Hellas Channel
Regen hinaus. Ich habe mich von der Glückseligkeit der Katze mitreißen lassen und überhöre das Offnen meiner Bürotür. Ein diskretes Hüsteln bringt mich wieder in die Realität zurück und zwingt mich dazu, mich umzudrehen.
In der Tür steht eine etwa dreißigjährige Frau, weder groß noch klein, weder hübsch noch häßlich. Sie trägt Stiefel und einen beigefarbenen Gabardinemantel mit einem eng um die Taille geschnallten Gürtel. Vielleicht in der geheimen Absicht, ihre Figur verführerisch zu betonen, was jedoch beim männlichen Teil der Bevölkerung kaum zu einem Anstieg der erotischen Fieberkurve führen dürfte.
»Guten Tag, mein Name ist Martha Kostarakou«, sagt sie lächelnd.
Plötzlich erscheint sie mir in einem anderen Licht. Die Kostarakou ist meine einzige Hoffnung, irgend etwas Konkretes in Erfahrung zu bringen. Zumindest, wenn ich Sperantzas glauben darf.
»Seit heute nehme ich die Stelle von Janna Karajorgi ein.« Sie bringt den Satz schwer über die Lippen und lächelt weiter verlegen vor sich hin. »Herr Delopoulos hat mir gesagt, daß Sie mich sprechen wollen. Er hat mir auch gesagt, daß Sie mich persönlich über den Mord an Janna auf dem laufenden halten werden, noch bevor Sie die anderen Journalisten informieren.« Ihr entfährt ein unmerklicher Seufzer, als wäre eine Last von ihr gefallen. Sie ist das glatte Gegenteil der Karajorgi. Weder angriffslustig noch hochnäsig, sondern ein braves Schulmädchen, dem man aus Mitleid einen Knochen hinwirft. Wie ein Entwicklungsland, das deine Hilfe mit tausend Bücklingen annimmt und dir, sobald auf seinem Gebiet eine Ölquelle entdeckt wird, den Stinkefinger zeigt.
»Warum haben Sie die Karajorgi so gehaßt? Was hat Sie Ihnen getan?«
Sie blickt mich sprachlos an. Ihr Lächeln ist erloschen, und ihre Hände umklammern mit eisernem Griff die Handtasche. Kurz zuvor hatte sie sich noch vollkommen in Sicherheit gewiegt, und nun habe ich mit einem Schlag die ganze Situation auf den Kopf gestellt. Somit zwinge ich sie, als erste den Mund aufzumachen, anstatt bequem zurückgelehnt auf meine Fragen zu warten.
»Wer behauptet so etwas?« fragt sie mit zitternder Stimme. »Mit Janna hatte ich ein kollegiales Verhältnis. Wir waren freilich keine Busenfreundinnen, aber auf keinen Fall war es so, daß ich sie gehaßt hätte oder ihr Böses wollte.«
»Sie wollen mich also davon überzeugen, daß das, was sie Ihnen angetan hat, keinerlei Bedeutung hatte und Sie es ganz schnell wieder vergessen haben?« Wie Kostaras. Ich tappe im dunkeln, in der Hoffnung, doch noch auf irgend etwas zu stoßen.
»Was meinen Sie denn? Daß sie meine Stelle als Polizeireporterin übernommen hat und ich daraufhin in das Gesundheitsressort wechselte? Soll ich Ihnen etwas sagen? Dort war ich viel besser aufgehoben. Es war viel weniger Streß, ich mußte nicht den ganzen Tag herumrennen. Zudem hatte ich es da mit Wissenschaftlern zu tun und nicht mit Räubern und Mördern.«
»Wer hat ihr den Rücken gestärkt? Soviel ich gehört habe, leisteten Sie in Ihrem Ressort gute Arbeit. Sie mußte also hochstehende Gönner haben, um Sie zu verdrängen.«
Sie durchschaut, daß ich ihrer Eitelkeit schmeicheln will, und lächelt, ironisch diesmal.
»Hören Sie«, sage ich mit Nachdruck. »Sie waren für die Polizeireportagen verantwortlich. Dann kommt die Karajorgi, nimmt Ihnen die Stelle weg und schickt Sie in die Wüste, ins Gesundheitsressort. Erzählen Sie mir nicht, daß Sie das nicht getroffen hat. Vielleicht haben Sie nach außen hin nichts gesagt, aber innerlich müssen Sie doch rasend wütend gewesen sein. Und siehe da, eines Abends wird die Karajorgi ermordet. Und schon am nächsten Morgen kehren Sie an Ihre alte Stelle zurück. Sie sind die erste, die von ihrem Tod profitiert. Sie wissen, was das zu bedeuten hat?«
Die Botschaft ist bei ihr angekommen, denn sie springt auf und schreit: »Was wollen Sie damit sagen? Daß ich sie umgebracht habe?«
»Nein, das sage ich nicht. Vorläufig, zumindest. Ich weiß natürlich nicht, worauf ich noch stoßen werde, wenn ich zu suchen anfange. Die bösen Zungen jedenfalls werden sofort loslegen. Und je mehr Zeit vergeht und je länger sich die Geschichte hinzieht, desto intensiver werden sie reden. Es ist also in Ihrem Interesse, daß wir rasch auf einen grünen Zweig kommen und diesen Leuten der Mund gestopft wird. Auf wessen Unterstützung konnte sie sich verlassen? Auf Delopoulos’?«
Sie lacht lauthals auf, als ob ich einen
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