Helvetias Traum vom Glück (German Edition)
vollkommen absurd. Wir werden sehen. Die andere Variante heisst Familie Weller. Immerhin ist Andreas der Vater und als solcher hat er Pflichten. Zudem würde Ines, so wie ich sie kennengelernt habe, ohne Zögern für die drei sorgen. Nadine, die Francesco von der Seite beobachtete, schmunzelte. Noch ein paar Sekunden und er war so weit.
«Also gut. Ich rufe Olivia an. Ihre Tante sucht Haushaltspersonal. Aber zuerst sprechen wir bei den Wellers vor. Schliesslich ist Andreas der Vater. Den nehmen wir in die Pflicht.»
«Geht ja. Wieso nicht gleich so?»
«Und welche Strategie verfolgen wir, wenn Fritz Löffler Stress macht, weil er Irina zurückhaben will?»
«Wagner einschalten! Schuldet Nadine was. Bum, bum, gibt eins auf die Rübe.»
Das hingegen wollte Ferrari nicht gehört haben. In Gedanken war er längst bei Ruedi Fink. Alle Fäden schienen in irgendeiner Weise bei ihm zusammenzulaufen. Der Weltverbesserer war ein ziemlich gewiefter Bursche. Er kannte Andreas Weller, Irina Löffler und Patrick Stolz. Wie hatte es Lutz Wagner formuliert? Ruedi und Patrick sind gleich. Ja, das waren seine Worte. Worin gleich? Was verband einen Kommunisten mit einem Rechtsextremen? Geld? Macht? Letzteres hatte ja Andreas Weller in einem ihrer Gespräche angedeutet. Oder gab es zwischen den beiden eine Verbindung, die noch im Dunkeln liegt? Wenn die Kollegen nur endlich fündig würden. Dann könnte Ruedi Fink mit Sicherheit einige Fragen klären. Minutiös setzten Nadine und Ferrari ihre Mo--saiksteine zusammen. Peter Weller hatte also Irina um jeden Preis gewollt. Aus Liebe? Oder um seinem Sohn ihr vermeintlich wahres Ich vor Augen zu führen? Doch sie lässt ihn abblitzen. Nach den National- und Ständeratswahlen wird sie für Peter Weller zur Hypothek. Sie muss weg, und zwar aus zwei Gründen. Erstens könnte sie ihrem Zuhälter erzählen, dass er ihr zu Füssen lag. Er, der designierte Bundesrat, vor ihr, einer ausländischen Hure. Zweitens bekommt sie ein Kind. Wusste Peter Weller überhaupt davon? Wenn ja, von wem? Etwa von Ruedi Fink? Und wer war der wirkliche Vater des Kindes?
«Können wir Irina vertrauen? Ist das Kind von Andreas? Oder ist Peter Weller der Vater?», wandte sich Ferrari an Nadine, als sie mit dem Lift in die Tiefgarage fuhren.
«Ich glaube Irina. Sie sagt die Wahrheit. Nenn es weibliche Intuition.»
Ferrari verzog das Gesicht. Ein bisschen viel weibliche Intuition in letzter Zeit.
«Trotzdem, es wäre möglich. Lass mich den Gedanken zu Ende denken, Nadine. Also, Peter Weller schwängert Irina Löffler und will sich dann freikaufen. Aber Stolz versaut den Deal. Peter Weller merkt, dass etwas schiefgelaufen ist. Möglicherweise hat sich sogar Irina bei ihm gemeldet, ihm mitgeteilt, dass sie sich mit lächerlichen dreitausend Franken nicht abspeisen lässt. Daraufhin stellt er Stolz zur Rede, der seinen Chef kurzerhand aus dem Weg räumt beziehungsweise räumen lässt. Denn Stolz stand an jenem Abend direkt neben Peter Weller. Er kann also unmöglich selbst die vermummte Person gewesen sein, die zugestochen hat. Ruedi Fink könnte den Mord im Auftrag von Patrick Stolz begangen haben. Für Wagner ist Fink sowieso der Täter … Wir müssen unbedingt herausfinden, was Fink und Stolz verbindet … Da!»
Ferrari rannte zu einem Wagen.
«Was ist denn jetzt schon wieder?»
«Das ist er!»
«Was? Kannst du bitte etwas deutlicher werden?»
«Der hat mich vollgespritzt. Ich bin mir ganz sicher. BL 228452.»
Nadine verdrehte die Augen.
«Hundertprozentig!»
Ferrari liess sich mit dem Verkehrszug der Basler Polizei verbinden und gab die Nummer durch.
«Jetzt habe ich ihn, Nadine! Der kommt mir nicht ungeschoren davon», flüsterte er mit der Hand auf der Muschel. «Nur noch einige Sekunden, dann weiss ich Namen und Adresse dieses … Wie? … Bist du sicher? … Danke.»
«Und, wer ist der Verbrecher?»
«Der Wagen gehört Felix.»
«Deinem Freund, dem Spitaldirektor, der Irina selbstlos ein Einzelzimmer gegeben hat, obwohl es ihr gar nicht zusteht?» Nadine kicherte. «Na, worauf warten wir noch? Gehen wir rauf und vermöbeln ihn.»
«Hm!»
So ein Mist. Jetzt habe ich den Kerl endlich und dann ist es ein Bekannter, in dessen Schuld ich auch noch stehe. Unschlüssig stand Ferrari hinter dem schwarzen BMW. Soll ich oder soll ich nicht? Bei allem Respekt, in Ordnung war sein Verhalten nicht. Nein, das war es wirklich nicht.
«Vielleicht war es ein Notfall und er durfte keine Sekunde verlieren. Ja,
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