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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sind.«
    »Mir gefallen die Gasse.«
    Die Verfolger versuchten, einen Zugang zu passieren, der gerade genug
    Platz bot für einen Troll. Während sie schoben und drängelten, wurde
    ihnen plötzlich klar, daß sich der Feind in unmittelbarer Nähe befand.
    Daraufhin kam es zu einem hauptsächlich mit Fäusten und El enbogen
    geführten Kampf auf dem schmalsten Schlachtfeld der Militärgeschichte.

    Knuddel hob die Hand, damit Detritus stehenblieb. Anschließend
    spähte er um eine Ecke.
    »Ich glaube, es droht keine Gefahr mehr«, sagte er. »Wir müssen jetzt
    nur noch das Ende der Gasse erreichen und dann zum Wachhaus zu-
    rückkehren, in Ordnung?«
    Knuddel drehte sich um, doch von dem Trol war nichts mehr zu se-
    hen. Er trat einen Schritt vor – und verschwand vorübergehend aus der
    Welt der Menschen.

    »O nein«, stöhnte Feldwebel Colon. »Er wol te das Zeug nicht mehr an-
    rühren! Seht nur! Eine ganze Flasche hat er in sich hineingeschüttet!«
    »Was ist es?« fragte Nobby. »Bärdrückers Leckertropfen?«
    »Ich glaube nicht. Immerhin atmet er noch. Komm, hilf mir.«
    Die Nachtwache hatte sich eingefunden. Hauptmann Mumm saß im
    Wachhaus auf dem Boden.
    Angua griff nach der Flasche und betrachtete das Etikett.
    »T.M.S.I.D.R. Schnappers echter und einziger Naßbergtau«, las sie. »Er
    wird sterben! Hier steht: ›Alkoholgehalt hundertfünfzig Prozent‹.«
    »Das ist kein Todesurteil, sondern nur Schnappers Reklame«, sagte
    Nobby. »Seine Prozentzahlen sind immer ziemlich groß.«
    »Warum hat der Hauptmann sein Schwert nicht dabei?« fragte Angua.
    Mumm öffnete die Augen und sah in Nobbys besorgte Miene.
    »Aaargh!« brachte er hervor. »Dasch Schwert? Habsch weggeben! Hur-
    ra!«
    »Wie bitte?« erwiderte Colon.
    »Esch gibt keine Wache mehr! Al esch weg…«
    »Ich glaube, er ist betrunken«, sagte Karotte.
    »Betrunken? Ich scholl betrunken schein? Du würdescht nicht wagen,
    so etwasch zu behaupten, wenn ich nüchtern wäre!«
    »Besorgt ihm Kaffee«, schlug Angua vor.

    »Ich glaube, unser Kaffee hilft nicht mehr«, meinte Colon. »Nobby, lauf zur Dicken Sal y in der Quetschbauchgasse. Hol einen Krug mit dem
    besonderen klatschianischen Zeug. Aber paß auf: keinen Metal krug.«
    Mumm blinzelte, als sie ihm auf einen Stuhl halfen.
    »Allesch weg«, sagte er. »Bäng, bäng!«
    »Lady Käsedick wird sehr ungehalten sein«, spekulierte Nobby. »Er hat
    ihr versprochen, nie mehr zu trinken.«
    »Hauptmann Mumm?« fragte Karotte.
    »Mhm?«
    »Wie viele Finger zeige ich dir?«
    »Mhm?«
    »Na schön. Wie viele Hände siehst du?«
    »Vier?«
    »Meine Güte, so habe ich ihn seit Jahren nicht mehr erlebt«, sagte Co-
    lon. »Versuchen wir’s mal anders. Noch was zu trinken, Hauptmann ?«
    »Er braucht jetzt sicher nicht noch mehr Alko…«
    »Laß nur. Ich weiß, worauf es jetzt ankommt. Noch ein Gläschen,
    Hauptmann Mumm?«
    »Mhm?«
    »Na, so was.« Colon trat zurück. »Er war immer in der Lage, mit einem
    lauten, deutlichen ›Ja‹ zu antworten. Ich fürchte, die Sache ist sehr ernst.
    Bringen wir ihn auf sein Zimmer.«
    »Ich trage den armen Kerl«, bot sich Karotte an. Mühelos hob er
    Mumm hoch und legte ihn sich über die Schulter.
    »Es gefällt mir gar nicht, ihn so zu sehen«, sagte Angua, als sie Karotte in den Flur und die Treppe hoch folgte.
    »Er trinkt nur, wenn er deprimiert ist.«
    »Warum sollte er deprimiert sein?«
    »Manchmal wird er depressiv, weil er nichts zu trinken hat.«
    Das Wachhaus am Pseudopolisplatz hatte einst als eine Familienresi-
    denz der Käsedicks gedient. Jetzt war der erste Stock das mehr oder we-
    niger improvisierte Quartier der Wache. Karotte hatte dort ein Zimmer.

    Nobby wohnte bereits im vierten Raum: Er zog immer dann um, wenn
    es schwierig wurde, den Boden wiederzufinden. Auch Mumm hatte eine
    Kammer für sich.
    Allerdings gelang es selbst einem Häftling, seine Persönlichkeit in ge-
    wisser Weise auf die Zelle zu übertragen. Doch hier hatte Angua den
    Eindruck, ein Zimmer zu sehen, in dem nie jemand gewohnt hatte.
    »Das hier ist sein Zuhause?« vergewisserte sie sich. »Meine Güte!«
    »Was hast du erwartet?«
    »Ich weiß nicht. Etwas. Irgend etwas. Aber das hier ist… nichts .«
    Angua sah ein schmuckloses eisernes Bettgestell. Federn und Matrat-
    zen hatten so sehr nachgegeben, daß eine deutlich ausgeprägte Mulde
    den Benutzer sofort zwang, die Position eines Schlafenden einzuneh-
    men. Hinzu kamen ein gesprungener Spiegel, darunter ein

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