Helvetias Traum vom Glück (German Edition)
konnte er in solch bewegenden und aufwühlenden Momenten die Tränen unterdrücken. Die Polizei war vorsorglich mit einem riesigen Aufgebot vor Ort. Alles blieb ruhig und so nahm die Beerdigung von Peter Weller ihren würdigen Verlauf. Politische Anhänger, aber auch einige Gegner, zahlreiche Geschäftspartner, die gesamte Belegschaft seiner Firma, unzählige Freunde und Bekannte sowie die ganze Familie nahmen vom grossen Staatsmann, Unternehmer, Freund, Gatte und Vater Abschied, wie es der Bundespräsident in seiner bewegenden Rede formulierte. Nadine und Ferrari hielten sich im Hintergrund. Nach dem offiziellen Anlass in der Kapelle, die bei Weitem nicht ausreichte, um die grosse Trauergemeinde aufzunehmen, wurde der Bundesrat auf Wunsch von Ines im engsten Familienkreis zu Grabe getragen.
«Da läuft so ziemlich alles herum, was Rang und Namen hat.»
«Sogar die politischen Gegner, Nadine. Mich wundert, dass es ruhig bleibt.»
«Georg hat die ganze Gegend hermetisch abriegeln lassen. Da kommt nicht einmal eine Maus durch. Schau dir die vielen Kameras an. Irgendwie schräg, die ganze Welt will teilhaben. Wollen wir? Das Ganze löst sich langsam auf.»
»Ja, nichts wie weg. Auf ins ‹Hirschi›. Da werden Jugenderinnerungen wach.»
«He, du kannst doch hier nicht einfach auf dem Trottoir parkieren.»
«Das kann ich sehr wohl. Wir sind im Dienst, somit ist der Porsche ein Dienstfahrzeug.»
Im «Hirscheneck» lümmelten einige wenige Personen herum. Nadine ging zur Theke und zeigte dem Mann, der Gläser trocken rieb, ihren Ausweis.
«Wir suchen drei Personen. Ruedi Fink, Bodo Stein und Dagmar Lesser.»
«Kenne ich nicht!»
Nadine ging zu den Gästen und wiederholte ihre Frage. Dann schlenderte sie nochmals zur Theke zurück.
«Wir wollen uns mit den dreien nur unterhalten. Reine Routine.»
«Kann jeder sagen.»
«Also kennst du sie?»
«Kennen. Wer kennt schon jemanden? Vielleicht habe ich sie schon einmal gesehen. Schon einmal von ihnen gehört. Aber kennen, nein, ich kenne sie nicht.»
«Und jetzt?», Nadine schaute Ferrari an.
«Jetzt wissen wir, dass der Mann hinter der Theke die drei kennt. Und jetzt müssen wir nur noch herausfinden, wie gut er sie kennt und wo sie sich befinden.»
«Tolles Spiel! Also, dann auf ein Neues. He, du, jetzt platzt mir gleich der Kragen.»
Der Mann sah sie verständnislos an und rieb ein weiteres Glas trocken.
«Du kennst die drei.»
«Bist du schwerhörig? Ich habe gesagt, dass ich sie nicht kenne.»
«Und du weisst, wo sie sich aufhalten. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Erstens, du sagst uns, wo sie sind, oder zweitens, ich rufe einen Streifenwagen, der dich ins Kommissariat bringt. Dort unterhalten wir uns so lange, bis wir wissen, ob du sie kennst oder nicht.»
«Von mir aus, ruf deinen Streifenwagen, Zicke.»
Ferrari mischte sich ein.
«Und alles, weil wir mit den drei sprechen wollen. Das ergibt doch keinen Sinn. Wenn du Pech hast, verbringst du eine Weile in der Untersuchungshaft. Bloss, weil du voll auf stur machst.»
Der Mann unterbrach seine Arbeit und dachte angestrengt nach.
«Was wollt ihr von denen?», fragte er misstrauisch.
«Reden, sonst nichts.»
«Ich glaube, Sie sind im Gundeli, in der Delsbergerallee. Sicher bin ich mir aber nicht.»
«Wie erkennen wir sie?»
«Ruedi hat so ein Geissenbärtchen. Dagmar läuft immer im Hippielook rum. Bodo kann ich nicht beschreiben.»
«Weshalb hast du das nicht gleich gesagt?», wunderte sich Nadine.
«Weil ich nicht wollte. Und jetzt will ich.»
Nadine verliess kopfschüttelnd das Lokal.
«Der spinnt doch, der Trottel.»
Wo sie recht hat, hat sie recht!
Die Rutschpartie ins Gundeli dauerte eine kleine Ewigkeit, denn von einer normalen Fahrt konnte bei diesem Wetter keine Rede sein. Schon gar nicht mit Sommerpneus. Ferrari klammerte sich so gut es ging am Sitz fest. Wie schön wäre es jetzt im Tram …
«Wofür bezahlen wir eigentlich Steuern, wenn es den Idioten nicht einmal gelingt, die Strassen frei zu kriegen?»
Winterreifen kann man zwar nicht von den Steuern absetzen, doch sie sind in dieser Jahreszeit einfach viel sicherer und würden auch dem Nervenkostüm gut tun, besonders seinem. Ganz abgesehen davon, dass man den Versicherungsschutz riskiert, denn die Fahrt mit Sommerreifen im Winter kann als grobe Fahrlässigkeit gewertet werden. Doch Ferrari hütete sich, seine Gedanken auszusprechen.
«Das muss das Haus sein, da hängt ein Transparent.»
Nochmals dem Sensemann von der
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