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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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»Langsame Ziele sind tote Ziele!«
    In die Schreie der Verwundeten und Sterbenden auf beiden Seiten mischte sich das panische Wiehern von Pferden. Die Rüsselschnauze der Fremden antwortete darauf mit einem ihrer eigenen Laute, der nicht minder furchterfüllt war. Das Tier war merklich unruhig, obwohl die verirrten Pfeile, die über die Palisaden flogen, seinen Kettenpanzer nicht durchschlagen konnten. Der Lenker, der beim ersten Alarm scheinbar geistesgegenwärtig genug gewesen war, seinem Schützling die Rüstung anlegen zu lassen, konnte sich wohl nicht entscheiden, womit er den Probaska dazu bringen sollte, das Stampfen und Rüsselschwingen einzustellen. Derzeit versuchte er es mit einer widersprüchlichen Mischung aus heftigen Schlägen mit seinem Hakenstock und gutem Zureden.
    »Sie kämpfen ohne Ehre«, knurrte Dokescha. »Wer von uns würde sich rühmen wollen, ein Pferd getötet zu haben?«
    Teriasch teilte diese Empörung, doch sie ging mit einer ernüchternden Erkenntnis einher: Sie kämpfen nicht für die Ehre. Sie kämpfen für den Sieg. Es wunderte ihn nicht, dass die Soldaten den Beschuss bald einstellten. Verhaltener Jubel kam unter ihnen auf. Es wurden geballte Fäuste in den Himmel gestreckt, auf Schultern geklopft und erleichtert aufgelacht. Die Milchbäuche heulten nicht mehr, und der Hufschlag wurde leiser.
    »Sie ziehen sich zurück!« Die Stimme des Spähers überschlug sich schier vor Begeisterung. »Sie kneifen den Schwanz ein!«
    »Gut gemacht, Männer!«, rief Amaris. »Der Dominex kann stolz auf uns sein.«
    Die Gefangenen brauchten die Sprache der Harten Menschen nicht zu sprechen, um zu verstehen, dass der Angriff zurückgeschlagen worden war. Das Raunen, das durch den Raum ging, war von enttäuschter Kraftlosigkeit.
    Dokescha wandte sich halb um. »Seid ihr solche Memmen, dass ihr schon vergessen habt, wie unsere Sippen in den Krieg ziehen? Das waren doch nur die jüngsten Krieger. Die, die sich beweisen wollen. Sie reiten bei jedem Überfall voran, um zu prüfen, wie stark der Feind ist.«
    Auch draußen hatte sich jemand Vorhaltungen zu stellen, nachdem die Lage sich für die Verteidiger entspannt hatte: Amaris entriss Spuo den Beutel, mit dessen Inhalt er den Rauch nährte. »Gib das her! Was für eine Verschwendung von teurem Skaldat! Ich sollte dafür sorgen, dass man dir das von deinem Sold abzieht, du Hund. Und lass dir eines gesagt sein: Du erklärst den Volitares, weshalb wir sie wegen so einer Nichtigkeit gerufen haben. Ich bin schon sehr gespannt, wie du dich da rauswinden wirst.«
    Spuo ließ den Kopf hängen und händigte ihr den Beutel aus.
    »Kustoda!« Ein Ausguck, der sich weit über die Brüstung seines Turms gebeugt hatte, winkte aufgeregt. »Sie kommen zurück! Die Barbaren kommen zurück! Und es sind noch mehr als vorher!«
    »Schussreihen schließen!« Amaris warf Spuo den Beutel zu. »Meine Ausbilder an der Akademia hatten recht: Ich rüge zu früh und lobe zu spät.«
    Dokescha gluckste in sich hinein und stieß seine Schulter gegen Teriaschs Schulter. »Ist es das, was ich denke?«
    »Ja.« Teriasch lächelte, denn die Begeisterung seines Kettenbruders war ansteckend. Vielleicht war es ein Fehler von mir, auf den Geist zu hören. Vielleicht bin ich schneller frei, als selbst er es dachte.
    Die Soldaten nahmen ihren Tanz auf den Wehrgängen wieder auf und ließen ihre Bögen sprechen. Nach den ersten drei Salven begannen die Männer auf den Türmen, die Treffer zu vermelden.
    »Zwei Treffer!«
    »Vier Treffer!«
    »Zwei Treffer!«
    »Ein Treffer!«
    »Was ist los, ihr Krummnasen?«, ereiferte sich Amaris. »Schielt ihr jetzt plötzlich, oder wie?«
    Einer der Späher fühlte sich wohl angehalten, seine Kameraden in Schutz zu nehmen. »Ihre Gäule schlagen Haken wie die Hasen, Kustoda, und sie halten mehr Abstand. Moment …« Er hielt sich ein kurzes Rohr vor ein Auge. »Und … da ist Rauch!« Er riss den Kopf hoch. »Verdammt!«
    Über den Palisaden sah Teriasch einen Schwarm winziger, brennender Sterne aufsteigen. Brandpfeile! Die flammenden Geschosse erreichten den höchsten Punkt auf ihrer Bahn und rasten dann der Erde entgegen. Der Großteil bohrte sich nur in den Staub im Innenhof der Festung, doch einige schlugen in die Dächer der Ecktürme und der Unterstände ein. Das trockene Holz fing sofort Feuer, und die nächste Salve war bereits unterwegs.
    »Zwei Mann aus jeder Reihe zum Löschdienst!«, ordnete Amaris an, während Spuo umso eifriger neuen

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