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Helden-Maus

Titel: Helden-Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
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zurechtzustutzen!
    »Dir werde ich es zeigen!« rief sie. Sie schlang die Arme um ihn, hob ihn hoch und schleuderte ihn in den Graben.
    Ein Platschen war zu hören. Fast wäre Esk von seinem Sessel aufgesprungen; es war also doch wirkliches Wasser, und Dor war pitschnass. Welch eine Überraschung! Er merkte, dass das platschende Geräusch von der Musik verstärkt worden war.
    »Das zahlst du mir heim!« rief Dor wasserspuckend und kletterte heraus.
    »Ha!« Sie betonte das Wort mindestens ebenso abfällig wie er. »Du darfst mich ja gar nicht anfassen, weil ich doch ein Mädchen bin.« Das war sie in der Tat, und sie legte ein Stück Ausschnitt frei, um es zu beweisen.
    »Ach, wirklich?« Drohend trat Dor näher.
    Sie blieb stehen, das vollkommene Abbild weiblicher Zuversicht. »Wirklich.« Nun gab es noch mehr Busen zu sehen, was freilich Esk stärker berührte als Dor.
    Dor packte sie und warf sie in den Graben. »Ooooohh!« hauchte Esk plötzlich, wieder war er überrascht; er hatte geglaubt, dass Dor bluffte. Die Musik hatte offensichtlich das Gleiche gedacht; sie glich einem Tumult des Erstaunens.
    »Du… du… Mann, du!« kreischte Irene. Ihr Haar klebte an Kopf und Hals und sah jetzt aus wie Seetang. »Das sollst du mir büßen!«
    »Ich habe es dir nur heimgezahlt«, wandte Dor ein.
    Sie kletterte aus dem Graben. Das Kleid klebte an ihrem Körper und betonte Kurven, die noch üppiger waren, als sie zuvor ausgesehen hatten. »Das ist keine Entschuldigung!«
    Erschrocken wollte Dor von der Bühne verschwinden, doch Irene rannte ihm nach und fing ihn ein. Sie zerrte ihn zum Graben zurück.
    »Nein, das wirst du nicht«, sagte Dor und versuchte diesem Schicksal zu entrinnen. Sie verhakten sich ineinander und stürzten beide hinein.
    »Du…!« rief Irene und riss an seinen Kleidern.
    »Ja, das behauptest du!« konterte Dor und machte sich über ihre Kleider her. Nun waren sie beide im Graben und kämpften, ihre Kleider verrutschten, und Esk entdeckte noch mehr von Irenes Reizen; dieses Mädchen sollte erst fünfzehn Jahre alt sein?
    Plötzlich mitten im Kampf änderte Irene die Taktik, Sie legte ihr Gesicht auf Dors und küsste ihn. Die Musik spielte einen frechen Tusch.
    »Oooohh«, hauchte Esk, als er sah, wie Dor sich versteifte, sich dann entspannte und schließlich den Kuss erwiderte. Es fiel ihm leicht, sich selbst in einer ähnlichen Situation vorzustellen; er würde auch den Kuss erwidern, wenn ein solch schönes Mädchen ihn küsste.
    Mit lautem Getrampel kam eine weitere Gestalt auf die Bühne: ein weiblicher Zentaur, offensichtlich von zwei menschlichen Schauspielern in einem Zentaurenkostüm gespielt. Die Musik wurde ernst; bei diesem Wesen musste man vorsichtig sein. »Dor«, sagte die Zentaurin und hielt ein Blatt Papier hoch, »ich habe deinen Aufsatz korrigiert. Ich möchte etwas zu deiner Rechtschreibung sagen. Lass mich dir die Sache so vorlesen, wie du sie geschrieben hast.«
    Dor und Irene küssten sich im Graben weiter und ignorierten die Zentaurin. Esk lächelte; das konnte er gut verstehen.
    Die Zentaurin räusperte sich und las vor, und während sie es tat, erschienen die Worte auf einer Schriftrolle, die von zwei Armen abseits der Bühne emporgehalten wurde. »Icch lehbe imm Lant Zanth, dass zieh fonn Mundahnja darinn unnttärschaidet, das eß inn Zanth Mahgi giept unt inn Mundahnja nich.«
    Dann blickte die Zentaurin in den Graben und merkte zum ersten Mal, was dort vorging. »Dor! Was treibst du mit diesem Mädchen?«
    Schuldbewusst unterbrachen sie den Kuss. Die Musik brach abrupt ab und hinterließ ein peinliches Schweigen. Die beiden zerzausten Jugendlichen standen mit halb entblößten Oberkörpern im Graben. »Ich, äh, zanke mich nur«, antwortete Dor verschämt.
    »Zanken! Dann möchte ich erst einmal wissen, wie du dich wohl benimmst, wenn du mal freundlich bist!«
    »Dazu kommen wir ja gerade, Cherie«, sagte Irene mit einem wunderbar verstohlenen Lächeln.
    »Ganz bestimmt nicht!« warf Cherie Zentaur ein. Sie griff in die Tiefe und packte Dor am Ohr. »Du kommst jetzt mit zum König, junger Mann!«
    Während der arme Dor aus dem Wasser gezogen wurde, fiel der Vorhang. Damit endete der Akt.
    Esk entspannte sich. Er hatte erwartet, dass die Kunst der Fluchungeheuer ihn irgendwie langweilen würde, statt dessen jedoch hatte sie ihn fasziniert. Die waren richtig gut! Er fragte sich, ob dieses Theaterstück wohl eine genaue Wiedergabe historischer Ereignisse sein mochte. Hatte

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