Helikopter-Eltern: Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung (German Edition)
schöne Aufmacher für Titelseiten von Magazinen hergeben. Mehr als unterschwellige Trends, die quer durch einen Teil der Jugend gehen und die sich zu ein und derselben Zeit sogar noch widersprechen, vermögen sie aber nicht zu signalisieren. Jugend gibt es eben nur grammatisch im Singular, nicht realiter. Deshalb ist es relativ unerheblich, wie man eine Jugend zu einer bestimmten Zeit benennt. Zu vielfältig und zu kurzlebig sind die Bezeichnungen, vor allem aber charakterisieren sie immer nur eine Minderheit von Jugendlichen, die aufgrund einer gewissen Attitüde medial als besonders trendy gilt – oder in die die Erwachsenenwelt zur eigenen Entlastung und Rechtfertigung gerne etwas hineinprojiziert. Aber das wäre eine eigene Betrachtung wert, die in dem Kapitel «Narzissmus» (S. 143ff.)angedeutet wird.
Gäbe es die Jugend bestimmter Etiketten wirklich, so müsste man allein aufgrund der Zahl der Etiketten davon ausgehen, dass wir jedes Jahr eine andere Jugend haben. Man denke etwa an «Typenbezeichnungen» wie die folgenden: die skeptische Generation (1957 «erfunden»), die übertriebene Generation (1967), die überflüssige Generation (1979), die weinerliche Generation (1983), die Null-Bock-Generation und die No-Future-Generation der 1980er Jahre, die Generation Golf, die Generation X der 1990er Jahre, die unsichtbare und die pragmatische Generation der mittleren 1990er Jahre, die Generation Y um das Jahr 2000 («Millennials»), die Generation Beauty, die Generation Benedikt, die Generation Doof, die Generation Geil, die Generation Maybe, die Generation Null Zoff & Voll Busy, die Generation Porno, die Generation Punk, die Generation Spießer, die verspielte Generation, die Generation Jammerlappen. Bezeichnend ist, dass sich zuletzt Jugendetiketten eingebürgert haben, die vor allem auf den medialen Konsum Heranwachsender abheben: die Generation @, die Generation Chips, die Generation Flatrate, die Generation Net, die Generationen WLAN, LAN, Facebook, Twitter, iPad, iPod, WOW (World oft Warcraft) usw.
Wahrscheinlich haben diese Bezeichnungen aber eine ähnlich kurze Halbwertszeit wie die Technik der jeweils von diesen Gruppen genutzten Medien. Und es kamen bzw. kommen noch hinzu die Yuppies, die Netten, die Hip-Hopper, die Raver, die Nerds, die langweiligen Streber, die jungen Milden und die Stinos (die Stinknormalen). Und als i-Tüpfelchen die No-Label-Generation, also eine Generation, wie es sie immer gab: heterogen, sich jeder Etikettierung verweigernd und nicht ganz ohne Verwandtschaft wohl zur Patchworkjugend.
Das Zeitalter der Helikopter-Eltern
Widmen wir uns dennoch zwei Generationenbezeichnungen, die bei allen eben genannten Einschränkungen der Relevanz solcher Begriffe durchaus interessante pädagogisch-psychologische Betrachtungen zulassen, zumal beide Gruppen jetzt die aktuelle bzw. demnächst aktuelle Elterngeneration darstellen. Das eine sind die «Millennials», das andere ist die «Generation Me», also die «Generation Ich». Beide haben vieles gemeinsam, das kann nicht anders sein, sind die Vertreter beider Generationen doch nahezu gleich alt.
Bei den Millennials handelt es sich um die Geburtsjahrgänge 1980 bis 2001. Als Teilgruppe gibt es sie sowohl in den USA, wo der Begriff erfunden wurde, wie in allen westlich orientierten Ländern. Diese jungen Leute, so sagt man, sind zielstrebig, ehrgeizig, gut ausgebildet, technologisch versiert, teamorientiert, umgänglich und wohlerzogen. Sie sind politisch wach – politisch-gesellschaftlich engagiert sind sie eher nicht. Sie schätzen klare Verhältnisse und lehnen sich kaum gegen die Älteren auf. Ihre Eltern belegen einen Spitzenplatz in der Liste der Vorbilder. War das Verhältnis Junge zu Alte um 1980 noch spannungsgeladen, so hat es sich heute weitgehend entspannt. Dies belegt bereits die «Shell Jugendstudie 2000». Sie dokumentiert, dass es zwischen Jugendlichen und Eltern weniger Konflikte gibt als noch 20 Jahre zuvor.
Die damals Befragten sind übrigens heute die «aktive» Elterngeneration, im Alter von 27 bis 40 Jahren stehend.
Der Herausgeber des Wall Street Journal , Ron Alsop, hat 2008 einen vielbeachteten Essay über die Millennials geschrieben: «The Trophy Kids – How the Millennial Generation is Shaking Up the Workplace». Alsop sieht in den Millennials Heranwachsende einer verlängerten Adoleszenz. Er hat dafür den schönen Begriff «Adultolescents» geprägt: außen erwachsen, innerlich nicht. Diese Adultoleszenten
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