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HelHeg-AxoRoa

HelHeg-AxoRoa

Titel: HelHeg-AxoRoa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Narben am nichtdominanten Unterarm hinaus, ich injiziere intravenös schädliche Substanzen und stehe seit neuestem in der Gefahr einer ungewollt tödlichen Verletzung.
    Alles geht weiter. Es lohnt sich nicht, auf ein einschneidendes Erlebnis zu warten.
    Ich bin ein misshandelter Teenager. Meine Schwester als einfühlsame Interpretin kann ohne weiteres eine zutiefst traumatisierte, hyperintelligente, vom rechten Weg abgekommene Person in mir erkennen, die den berüh mten stummen Schrei nach Liebe/ Hilfeschrei vom Rande des Abgrunds aussendet. Ich hingegen erfreue mich an der von mir perfekt dargestellten Attitüde des arroganten, misshandelten Arschkindes, das mit seiner versnobten Kaputtheit kokettiert und die Kaputtheit seines Umfeldes gleich mit entlarvt. Da sich auch Annika darüber bewusst ist, Teil meines von mir als degeneriert betitelten Umfelds zu sein, wird sie dieser Abend höchstvermutlich in einen Abgrund tiefer Verzweiflung stürzen. Im Grunde kotze ich ihr dreispännig vor die Füße, aber das ist sicher um Längen interessanter und bunter als mancher kunstvoll ersonnene Geisteserguss. Mir wurde eine Sprache einverleibt, die nicht meine eigene ist. Diese Sprache ist sehr lebendig, obwohl einige Worte extrem überstrapaziert werden. Um die abgehobene Glätte glaubhaft durch all den passierenden Wahnsinn zu tragen, ist es wichtig, dass der Text fehlerfrei und perfekt gegliedert ist. Alles in allem bleibt über mich zu sagen:
    Diese junge Frau spielt geschmeidig auf der Klaviatur der Elemente wie eine Gazelle mit Panzerfaust.
    Ich sehe Annika zum ersten Mal in meinem Leben wirklich an, speichere die Tatsachen ab, dass ihre Haarfarbe schwarz ist und sich über ihre dünnen, blassen Oberarme großflächige weiße Tätowierungen ziehen, die man zuerst für eine Pigmentstörung hält und später dann originell findet. Sie kratzt sich, sie blinzelt herzzerreißend und verhält sich so, als würde ihre Enttäuschung auf einem von mir begangenen Mord an einem gemeinsamen Familienmitglied beruhen. Mit im Wald vergrabenen Knochen und einem blutdurchtränkten, aus der Wohnung gerissenen Teppich und so. Edmond liegt jetzt halt seit vierzehn Stunden in seinem Bett.
    Gestern Nacht ist er unter Einfluss des Dissoziativums Phencyclidin vollkommen nackt durch die Kastanienallee gerannt, und als er nach Hause kam, hat er irgendwas geredet von einem Typen, der sich auf PCP seinen Schwanz abgeschnitten, ihn runtergeschluckt und später wieder ausgekotzt hat, lachend. Ich liebe meine Geschwister.
    Gestern Nacht habe ich bei Thunfischcarpaccio und Zitronengraswodka über den Film Way down - Typen mit denen es abwärts geht diskutiert. Jürgen ist ziemlich seelenlos und hat Wahnsinnsgästelisten-Kapazitäten.Wir haben uns auf einer Mottoparty von Ophelia kennengelernt, und er wollte im Gegensatz zu vielen anderen seine Unterhose nicht ausziehen, das fand ich super. Ich irgendwann so: »Was machen Sie eigentlich beruflich?«
    »Studieren. Aber ich bin mit Julianne Moore befreundet. Deswegen ist es ziemlich schwierig, so Medienwissenschaftsdozenten mit Halbglatze ernst zu nehmen.«
    Nach diesem Abend habe ich mit Edding auf alle meine T-Shirts geschrieben: I SEE THE WORLD IN TWO DIMENSIONS.
    Realitätsebene zwei: Als misshandelter Teenager sitze ich mit diesem Jürgen an einem Tisch. Er und seine aristokratische Pornodarsteller-Abgefucktheit lassen mich vielbeschäftigt und durchtrieben aussehen. Hundertfünfundzwanzig etablierte Persönlichkeiten essen Seeteufel im Schweinenetz und unterhalten sich über emotionale Tiefen, die asiatische Schauspielerinnen in international besetzten Arthouse-Thrillern nicht verkörpert haben. Reiche Bauunternehmer frequentieren dieses Etablissement in keinem Fall, weil das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht stimmt. Ich springe nur mit Federschmuck bekleidet aus einer großen Geburtstagstorte. Jürgen entschuldigt sich voller Inbrunst und erhebt sich dann von seinem Stuhl, um auf ein Sichtbeton-Kunstwerk an der gegenüberliegenden Wand zuzusteuern. Seine Füße berühren nicht mehr den Boden, er schwebt irgendwie. Ich kann das zuerst gar nicht glauben, aber offenbar fliegt der Typ jetzt tatsächlich durch diesen Laden.
    Das Teil wird von oben angestrahlt. Er hält sein Weinglas unter die Lampe und vergewissert sich, dass in seinem Getränk kein Insekt schwimmt. Erleichtertes Ausatmen. Er kämpft sich zurück durch einen Schwall neureicher Galeristen, der Schwall neureicher Galeristen kämpft sich

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