraue dir mehr als irgendeinem anderen Menschen.«
    Sie wollte ihm sagen, dass er einen Fehler beging. Sie wollte ihm das Holzstück zurückgeben. Doch ehe sie etwas sagen konnte, fiel ein Schatten über sie.
    »Unsere Mitfahrgelegenheit ist da«, vermutete Frank.
    Hazel hatte fast vergessen, dass sie ihre Vergangenheit noch einmal erlebte. Nico di Angelo stand in einem schwarzen Umhang vor ihr, sein Schwert aus stygischem Eisen hing an seiner Seite. Er bemerkte Frank nicht, schaute Hazel aber direkt in die Augen und schien ihr ganzes Leben zu lesen.
    »Du bist anders«, sagte er. »Ein Kind des Pluto. Du erinnerst dich an deine Vergangenheit.«
    »Ja«, sagte Hazel. »Und du lebst.«
    Nico musterte sie, als ob er eine Speisekarte läse und sich entscheiden müsste, ob er etwas bestellen wollte oder nicht.
    »Ich bin Nico di Angelo«, sagte er. »Ich suche meine Schwester. Der Tod ist verschwunden, und da dachte ich … ich dachte, ich könnte sie ins Leben zurückbringen und niemand würde es bemerken.«
    »Ins Leben zurückbringen?«, fragte Hazel. »Ist das möglich?«
    »Es wäre möglich gewesen.« Nico seufzte. »Aber sie ist verschwunden. Sie hat sich für eine Wiedergeburt in ein neues Leben entschieden. Ich komme zu spät.«
    »Das tut mir leid.«
    Er streckte die Hand aus. »Auch du bist meine Schwester. Du hast eine zweite Chance verdient. Komm mit mir.«

XXX
    Hazel
    »Hazel.« Percy rüttelte ihre Schulter. »Aufwachen. Wir sind in Seattle.«
    Sie setzte sich benommen auf und kniff im Morgenlicht die Augen zusammen. »Frank?«
    Frank stöhnte und rieb sich die Augen. »Waren wir gerade … war ich gerade …«
    »Ihr wart beide bewusstlos«, sagte Percy. »Ich weiß nicht, warum, aber Ella hat gesagt, ich sollte mir da keine Sorgen machen. Sie hat gesagt, ihr habt … geteilt?«
    »Geteilt«, sagte Ella zustimmend. Sie hockte im Heck und zupfte mit den Zähnen an ihren Federn herum, was nicht nach einer sonderlich effektiven Form von Körperhygiene aussah. Sie spuckte einige rote Fussel aus. »Teilen ist gut. Keine Blackouts mehr. Größter Blackout in den USA, 14. August 2003. Hazel hat geteilt. Keine Blackouts mehr.«
    Percy kratzte sich den Kopf. »Ja, solche Gespräche haben wir die ganze Nacht geführt. Ich habe keine Ahnung, wovon sie da redet.«
    Hazel presste die Hand auf ihre Jackentasche. Sie fühlte das in Stoff gewickelte Holzstück.
    Sie sah Frank an. »Du warst wirklich da.«
    Er nickte. Er sagte nichts, aber seine Miene war deutlich: Jedes Wort war ihm ernst gewesen. Er wollte, dass sie das Holzscheit für ihn aufbewahrte. Sie wusste nicht, ob sie sich geehrt fühlte oder Angst hatte. Bisher hatte ihr noch nie jemand etwas so Wichtiges anvertraut.
    »Warte mal«, sagte Percy. »Soll das heißen, ihr hattet einen gemeinsamen Blackout? Und werdet ihr von jetzt an beide immer wieder ohnmächtig?«
    »Nix«, sagte Ella. »Nix, nix, nix. Keine Blackouts mehr. Mehr Bücher für Ella. Bücher in Seattle.«
    Hazel schaute über das Wasser. Sie segelten durch eine weite Bucht und hielten auf eine Ansammlung von Häusern zu. Wohnviertel zogen sich an den Hügeln entlang. Über dem größten ragte ein seltsamer weißer Turm auf, mit einer Art fliegender Untertasse auf dem Dach, wie ein Raumschiff aus den alten Flash-Gordon-Filmen, die Sammy so gern gesehen hatte.
    Keine Blackouts mehr, überlegte Hazel.

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