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Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Titel: Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ida Ding
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schau ich immer, wie das Wetter wird, im Bayerischen Fernsehen, bei der Sieben-Tage-Vorhersage. Nur wenn ich Heu mache und es wirklich pressiert, also im alleräußersten Notfall, ganz ausnahmsweise, wenn schon die Gewitterwolken heraufziehen, lasse ich mir von der Emma sagen, ob das Wetter hält oder ich doch wen fragen soll, der mir Silo macht. Der Emil ist viel rigoroser, der lernt nur, wenn seine Schwester eine Ex voraussagt. Dabei weiß sie bloß, was in den letzten Stunden passiert ist oder in den nächsten passieren wird, höchstens einen Tag vor oder zurück, so genau haben wir das noch nicht herausgefunden. Und mit Zahlen hat sie es auch nicht, also Lottozahlen oder Pferdewetten, keine Chance.
    «Du kannst dich über viel Sonnenschein freuen, zieh die lange Unterhose aus. Es geht ein leichter Ostwind, keinen Süßstoff in den Tee tun, der bringt dichte Wolken, und nächsten Donnerstag regnet es erst wieder, die Badewanne hinter eurem Haus läuft über. Auge um Auge, Zahn um Zahn», plappert Emma, als ich sie aus dem Hühnerstall zerre und hastig die Überreste vom Fuggerjakl in meine Hosentasche stopfe.
    Dem Pflaum Herbert sein eines Auge leuchtet auf. «Mersse, jetzt weiß ich, wo ich’s hingelegt hab.»
    Ich merke sofort, dass Emma kurz vorm Zusammenbrechen ist. Blass und müde sieht sie aus, ihre Wimmerl leuchten so rot wie ihr Anorak.
    «Papa, ich habe mich doch ganz warm angezogen, mir geht’s gut.»
    Ich küsse ihr die Stirn, die sich zum Glück trocken und kalt anfühlt. «Du kommst jetzt mit ins Haus.» Sie hängt sich in meine Arme und lässt sich tragen.
    «Und ihr.» Ich wende mich wieder an die Alten. «Ihr wollt doch in Wirklichkeit nur wissen, wer den Wickerl ermordet hat, stimmt’s?» Sie schweigen, ich hab ins Schwarze getroffen. «Lasst die Polizei ihre Arbeit machen, auch wenn’s euch nicht passt.»
    «Schneller wär es schon mit der Emma», erwidert trotzig der Pflaum Herbert. «Wir wollen schließlich alle ruhig schlafen und nicht Angst haben müssen, weil hier ein Mörder herumstreunt und vielleicht auf den Geschmack gekommen ist und noch jemanden abmurkst.»
    Die Textilstubenzwillinge nicken zustimmend und wechseln die Stricknadel des Nadelspiels mit einer schnellen Armbewegung, wie zwei Synchronschwimmerinnen, und schon geht das Geklapper weiter. Irgendwie habe ich den Verdacht, dass die Mördersuche nicht der einzige Grund ist, warum es sie hierherdrückt, aber ich durchschaue es nicht.
    «Nichts da. Die Emma braucht Ruhe, verstanden?» Ich stutze. «Woher wusstet ihr überhaupt, dass sie zu Hause ist, oder seid ihr erst in die Schule gegangen, vor lauter Neugier?»
    Die Berta sieht von ihrem Strickzeug auf. «Wir wollten schon mal zum Bus laufen, und deine Tochter ist halt hier in der Wiese gesessen und hat gesagt, dass der Fidl im Krankenhaus ist.» Die Emma braucht eben kein Handy, um auf dem neuesten Stand zu sein.
    «Sag mal, kannst
du
uns heute nicht fahren?», fragt der Pflaum und schaut mich an wie ein einäugiges neugeborenes Lamm.
    Das auch noch.
    «Der Rossi und wir alle, mit unseren Beschwerden. Wenn einer ein Ersatz für den Fidl ist, dann du. Du kennst dich aus, Muck, als Einziger.» Die anderen pflichten ihm lautstark bei, als ginge es um eine Wahl im Gemeinderat. Mir erweicht es das Herz, aber ich muss hart bleiben, auch wenn die Liste in meinem Hirn, was ich heute alles vorhatte, auf einmal verblasst, als hätte wer feucht drübergewischt. Kein einziges Wort kann ich mehr entziffern. Mit dem Emil sollte ich noch was machen, aber was? Mir wird es schon wieder einfallen. Nur die Ruhe. Mein Schwiegervater ist auf die Senioren-Fahrten angewiesen, so wahnsinnig viele Bilder verkauft er nicht. Ein paar an die Dampfertouristen und Dauersegler. Fast jeder im Dorf hat schon ein Roseninselmotiv im Wohnzimmer, und im Sitzungssaal der Gemeinde haben sie vier nebeneinanderhängen, den See zu jeder Jahreszeit. So ein Bild wird nicht schlecht oder verwelkt, das ist was für die Ewigkeit. Aber von der kann der Fidl auch nicht abbeißen. «Warum fahrt ihr nicht mit dem Baierl seinen vollklimatisierten Klobussen?», schlage ich vor.
    «Der braucht doch alle als Schulbusse. Und bei einer anderen Reisegesellschaft kriegen wir nur unterwegs irgendein Glump oder eine Versicherung angedreht, das wollen wir nicht. Wir brauchen keinen Fremdenführer oder Unterhalter, für Stimmung sorgen wir schon selbst. Das Ziel ist der Weg.»
    «Andersrum.»
    «Wer ist andersrum?» Der Pflaum Herbert

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