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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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Herzen, Euch so viel Leid bereiten zu müssen, und am meisten schmerzt mich der Mummenschanz, den ich vor Euch aufgeführt habe. Es war feige und niederträchtig von mir, Euch in dem Glauben zu lassen, ich wüsste nicht, warum Euch all diese schrecklichen Dinge widerfahren sind. Stünde ich noch einmal vor der gleichen furchtbaren Entscheidung …« Ihm versagte kurz die Stimme, und er fand erst nach einem trockenen Schluchzen wieder Worte. »Ich würde alles anders machen, Pupula. Doch auch wenn sich über die Wahl meiner Mittel streiten lässt, so doch nicht über meine Absichten. Ich wünschte fast, ich hätte nie die alten Weissagungen studiert, doch ich war in solcher Sorge um das Haus, in dem alle Häuser sind. Und der Raunende Stein lügt nicht. Früher oder später wird alles wahr, was seine Propheten verkünden. Und in Eurem Fall …« Er schenkte Diantis einen langen Blick, dem die Scharlachrote Rose auswich, indem sie erst auf ihre Stiefelspitzen und dann Carda in die Augen sah. »Ich will Euch nicht mit dem langweilen, was Ihr nun selbst schon wisst.« Er hob den Kopf zur Decke, wo die Karte des Dominums wie in Flammen gebadet gleißte. »Soll all das vergehen? Soll Euer lieber Vater sterben, nur weil das Schicksal – diese hinterfotzige Hure, die weder Scham noch Mitgefühl kennt – ausgerechnet Euch dazu auserkoren hat, zum Werkzeug ihrer blinden Zerstörungswut zu werden? Würdet Ihr dann nicht lieber selbst sterben, als so viel Unheil zu bringen, Pupula?«
    »Das ist doch Wahnsinn!« Sein Zorn gab Teriasch den nötigen Mut, diesem verblendeten Mann offen zu widersprechen. »Du willst auf einen von Würmern zerfressenen Stein hören statt auf dein Herz?«
    »Ach, du Wilder …« Der Pollox schenkte ihm ein mitleidiges Lächeln. »Du zweifelst an der Macht des Raunenden Steins, und das gelingt dir nur, weil du keiner von uns bist. Aber dein Aufbäumen ist zwecklos. Die Worte sind wahr, die Beispiele dafür zahllos. Wurde nicht Kalvakorum selbst vorhergesagt, als noch kein Stein für seine Mauern geschlagen war? ›Seht, die Stadt der vier Türme, die Stadt, die reines Staunen ist, die Stadt, in der Menschen ihr Joch als Zierde tragen.‹« Er unterstrich sein Zitat mit einem unverhohlenen Blick auf Teriaschs Kollare. »Und hat der Stein nicht auch von der großen Schlacht gesprochen, in der unser Herrscher einen unserer Rivalen lehrte, was es bedeutet, sich gegen uns zu erheben? ›Waffen schmieden sie und Rüstungen, die Bootebauer von den weißen Klippen, und doch braucht es nur den Hammer eines tüchtigen Zimmermanns, sie alle zu zerschmettern.‹ Der Stein hat sogar Kämpfe in den Arenen zuverlässig …«
    »Es bleibt Wahnsinn«, unterbrach ihn Teriasch. »Wenn alles wahr wird, was der Stein sagt, wie willst du dann verhindern, dass Nesca ihr Schicksal erfüllt?«
    »Begreifst du es denn nicht? Ich muss es versuchen. Für mich, mein Reich und meinen Herrn«, schleuderte ihm der Pollox entgegen, und für einen Moment sah Teriasch den wildäugigen Krieger der Harten Menschen vor sich, der vor vielen Jahren schon einmal beschlossen hatte, den Unmöglichkeiten zu trotzen und Echsen über die Steppe fliegen zu lassen. Dann schien der Pollox von seinem eigenen Gefühlsausbruch verblüfft. »Was streite ich mit einem Barbar?«, fragte er, schüttelte den Kopf und näherte sich Nesca bis auf Armeslänge, den Rücken gramgebeugt. »Ihr müsst mir glauben. Ich liebe Euch wie eine Tochter, Pupula.«
    »Du liebst mich, Kontentio?« Nesca kroch auf Knien vor ihm zurück, bis sie gegen Cardas Beine stieß. »Du hast eine merkwürdige Art, mir deine Liebe unter Beweis zu stellen. Du hast Letzte Seufzer auf mich angesetzt, die mich unter einem Leuchter zerquetschen und mich mit einem Vogel vergiften und im Bade aufschlitzen wollten. Ist das Liebe, Kontentio? Ist das Liebe?«
    »Dein Barbar hat von meinem Herzen gesprochen, ohne es zu kennen«, erwiderte der Pollox. »Ich hatte Angst, dass es zu schlagen aufhört, wenn ich selbst tun muss, wozu ich andere gedungen habe. Verzeiht mir, Pupula, ich bin feige gewesen, aber jetzt nicht mehr.«
    »Mein liebes Kind.« In seinem Haus aus Pergament und Holz regte sich der Dominex. Er brachte den Kopf dicht genug an die Wand, dass die Umrisse seines lang gezogenen Schädels gut zu erkennen waren. »Mein armes Kind. Es schmerzt uns, dich so leiden zu sehen. Doch unser guter Kontentio spricht die Wahrheit. Er hat nur das Beste für uns alle im Sinn. Die Zeichen sind

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