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Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Titel: Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ida Ding
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stiert mich an, und ich merk, wie ich rot werde, als würde mein inneres Warnblinklicht doch durch mich durchscheinen.
    «Keiner. Ich mein, es heißt, der Weg ist das Ziel.»
    «Ach so, bei uns nicht. Ich dachte schon, du weißt was Neues über deinen Vater. Ist der eigentlich mal wieder aufgetaucht?»
    Aufgetaucht, das ist gut. Wie oft bin ich schon am Seeufer gestanden und hab mich gefragt, ob mein Vater dort unten liegt, eingekeilt im Andreasgraben, an der tiefsten Stelle bei der Roseninsel, dort geht’s fast bis zu den Bountyinseln durch. Darauf hab ich keine Antwort, und ich will auch nicht drüber reden.
    Der Pflaum klopft mir auf die Schulter. «Unter jedem Dach ein Fach.»
    «
Ach
heißt es, Herbert, unter jedem Dach ein Ach.» Seine Frau hat die Ohren gespitzt, als ihr Mann das mit meinem Vater angesprochen hat. Anscheinend geht es immer noch herum im Dorf, auch nach so vielen Jahren noch.
    «Versteh mich nicht falsch. Was dein Vater mit wem wo und wie treibt, geht uns nichts an. Ein feiner Kerl war das, der Simon. Und du hast es von ihm geerbt, Muck. Wir brauchen eine Vertrauensperson, keinen Hilfschauffeur, der morgen ausgetauscht wird.»
    «Dann verzichtet und wartet, bis der Fidl gesund ist.»
    «Das geht nicht. Wir müssen was erledigen, haben Termine, das könnt ihr Jungen euch gar nicht vorstellen.»
    «Genau.» Der Rest der Meute stimmt mit ein.
    Ich überlege. Wenn ich nicht fahre, finden die vielleicht jemand anderen, und der Fidl ist seinen Job los.
    «Der Schlüssel», sagt Emma auf meinem Arm. Woher weiß sie davon? Aber warum frage ich mich das immer wieder bei ihr? Sie weiß es halt.
    «Stimmt, wir können gar nicht fahren. Der Busschlüssel ist weg.»
    «Dann suchen wir ihn alle zusammen», sagt der einäugige Pflaum, und schon stapfen sie los.
    «Stopp, keinen Schritt weiter.» Das fehlt mir noch, dass sie mir das hohe Gras zusammentrampeln. Es reicht, wenn die Hundebesitzer überall durchlatschen, ihre Apportierstecken liegen lassen und mir dann vom Heuwender wieder ein Zinken abbricht.
    Woher nehmen sie bloß die Energie? Das soll ihnen mal eine Gruppe Zwanzigjähriger nachmachen. Die
Gemeinsam Dabeiseier
könnten noch glatt als Animateure in einem Jugendclub anheuern. Hartnäckigkeit und Tatendrang hoch zwei. Ich spähe zur Herde hinüber, ein Viertel vom hohen Gras haben sie bereits abgefressen.
    «Wer schaut mir nach den Schafen, wenn ich in der Weltgeschichte umeinanderkurve? Die Zwiebi ist trächtig und könnte heute ihre Lämmer kriegen.» Sie ist vorhin bereits schwer auf die Weide gegangen, aber ich hab sie trotzdem zu den anderen getan, sonst schreit sie mir den ganzen Tag im Stall und ist dann zu heiser, um ihre Lämmer zu begrüßen.
    «Wird schon nichts sein bis um fünf, halb sechs, dann sind wir spätestens zurück», beschwichtigt mich der Pflaum.
    Was versteht ein Metzger von Lebenden? Andererseits läuft bei den Geburten meiner Tiere meist alles glatt. Und Ruhe ist immer besser als ständige Kontrolle. Ich überlege. «Es geht nicht, erst muss ich dem Fidl seine Sachen, Schlafanzug, Zahnbürste, frische Socken und so, ins Krankenhaus bringen», fällt mir noch ein.
    «Das erledigen wir gemeinsam. Du fährst bei ihm vorbei, und wir passen dann solange im Bus auf die Emma auf. Die kannst du doch nicht mit hineinnehmen, wegen der Ansteckungsgefahr.» Die kann ich eigentlich überhaupt nirgends mitnehmen! Wenn die Sophie davon erfährt, schlafe ich heute Nacht im Schafstall, aber das sage ich nicht laut.
    «Wir haben die Windpocken alle hinter uns, da kannst du beruhigt sein», erklärt die Pflaum Burgl. Bei der Gretl ihrer fleckigen Haut wäre ich mir nicht so sicher.
    Sie scheint meinen Blick zu bemerken, fährt sich über die rostroten Wangen und sagt: «Ich hab das mit der Einstellung meiner neuen Höhensonne noch nicht raus, weil ich immer einnicke, wenn die zu surren anfängt.» In Pöcking ist gemordet worden, und noch dazu hat mir irgendwer meine schönen Augsburger abgemurkst, und ich gehe einfach so auf große Fahrt? Auf einmal dämmert es mir, auf was das Ganze hinauslaufen soll. Sie glauben vielleicht, dass ich auf ihre Tricks reinfalle. «Ihr wollt doch nur die Emma weiter ausquetschen.»
    «Wir fragen nichts mehr, versprochen.» Alle heben die knotigen Finger, mit oder ohne Strickzeug, zum Indianerehrenwort.

Am Ende lasse ich mich überreden und fahre sie doch. Hier kann ich vorerst nichts ausrichten, außer dass ich mir das Hirn zermartere, wer das mit meinen

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