Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
Dunkelrot, wenn es auf einen Lichtfleck traf.
    Beck legte ihm eine Hand auf die Schulter. Fast flüsterte er seinen Namen, wusste aber, dass es keinen Zweck hatte. Mit der anderen Hand umklammerte er noch immer den Griff seines Schwertes, ganz glitschig vor Blut. Es war viel schwerer herauszuziehen, als es hineingeglitten war. Als es sich endlich löste, machte es ein leises, schmatzendes Geräusch. Beinahe hätte er wieder Refts Namen gesagt, aber er brachte keinen Ton heraus. Refts Finger bewegten sich nun nicht mehr, seine Augen starrten weit geöffnet vor sich hin, rot war auf seinen Lippen, an seinem Hals. Beck presste den Handrücken gegen seinen Mund und merkte, dass alles blutig war. Dass er blutig war, von oben bis unten. Blutgetränkt. Blutrot. Er stand auf, und sein Magen rebellierte. Refts Augen verfolgten ihn noch immer. Er tappte zur Treppe und die Stufen hinunter, und das Schwert kratzte eine rosa Rille in den Putz. Das Schwert seines Vaters.
    Unten bewegte sich nichts. Von draußen hörte er Kampfeslärm, vielleicht von der Straße her. Wildes Geschrei. Es hing ein wenig Rauch in der Luft, der in seiner Kehle kratzte. Sein Mund schmeckte nach Blut. Blut und Metall und rohes Fleisch. Die Jungs waren alle tot. Stodder lag bei der Treppe auf dem Bauch und streckte noch die Hand nach einer Stufe aus. Sein Hinterkopf war beinahe gespalten, das Haar in dunklen Locken zusammengeklebt. Colving lehnte gegen die Wand, die Hände um den rundlichen Bauch verkrampft, das Hemd dunkel vor Blut. Brait sah aus wie ein Lumpenbündel in der Ecke. Hatte allerdings nie nach viel mehr ausgesehen, das arme Schwein.
    Vier tote Unionisten lagen ebenfalls auf dem Boden, alle nahe beieinander, als hätten sie beschlossen, zusammenzubleiben. Beck stand in ihrer Mitte. Der Feind. Sie hatten so gute Rüstungen und Waffen. Brustpanzer und Armschützer, polierte Helme, allesamt. Und Jungs wie Brait waren krepiert mit einem Stock in der Hand, in dessen gespaltenes Ende man eine Messerklinge geschoben hatte. Es war nicht fair. Nichts war fair.
    Einer von ihnen lag auf der Seite, und Beck gab ihm einen kleinen Stoß mit dem Fuß, so dass er mit schlenkerndem Kopf auf den Rücken rollte. Der Tote starrte nun an die Decke, und seine Augen guckten dabei in zwei verschiedene Richtungen. Abgesehen von seiner Ausrüstung sah es nicht so aus, als sei irgendetwas Besonders an ihm. Er war jünger, als Beck erwartet hatte, auf seinen Wangen zeigte sich ein flaumiger, erster Bart. Der Feind.
    Ein Krachen ertönte. Die zertrümmerte Tür wurde aufgestoßen, und jemand machte einen langen Satz ins Haus, den Schild vor sich erhoben und einen Streitkolben in der anderen Hand. Beck stand einfach da und glotzte. Er hob nicht einmal sein Schwert. Der Mann humpelte einen Schritt voran und stieß einen langen Pfiff aus.
    »Was ist passiert, mein Junge?«, fragte Flut.
    »Ich weiß nicht.« Er wusste es wirklich nicht. Nun ja, was passiert war, hätte er vielleicht schon gewusst, aber nicht, wie. Oder warum. »Ich habe ihn umgebracht …« Er wollte die Treppe hinaufdeuten, aber er konnte nicht einmal den Arm heben. Schließlich zeigte er auf die Unionisten zu seinen Füßen. »Tot …«
    »Bist du verletzt?« Flut tastete Becks blutgetränktes Hemd ab und suchte nach einer Wunde.
    »Das ist nicht von mir.«
    »Du hast vier der Arschlöcher erwischt, was? Wo ist Reft?«
    »Tot.«
    »Verstehe. Tja. Daran darfst du jetzt nicht denken. Zumindest du hast es geschafft.« Flut legte ihm den Arm um die Schultern und führte ihn ins helle Licht nach draußen.
    Auf der Straße fuhr der Wind in Becks blutgetränktes Hemd und die pissegetränkten Hosen und ließ ihn erschauern. Das Pflaster war mit Staub und herumfliegender Asche bedeckt, überall lagen zersplittertes Holz und verlorene Waffen. Tote beider Seiten und auch Verwundete. Beck sah einen Unionisten, der am Boden kauerte und den Arm hilflos erhoben hatte, während zwei Hörige mit Äxten auf ihn einschlugen. Rauch trieb noch immer über den Platz, aber Beck konnte erkennen, dass auf der Brücke erneut gekämpft wurde, Schatten von Männern und Waffen, hin und wieder ein surrender Pfeil.
    Ein massiger, alter Recke in dunkler Rüstung und mit zerbeultem Helm führte hoch zu Ross einen Keil von Männern an, deutete mit einem abgebrochenen Holzstück über den Platz und brüllte aus vollem Hals mit vom Rauch kratziger Stimme: »Treibt sie über die Brücke zurück! Macht die Ärsche fertig!« Einer der Männer

Weitere Kostenlose Bücher